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Konzertberichte
Big Thief
08.03.2020 – Big Thief spielen an einem Montagabend Anfang März 2020 im ausverkauften Berliner Astra. Da folgt jetzt normalerweise ein Konzertbericht, die Band spielt Songs, es ist super, und so weiter. Normal ist das aber alles auf einmal nicht – seit besagtem Konzert am 9. März hat sich die Realität einmal auf den Kopf gestellt, dieser Montagabend wirkt länger als einen Monat entfernt.
Editors
31.01.2020 – Teufelskreis der Musikschaffenden: Wer touren will, sollte dazu ein Album veröffentlicht haben; wer dessen Songs auf der Tour dann aber nicht in den Mittelpunkt stellt, gesteht selber ein, die Neuveröffentlichung quasi selber so sehr für ein leidiges Übel zu halten wie die Fans wahrscheinlich auch. Looking at you, Foo Fighters! Wer dann aber doch mal ne Tour lang die alten Klopper heraushauen und sich zusätzlich noch im Weihnachtsgeschäft das lang ersehnte Drumkit aus purem Gold verdienen möchte, den lacht die Idee des Best-Of-Album an. Auftritt Editors.
The Menzingers
25.01.2020 – Nur wenig auf der Welt ist so wenig Punkrock, wie Punkrock um 18.30. Sollte man meinen und sich beim Grünspan wegen der Kiez-am-Wochenende-typischen Anfangszeit des Menzingers-Konzertes bedanken. Das Double Feature mit den Spanish Love Songs funktioniert dann aber doch ganz wunderbar.
The Düsseldorf Düsterboys
14.01.2020 – Zu ihrem Debüt-Album "Nenn Mich Musik" spielen The Düsseldorf Düsterboys die dazugehörige Tour. Die zweite Hälfte hat ihren Auftakt in Freiburg im ausverkauften The Great Räng Teng Teng. In dem verrauchten kleinen Club ist es dicht gedrängt und das Ambiente wirkt, als wäre es auf die Düsterboys zugeschnitten oder direkt aus dem Song "Kneipe" entsprungen.
The National
26.11.2019 – Ein The-National-Konzert an einem kalten November-Abend in Berlin ist vor allem eins: nostalgisch. Denn genau dort gehört ein Konzert der Band hin, in den November. Zumindest für die Menschen, die die Band schon ewig verfolgen. Mittlerweile ist das nicht mehr ganz sicher, aus der melancholischen, etwas abgefuckten New Yorker Band ist mittlerweile eine große und breitgefeierte Rockband geworden, die sich auch auf den Festivalbühnen des Sommers hervorragend macht. Nostalgisch also, weil das ist, wo die Band für die alten Begleiter*innen herkommt. Und wo sie irgendwie auch am Besten hingehört.
Martin Kohlstedt
23.11.2019 – Wenn Martin Kohlstedt in Wuppertal spielt, könnte man schon fast von einem Heimspiel reden. Nach drei kleinen, intimen Konzerten in Wuppertals "Hutmacher" folgt in diesem Jahr das Konzert in einem der schönsten Konzerthäuser Deutschlands, der Wuppertaler Historischen Stadthalle.
The Twilight Sad
08.11.2019 – Spätestens ab Oktober zeigt sich Berlin von seiner grauen Seite. Der Herbst, so scheint es, zieht in der Hauptstadt mit besonderer Härte ein. Was gibt es da passenderes, als die Abende mit der dazugehörigen schwermütigen Musik zu begehen. Wie auch schon im letzten November eignet sich dafür, wenn man auch einmal rausgehen möchte, wunderbar ein Besuch bei The Twilight Sad: Auch wenn die Begleitumstände alles andere als einladend sind – und das liegt nicht einmal am Wetter.
Max Cooper
23.10.2019 – "Krematorium Wedding" steht in alten Lettern über dem Eingangstor, dahinter erhebt sich episch ein Gebäude mit mehreren Kuppeln. Leichte Zweifel, ob das hier wirklich die richtige Adresse für den heutigen Abend ist – aber die Adresse passt und die herumstehenden Leute wirken auch wie interessierte Konzertbesucher. Willkommen im "Silent Green". Seit wenigen Jahren ist an dieser Stelle ein Kulturquartier entstanden, in dem diverse Aktivitäten stattfinden, wie zum Beispiel der Grund unseres Besuches: Max Cooper präsentiert "Yearning For The Infinite", eine audiovisuelle Show.
Hælos
10.10.2019 – Oftmals fragt man sich ja, auf welchen Wegen Künstler X oder Band Y so groß und berühmt werden konnten – und manchmal liegt genau das Gegenteil vor – wie um alles in der Welt kann es sein, dass diese Musik nicht durchschlägt? Hælos aus London sind so ein Fall für letzteres. Ihr 2016 veröffentlichtes Debüt "Full Circle" hätte wunderbar in den Trend zurückgenommener, dennoch IDM-tanzflächentauglicher Alben im Fahrwasser von The XX, James Blake oder London Grammar gepasst – ohne wie eine Kopie dieser zu klingen. Der Nachfolger "Any Random Kindness" erschien dieses Jahr und bestätigt die hohe Qualität der Briten. Live treten sie nur selten auf, dieser Donnerstag, der 10.10., bietet eine der wenigen Gelegenheiten.
Bill Callahan
08.10.2019 – Bill Callahan spielt ein Konzert. Der Satz reicht für Freund*innen des Songwriters mit zurecht unvergleichbarem Status aus, um Herzklopfen zu bekommen. Und viel mehr braucht es dann auch nicht an diesem regnerischen Oktoberabend im Berliner Admiralspalast: Bill Callahan spielt seine Songs. Es ist das erste – und einzige – Deutschlandkonzert seit fünf Jahren. Es gibt kaum Lichtshow – im Prinzip ist die ganze Zeit mehr oder weniger das Saallicht an, Callahan hat einen Schlagzeuger, einen (E-)Kontrabaßisten und einen Gitarristen dabei, er selbst spielt durchgehend dieselbe Akustikgitarre, die er zwischen den Songs selbst stimmt. That's it.
Wilco
12.09.2019 – "I'm glad there are some kids around here. Because our usual fans are getting old and dying", sagt Jeff Tweedy nach ein paar Songs. Wilco spielen – mal wieder – im schönen Tempodrom in Berlin, und ja, die Fans werden mit ihnen älter. Aber sie haben genau wie die Band mitunter mittlerweile Familien und bringen teilweise ihre Kinder mit.
Olli Schulz
03.09.2019 – Nach seiner ausverkauften Solo-Tour im Frühjahr und ausgewählten Festivalauftritten hat Olli Schulz nochmals seine Band in den Tourbus locken können und spielt vier weitere Konzerte in kompletter Besetzung. Durch seine Ausflüge in Podcast und Fernsehen hat Schulz mittlerweile eine große Anhängerschaft, die aus verschiedenen Gründen ein Konzert des Hamburgers besuchen und eben nicht nur aus musikalischen. Dass dieser Umstand Fluch und Segen zugleich sein kann, sollte sich im Verlaufe des Abends in der Hamburger Markthalle noch zeigen.
Madrugada
20.04.2019 – Zwanzig Jahre ist ihr Debüt "Industrial Silence" nun alt – Anlass für die eigentlich aufgelösten Madrugada, sich wieder zusammenzufinden und gemeinsam dieses Jubiläum zu betouren. Gleich zwei Mal führt sie dies nach Berlin. Einmal zu Beginn der Tour im Februar in das kleine Columbiatheater und nun, acht Wochen später, in die danebengelegene circa fünfmal größere Columbiahalle. Beide Shows sind ausverkauft – ein Zeichen des noch immer massiven Ansehens, welches die Norweger hierzulande genießen. Zudem ist Berlin ein Heimspiel: Eine Weile lang lebte die Band hier.
Ry X
13.03.2019 – Es ist ein komischer Ort, dieses Carlswerk Victoria. Nicht gerade das, was man eine traditionelle Konzertstätte nennen würde, steht es dort im seit Jahren als neues hippes Veedel erklärten Köln-Mülheim, im Schatten des E-Werk und Palladium. Ein Ort, der entweder überhaupt nicht oder absolut zu dem passen soll, was an diesem Abend passiert. Je nach Sichtweise.
Amenra
15.02.2019 – Eine der beeindruckendsten und eindringlichsten Livebands überhaupt sind Amenra. Zwar gab es in den vergangenen zwei, drei Jahren schon genug Möglichkeiten, diese in Deutschland zu sehen, doch ist jeder Auftritt immer wieder ein Maßstab für sich und Beweis, dass die Belgier keinerlei Abnutzungserscheinungen aufweisen. Am 15.02.2019 hat es sie ins Hamburger Knust verschlagen, erster Halt einer Minitour mit Hamburg, Berlin, Wiesbaden und Dortmund.
Ben Howard
02.12.2018 – Wie komplett unterschiedliche Erwartungen dafür sorgen können, dass die Wahrnehmung eines Konzertes zwischen verschiedenen Besuchern eine komplett gegensätzliche Richtung einnimmt, zeigt eindrucksvoll Ben Howard. Zwischen denen, die wegen der erfolgreichen Singles des Debüts anwesend sind und jenen, die sich intensiver mit seiner Musik und vor allem seiner Entwicklung befasst haben, teilt sich das Publikum auf – und somit auch die Einschätzung, ob der Abend ein gelungener war, oder eben nicht.
David August
16.11.2018 – Elektroshows im Jahre 2018: Dank immer größerer Produktionsmöglichkeiten und technischem Equipment sind viele Auftritte mehr Video-, denn Musikkonzert. Es geht auch anders, zeigt David August bei seinem Auftritt in Berlin.
Razz Vs. Abay
30.10.2018 – Dass es an diesem Freitag Abend zu keinem Schlagabtausch zwischen den Bands Abay und Razz kommen wird, war hoffentlich jedem klar, der diese Ankündigung auf den Social-Media-Kanälen verfolgt hat. Stattdessen gab es zwei gut aufgelegte Bands, die ihre Sets brav nacheinander spielten und einen starken Support-Act zu Beginn eingeladen hatten.
Bon Iver
26.10.2018 – Vor einem Jahr sagten Bon Iver ihre Europatournee ab und es war – vor allem im Kontext der Vorgeschichte Justin Vernons – nicht wirklich klar: War's das? Nun kehrten Bon Iver zurück nach Berlin für ein exklusives Deutschland-Konzert, schlagen die Brücke zwischen Alben, Genres, sich selbst und dem Publikum und es wird klar: Das war's noch lange nicht!
King Crimson
03.07.2018 – Ein schwieriger Aspekt in der Musik ist es ja gemeinhin, mit seinem eigenen Werk in Würde zu altern. Man kann den Weg vieler betagter Künstler gehen – und auch mit 60+ noch so tun, als wäre man Mitte zwanzig. Die Beispiele kennt jeder – die fast schon zur Karikatur gewordenen Rolling Stones, oder auch Iggy Pop oder AC/DC. Ein vielgehörter Satz von Fans dieser Gruppen lautet ja: Nach 197x kam nix Interessantes in der Musik mehr. Passend dazu ergab neulich eine Studie im Auftrag eines großen Streamingdienstes, dass man im Durchschnitt mit 31 aufhöre, neue Musik zu entdecken.
Massive Attack
29.06.2018 – "Die Sinngebung ist Sache des Hörers." Standardantwort der meisten Bands, die um Decodierungshilfe hinsichtlich ihrer Songlyrics gebeten werden und sich oft schon weigern, zumindest eine ungefähre Interpretationsrichtung vorzugeben – klar: Soll ein und derselbe Song ruhig von verschiedenen Rezipienten doch mal als Russlandkritik, mal als Nacherzählung antiker Sagen, mal als Kochrezept für koreanische Teigtaschen ausgelegt werden. Massive Attack dagegen lassen zumindest live keinerlei Zweifel offen: Musik ist immer auch politisch.
Beatsteaks
07.04.2018 – Die Vorzeichen für einen gelungenen Konzertabend im Bremer Pier 2 lesen sich erfreulich gut. So spielt an diesem Abend laut Leserpoll eines bekannten deutschen Musikblattes mit den Beasteaks die beste deutsche Liveband und wird dabei mit Turbostaat von der zweitbesten Liveband supportet.
Fever Ray
17.03.2018 – Wenn die Songs eines Albums durch die Liveperformance erst die volle Wirkung entfalten, dann wurde auf jeden Fall einiges richtig gemacht. Fever Ray und ihre Band machen bei ihrer aktuellen Tour vieles sogar mehr als richtig.
Fortuna Ehrenfeld
16.03.2018 – Die Beschreibung "Pop-Musik für Erwachsene" liest man häufiger, wenn es um einen Erklärungsversuch der Musik von Martin Bechlers Band, Fortuna Ehrenfeld, geht. Dass dieser Ausspruch nicht von ganz weit hergeholt ist, zeigt sich auch an diesem Freitagabend im Bremer Tower. Ein Großteil der Besucher des gut besuchten Saals hat die 30 lange hinter sich gelassen und der Rest hat vielleicht einfach eine Schwäche für schwermütigen Pop oder wartet schlicht auf die im Anschluss an das Konzert angesetzte Party eines hippen Bremer Musiksenders.
Dave Hause & The Mermaid
01.02.2018 – Happy Birthday...oder so! Am 2.2.2017 trat The Mermaid, Dave Hauses aktuelle Liveband, zum ersten Mal zusammen auf – also 364 Tage vor Hauses erstem Auftritt in Hamburg seit viereinhalb Jahren. Werden normalerweise zu ersten Geburtstagen Sabberlätzchen und Teddys geschenkt, beschenkt sich das Kollektiv aus Philadelphia allerdings ein bisschen ausgewählter.
Fjørt
30.01.2018 – Das Aachener Trio Fjørt hat keine zwei Jahre nach Veröffentlichung von "Kontakt" mit "Couleur" den nächsten Langspieler über das Grand Hotel van Cleef herausgebracht. "Die Musik war zu wichtig, wir mussten weitermachen" heißt es seitens der Band. Herausgekommen ist Musik, die in Zeiten von Pegida und AfD zwar nicht den moralischen Mittelfinger hebt, aber eine Meinung dazu hat – und diese findet Gehör.
Iron & Wine
26.01.2018 – Wolken auf der Bühne, Sonne im Herzen: Sam Beam alias Iron & Wine bringt seine Folk-Inszenierungen ins Hamburger Uebel & Gefährlich.
The Picturebooks
08.12.2017 – The Picturebooks aus Gütersloh gehören wohl gerade zu den umtriebigsten Bands des Landes. Über 60 Konzerte umfasst die aktuelle Tour zur letzten Veröffentlichung "Home Is A Heartache", diese führt das Duo durch ganz Europa.
Boy
12.11.2017 – "Die Elbphilharmonie ist für alle da", heißt es im Pressetext des nicht unumstrittenen Opernhauses in Hamburg. Dass dieser Ausspruch nicht nur an potentielle Besucher gerichtet ist, sondern auch für Musikströmungen abseits des Klassikbetriebes gilt, zeigte jüngst der umjubelte Auftritt des Pop-Duos Boy.
Algiers
06.11.2017 – Frühjahr und Herbst sind die Jahreszeiten, in denen nicht nur das Wetter stetig wechselt, sondern auch die Musiker sich in den Clubs die Klinke in die Hand geben. Gerade in den großen Konzertzentren Deutschlands (Berlin, Hamburg, Köln) heißt es: Bühne auf für den "Showember", an dem an jedem Tag des Monats ein Highlight das nächste jagt. Am 6. diesen Monats sind es Algiers, die das Lido beehren und dabei etwas ganz Besonderes mitgebracht haben: Hoffnung.
Zeal & Ardor
20.09.2017 – Eigentlich als "1-Mann-Internetphänomen" gestartet, war klar, dass die Liveumsetzung des Projektes "Zeal & Ardor" rund um Manuel Gagneux kein Soloauftritt sein würde. Gleichzeitig Doublebass-Geballer und Gitarre schrammeln ist halt schwer. Wie genau die Umsetzung des spannenden Stilbruchs, mit dem Gagneux seit einigen Monaten erfolgreich ist, aussah, haben wir uns für euch in Berlin angeschaut.
Against Me!
29.06.2017 – Gott sei Dank ist dieser Sommer so verregnet! Zwar mag die Open-Air-Saison darunter leiden, doch schaffen die regelmäßigen Sturzfluten von oben auch hin und wieder passable Ausgangsbedingungen für die wenigen Clubkonzerte, die parellel zu den Festivals stattfinden – wie beim Tourabschluss von Against Me! im Bremer Lagerhaus.
Fleet Foxes
25.06.2017 – Lang, lang ist's her, dass die Fleet Foxes um Mastermind Robin Pecknold Deutschland mit einem Konzert beehrt haben. Pecknold hat in der Zwischenzeit ein ganzes Studium abgeschlossen und der ehemalige Fleet-Foxes-Schlagzeuger Josh Tillman hat als Father John Misty drei Alben veröffentlicht. Und jetzt kommt das dritte Fleet-Foxes-Album "Crack-Up", fünf Jahre nach "Helplessness Blues". Zum Glück ist es schonmal auf Platte so, als wäre die Band nie weggewesen. Doch ist es das auch auf der Bühne? Die beruhigende Antwort: Ja, ist es.
Dinosaur Jr.
15.06.2017 – Es gibt sie tatsächlich noch: Diejenigen, für die ein Konzert von Dinosaur Jr. etwas Neues, Besonderes ist. Auf dem Weg zum Bremer Schlachthof begegnen jene Leute einem, die erst beim letztjährigen Rolling Stone Weekender auf die Band stießen, die mit offenen Mündern auf die Masse an Gitarrenverstärkern starrten, die jeden um sie herum, der es womöglich wissen könnte, fragten, "ob das denn so laut muss". Und alle anderen um sie herum wissen: Ja, das muss.
John K. Samson
05.05.2017 – Man geht an diesem Freitag Abend mit gewissen Hoffnungen zum Konzert des Kanadiers John K. Samson in den Bremer Tower. Zum einen, dass sich hoffentlich genug Gäste einfinden, die trotz des parallel stattfindenden Werder-Spiels Samson die Ehre erweisen, zum anderen, dass sich vielleicht der ein oder andere Weakerthans-Song auf die Setlist schleicht. So sind doch schließlich zwei ehemalige Bandmitglieder der besagten Band auch auf dieser Tour an Schlagzeug und Bass vertreten.
Faber
20.04.2017 – Spätestens seit seiner aktuellen, kontrovers unsentimentalen Single ist Faber in aller Munde und allen Feuilletons. Der Mojo Club bietet da geradezu die perfekte Bühne für die erste größere Headlinershow des Schweizers in Hamburg.
Japandroids
19.04.2017 – 7.769 Kilometer sind es von Vancouver nach Hamburg – da können wohl schon einmal interkulturelle und kommunikative Probleme auftreten. Die Japandroids durften das bei ihrem Konzert im Uebel & Gefährlich erfahren.
Andy Shauf
31.03.2017 – Mit seinem Drittwerk "The Party" hat Andy Shauf aus der kleinen kanadischen Provinz Saskatchewan letztes Jahr ein Album vorgelegt, das einige Wellen geschlagen hat und nicht ohne Grund zum Jahresende in vielen Bestenlisten auftauchte. Dass der kanadische Musiker, dessen Debütalbum inzwischen schon acht Jahre auf dem Buckel hat, inzwischen auch in Deutschland die verdiente Beachtung bekommt, zeigte sich am 1. März im Grünen Salon in Berlin, in dem er eine ausverkaufte Show spielte.
Wallis Bird
14.03.2017 – Die Irin Wallis Bird hat sich mit ihrer aktuellen Veröffentlichung "Home" von ihrer klassischen Gitarre-Bass-Schlagzeug-Besetzung verabschiedet. Um den neuen Sound auch live umsetzen zu können, hat sie sich die halbe Backing-Band von Dear Reader "geliehen". Ob Bird mit dieser Umbesetzung ihre übliche Live-Qualität halten kann, gilt es auf der aktuellen Tour zu erfahren.
Banks
05.03.2017 – Die Goddess of Dark Pop und R'n'B beehrt uns nach drei recht langen Jahren mal wieder mit ihrer Anwesenheit und so richtig viel verändert hat sich nicht.
Bonobo
17.02.2017 – Wir müssen reden. Über Konzerte. Wenn es darum geht, ein Konzert zu bewerten, ist die Musik, der Künstler, immer nur ein Teil des Gesamterlebnisses. Denken wir zurück an die schönsten, perfektesten Konzerterlebnisse, erinnern wir uns auch an die Sonne, die langsam unterging, als man aus der S-Bahn stieg, die Klänge des Abends als Vorboten im Ohr oder die friedliche Atmosphäre all jener Konzertbesucher, die das Sein im Hier und Jetzt genossen, sich vielleicht schon seit Wochen und Monaten auf diesen Abend gefreut haben. Manche Menschen mögen hier von "Vibe" sprechen, Filmemacher berufen sich auf den Begriff "Atmo". Es geht um alles, was das Eigentliche umgibt.
The Hotelier
28.01.2017 – Es gab Zeiten, da bezeichneten sich The Hotelier einfach selbst als Emo, um die Diskussion darüber zu ersticken. Live zeigt das Quartett aus Massachusetts, wie sehr sie solche Genreschubladen aufgebrochen haben – trotz einer auf den ersten Blick unglücklichen Entscheidung.
Einstürzende Neubauten
21.01.2017 – Ob zur Abrissparty im Palast der Republik oder nun eben zur Eröffnung der Elbphilharmonie – die Einstürzenden Neubauten als Künstler zu buchen, sie zu Architektur tanzen lassen, scheint sich zu bewähren. Gleich zwei Mal an einem Abend spielt die Kapelle ein Set ihrer "Greatest Hits". Welche das sind und wie diese in das Ambiente des Gebäudes passen, lest ihr hier.
Enno Bunger
04.12.2016 – Mit seinem letzten Werk "Flüssiges Glück" bewies Enno Bunger, dass er es durchaus versteht, seine Songs in ein anspruchsvolles Elektrogewand zu hüllen und so hat er diese bereits während seines letzten Besuches im Bremer Lagerhaus im vergangenen Jahr druckvoll durch die Boxen geschossen. Nun hat der gebürtige Friese für diese Tour auf opulente Elektronik verzichtet, seine Band auf ein Trio zusammengestutzt und das Klavier wieder in den Fokus gestellt.
Die Höchste Eisenbahn
13.11.2016 – "Also die Gitarre ist heute ganz schön aufgeregt!", gibt Francesco Wilking zu. Scheinbar weiß er auch nicht recht, was das Instrument hat. Ist doch schließlich alles entspannt hier im Astra in Berlin. Ausverkauft seit Wochen. Nur rauschender Applaus, als die Eisenbahner auf die Bühne kommen. Nur unendlich viele leuchtende Augen, die gebannt auf die Bühne schauen, als die Eisenbahn losfährt. Nur Stimmen, die wirklich jeden einzelnen Text mitsingen.
Keaton Henson
26.10.2016 – Für das einzige Keaton-Henson-Konzert in Deutschland kann man gar nicht früh genug sein. Anstehen muss man trotzdem. Im dunklen Regen Kreuzbergs an diesem 26. Oktober kann man sich so jedoch schon in verhangene Stimmung bringen für den britischen Musiker, der so schön jammert wie sonst niemand.
Kaytranada
07.05.2016 – Mit seinem ersten echten Album im Gepäck bereist Louis Kevin Celestin die Welt. Während der 99,9%-Tour macht er halt in der Kölner Live Music Hall und die Voraussetzungen hätten kaum besser sein können: Sommerliche Temperaturen, langes Wochenende, Klassenerhalt des ansässigen Fußballvereins, Samstagabend, Open-Air-Feeling – die Kölner hatten Lust zu feiern.
Anna Von Hausswolff
14.03.2016 – Anna von Hausswolff an einem Montagabend in der Freiburger Alternative-Kneipe Café Atlantik. Eine gewagte Kombination, aber Anpassungsfähigkeit war an diesem Konzertabend ohnehin mehr denn je gefragt.
De Staat
12.03.2016 – Na endlich: Hollands irrster Alternative-Rock-Export De Staat spielt auch in Deutschland mal eine fast ausverkaufte Tour. Nach Konzerten in Köln, Stuttgart und Berlin stellen Torre Florim und Konsorten am 12. März im Hamburger Molotow ihre überragenden Live-Qualitäten unter Beweis.
Boy
10.03.2016 – Intim und zurückhaltend war gestern. Heute verstehen Boy es, ganze Hallen zu rocken. Valeska Steiner und Sonja Glass, alias Boy, sind auch auf ihrer "We Were Here"-Tour nicht alleine und akustisch unterwegs, sondern mit Band und wuchtigem Sound. Die zwei Damen werden auf der Tour gleich durch zwei Schlagzeuger, einen Gitarristen und einen Keyboarder begleitet. Der volle Sound steht den Songs gut und auch die Chemie auf der Bühne stimmt. Als Band haben die sechs Spaß, jeder Ton ist eingeübt, einige Songs sind für das Liveset durch Instrumentalparts verlängert und bekommen so nochmal einen besonderen Charme.
The Angelcy
18.02.2016 – Obwohl The Angelcy aus Tel Aviv erst vor einem Monat ihr Debütalbum in Deutschland veröffentlicht haben, eilt ihnen ihr Ruf als ausgezeichnete Live-Band schon längst voraus. Grund genug, uns bei ihrem gut besuchten Auftritt im Astra Kulturhaus in Berlin einen Eindruck über ihre Fertigkeiten zu verschaffen.
Massive Attack
16.02.2016 – Nach 5 Jahren veröffentlichen die Trip-Hop-Legenden aus Bristol mit "Ritual Spirit" neues Material und kommen für drei Konzerte nach Deutschland. Die drei Gigs in Berlin, München und Köln sind seit Wochen ausverkauft. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass man es hier mit Genre-Legenden zu tun hat, die sich in der Regel eher rar machen, anstatt mit Omnipräsenz zu glänzen.
Disclosure
11.02.2016 – Zwar ist das Kölner Palladium mit einem Fassungsvermögen von 4.000 Besuchern keine Arena im klassischen Sinn, doch wer hier spielt, hat es geschafft. So möchte man meinen. Denn größer ist nur noch die von Kölnern wegen ihrer eigenwilligen Bauart liebevoll Henkelmännchen betitelte Lanxess-Arena. Im Palladium jedenfalls geben und gaben sich namhafte Acts wie Kings Of Leon, Massive Attack, Noel Gallagher oder die Libertines die Klinke in die Hand. Und nun also auch Disclosure.
The Tallest Man On Earth
31.01.2016 – Ein Mann. Eine Stimme. Eine Gitarre. Viel minimalistischer geht es eigentlich nicht – vor allem, wenn der Mann eher das Gegenteil seines Namens "The Tallest Man On Earth" darstellt und sowohl Gitarre als auch Stimme immer etwas schrammelig wirken. Dennoch ein Rezept, mit dem Kristian Matsson immer größere Hallen einnimmt – um es jetzt, passend zum opulenter instrumentierten neuen Album "Dark Bird Is Home", gegen die volle Bandbesetzung einzutauschen. Na dann: Mal sehen.
I'm From Barcelona
24.01.2016 – Zehn Jahre ist es inzwischen her, seit Emanuel Lundgren aus dem beschaulichen Jönköping 28 Freunde zu sich nach Hause geholt hat, um mit ihnen "Let Me Introduce My Friends", das wunderbar-quirlige Debüt von I'm From Barcelona, aufzunehmen. Und I'm From Barcelona wären nicht I'm From Barcelona, wenn sie das nicht zum Anlass nehmen würden, eine große Geburtstagsparty zu feiern – mit Ballons, Konfetti und allem, was so dazugehört.
Courtney Barnett
22.11.2015 – Vor einem Jahr haben wir Courtney Barnett schon einmal gesehen und interviewt. "Zurückhaltend, bedacht und knapp, aber stets mit einem charmanten Lächeln (...)", eine Beschreibung, die auch nach ihrem äußerst erfolgreichen Jahr immer noch zu ihr passt, nur dass sie jetzt eindeutig größere Bühnen bespielt. Umso schöner, dass wir im Rahmen der "Berlin Live"-Reihe die Chance hatten, die Australierin in recht kleinem Rahmen zu bewundern.
Godspeed You! Black Emperor
11.11.2015 – Einmal mehr machen Godspeed You! Black Emperor in Deutschland Halt. Auf ihrer aktuellen Tour präsentierten sie sowohl vielgewünschte Stücke der frühen Bandphase als auch das komplette aktuelle Album. Als Zusatz gab es einen Ausblick auf Neues. Lest hier die Eindrücke des Auftrittes im Berliner Huxleys.
Gerard
27.10.2015 – Der Wiener Rapper Gerard war dieser Tage auf "Neue Welt"-Tour – etwas mehr als zwei Jahre, nachdem er mit "Blausicht" eine Platte vorgelegt hat, von der man dachte, sie könne zu seinem persönlichen "XOXO" oder "Kompass Ohne Norden" werden. Doch der Nachfolger "Neue Welt" und das nur halb ausverkaufte Gebäude 9 in Köln beweisen: Gerard ist immer noch ein Geheimtipp.
Yo La Tengo
26.10.2015 – So schön Yo-La-Tengo-mäßig das neueste Jubiläumswerk "Stuff Like That There" aus Covern von Lieblingssongs und neuen Versionen alter Klassiker ist, so schön ist auch das Konzert in Wohnzimmeratmosphäre im Neuköllner Heimathafen. Dieses passt nämlich ganz vorzüglich zu der Platte, die Band spielt auf dieser Tour nur akustisch und hat das ehemalige Mitglied Dave Schramm an der Gitarre dabei. Wie ein Wohnzimmer ist die Bühne eingerichtet, voller schräg zusammengestellter Bilder, gut gelaunt kommt die Band auf die Bühne, ohne Vorband.
Mutoid Man
25.10.2015 – Ende Juni veröffentlichten Mutoid Man mit "Bleeder" aus dem Stand einen der heißen Anwärter auf das Metal-Album des Jahres. Vier Monate später bringt die Supergroup ihren rasanten Thrash'n'Roll nach Hamburg. Protokoll eines intensiven und – erwartungsgemäß – kurzen Vergnügens.
Low
17.10.2015 – Als im Lido in Berlin das Licht ausgeht, geht draußen ein schöner Oktobersamstag zu Ende. Gerade in einer solchen Stimmung werden Low auch nach zig Alben, noch mehr Konzerten und Jahren Bandgeschichte niemals langweilig. Warum die Band, die den Slowcore mitbegründet hat, niemals nicht besonders sein wird, zeigt sich an jenem Abend.
Casper
21.08.2015 – Casper hat die letzten Jahre eine riesige Entwicklung durchgemacht: vom recht unbekannten Hip-Hopper hin zu einem der beliebtesten deutschen Künstler. Damit geht auch der Wechsel von kleinen Clubs zu den größten Bühnen des Landes einher. Und dann sogar noch seine eigenen kleinen Castivals, unter anderem in Dortmund, Berlin und Hamburg
Tigers Jaw
12.08.2015 – Vom Gewitter zur Dürrewelle und zurück beinahe im Tagestakt, sprunghafte Prognosen auch für die unmittelbare Zukunft – einen verrückten Sommer haben wir mal wieder. Wenn man dann mitten im August zu einem Konzert in einer schwitzigen Punker-Kaschemme wie dem Hamburger Hafenklang geht, kann man dann nur hoffen, dass die Quecksilbersäule nicht gerade mal wieder das Thermometer sprengt. Geht man allerdings zu Tigers Jaw, ist das fast schon egal.
Nathaniel Rateliff And The Night Sweats
18.06.2015 – Schmidts Katze kann einpacken: Nathaniel Rateliff und seine Night Sweats gehen zu ihren Soul- und Rock'n'Roll-Stücken so massiv ab, dass die Escobar in Berlin wackelt. Der besorgte Blick zur wankenden Bühnenbeleuchtung währt nicht lange – das Bild, das sich auf der Bühne bietet, ist einfach zu einnehmend: Die Levis-Jeansjacke komplettiert Rateliffs Neo-Cowboy-Look, seiner Band steht der Retro-Anstrich außerordentlich gut und spätestens wenn der stimmgewaltige Frontmann selbst in bester Manier das Tanzbein schwingt, kann man sich nicht mehr halten.
Sophie Hunger
14.05.2015 – Feuilleton-Liebling zu sein, ist in den meisten Fällen Fluch und Segen gleichermaßen. Der Aneignung durch die intellektuelle Elite folgt oftmals eine unmittelbare Ablehnung der breiteren Masse. Wer sich einmal verdächtig gemacht hat, er würde verkopfte Überkunst-Musik für Journalisten machen, der findet selten seinen Weg in den Mainstream. Die Schweizer Sängerin Sophie Hunger bildet eine der seltenen Ausnahmen. Sie ist unnahbar wirkende Künstlerin, die man auf dem Musikkonservatorium bespricht, und erfolgreiche Pop-Hymnen-Schreiberin gleichermaßen. Bei ihrem Auftritt im Heimathafen Neukölln spiegelt sie vor allem ihre Pop-Seite wider und das Publikum dankt es ihr.
Ghostpoet
07.05.2015 – Lange Zeit haben sich die Musikmedien schwer getan, Obaro Ejimiwe, besser bekannt als Ghostpoet, in ein musikalisches Genre einzuordnen. Am einfachsten war es scheinbar, ihn mit seiner Mischung aus Sprechen und Gesang in eine Schublade mit Rap-Musikern zu drücken. Schließlich ist das ja Sprechgesang. Mittlerweile ist klar: Mit Rap-Musik hat Ghostpoet eigentlich so gar nichts zu tun. Das beweist er auch im Berliner Club Magnet. Denn was man am 07.05.2015 geboten bekommt, ist ein klassischer Bandauftritt.
The Staves
24.04.2015 – Anders als Tokio Hotel, die wahrscheinlich immer noch schmollend in der Ecke hocken, weil der Heimathafen Neukölln so furchtbar böse zu ihnen war, sind wir begeistert: Von der Location, von der Band des Abends, The Staves, und einem überzeugenden Einstiegsact, Rachel Sermanni – vier Frauen, vier glockenklare Stimmen, ein charmanter Abend!
Against Me!
24.04.2015 – Fangen wir doch mal mit dem an, was gleich geblieben ist, seit Against Me! vor knapp dreieinhalb Jahren das letzte Mal in Hannover spielten. Das ist zunächst einmal eines: Das Faust, das so ungefähr den perfekten Laden für ein solches Konzert darstellt: Angenehme düster-verrauchte Atmosphäre irgendwo zwischen Punkerschuppen und Jugendzentrum, aber dennoch groß genug, um all diejenigen zu beherbergen, die eine der spannendsten Punkrockbands unserer Zeit sehen wollen.
Torpus & The Art Directors
23.04.2015 – Torpus & The Art Directors sind mit Schaf und Kegel auf ausgiebiger Tour, um ihr neues Album "The Dawn Chorus" live zu präsentieren. Dass der Stop in Hamburg eine besondere Rolle spielen würde, ist nicht von der Hand zu weisen. Schließlich ist hier neben der Band selbst auch ihr Label, das Grand Hotel Van Cleef, beheimatet.
The Airborne Toxic Event
09.04.2015 – Dramatik, das können The Airborne Toxic Event. Langsamer Aufbau mit ruhigeren Tönen, immer größere Gesten und irgendwann alle Hände hoch zum Himmel – wenige Bands beherrschen das so gut wie das Quintett aus Los Angeles. Sollte live dann ja problemlos auch klappen – und wenn sie nicht gerade über's Ziel hinausschießen, tut es das auch.
Dry The River
08.04.2015 – An etwas, das funktioniert, sollte man nicht herumpfuschen. Punkt. Dry The River zeigen, dass das manchmal auch in der Musik zutrifft: "Alarms In The Heart" war, ebenso wie "Shallow Bed" zuvor, pompös, sakral, manchmal geradezu pathetisch. Gefiel in seinen emotionalen Ausmaßen nicht jedem – so manchem allerdings extrem gut. Wenn man so etwas auch live umsetzen kann – umso besser.
Archive
24.03.2015 – Ungewohnt beginnt das Konzert von Archive an diesem Dienstagabend in der Columbiahalle. Statt einer Vorband bekommen die Besucher vierzig Minuten lang den Film "Axiom" gezeigt. Danach ist allerdings klar, warum eine solche Aufführung die Seltenheit ist. Ob es an der Qualität des subjektiv schlechtesten Bandoutputs liegt oder daran, dass der Ton dazu sowieso zu leise ist, dass man außer einigen Schreien im Film etwas wahrnehmen können, es interessiert sich niemand dafür, was auf der Leinwand passiert. Einen Vorteil hat das Ganze jedoch: Auf "Axiom"-Songs wird während des restlichen Sets verzichtet.
Into It. Over It. / Modern Baseball / Tiny Moving Parts
21.03.2015 – Jeder Musikrichtung wird hin und wieder einmal der Tod nachgesagt. Nas behauptete es über Hip Hop, Gene Simmons jüngst über Rock und dass The Exploited über Punk das Gegenteil behaupteten, ist auch schon über 30 Jahre her. "Emo is dead" gab es dagegen verhältnismäßig selten zu lesen. Mag zum einen daran liegen, dass man sich Emo vielleicht am ehesten als depressiven Teenager vorstellt, der zwar manchmal vom Tod redet, sich aber allerhöchstens die Pulsadern in die falsche Richtung aufschneidet. Zum anderen ist Emo aber vielleicht auch deshalb nicht totzukriegen, weil er so anpassungsfähig ist, dass Teile von ihm in den verschiedensten Bands weiterleben können.
Benjamin Clementine
25.02.2015 – Der grüne Salon der Volksbühne Berlin ist schon ein Weilchen dunkel, als sich Benjamin Clementine in Begleitung seiner Cellistin durchs Publikum auf die Bühne schleicht. Fast heimlich beginnt dann auch sein Konzert, das ganz spontan angesetzt wurde, kaum beworben und trotzdem restlos ausverkauft ist. Das Publikum scheint dementsprechend vor Spannung leicht erregt, auch ob der Gewissheit, dass man Clementine wohl so schnell in so kleinem Rahmen nicht mehr sehen wird. Die Aufregung, das ist schnell klar, ist berechtigt.
Nathaniel Rateliff
02.02.2015 – "This Song is about a Fire" – viele Worte braucht Rateliff nicht, um seine Stücke anzukündigen. Zwischendurch brummt er grinsend einschlägige Deutschkenntnisse vor ("Isch libe disch!") und erinnert auch sonst an einen kuscheligen Bären – rauschendem Vollbart und Statur sei Dank.
Andrea Schroeder
20.11.2014 – Als "Grande Dame" steht sie auf der Bühne, hat eine unvegessliche Stimme und spielt mit Stilen wie Chanson-Noir, den zwanziger Jahren oder Bowies 70ern in Berlin: Andrea Schroeder. Wir besuchten die Berliner Künstlerin bei einem Konzert in Potsdam.
Daniel Norgren
20.11.2014 – Norgren ist am Ende alleine auf der Bühne, die zweite Zugabe bestreitet er solo am Klavier. Ja, zweite Zugabe: Bereitwillig lässt die Band den Funken des begeisterten Berliner Publikums auf sich überspringen. Erfreut klatschen sich die Musiker ab und nicken sich bestätigend zu. "Das haben wir gerockt!", liest man ihnen von der Stirn ab – zu recht!
Timber Timbre
30.10.2014 – Die Dunkelheit des Berliner Herbstabends wirkt erst mal hell, nachdem die Tore der Passionskirche die Zuschauer am Ende des Abends wieder auf die Straße entlassen haben. Denn mit Licht hatte der zurückliegende Abend nur bedingt etwas zu tun. Die kanadischen Timber Timbre, zu viert auf der Bühne, verstehen sich blendend (oder eher im Gegenteil) darauf, einen Sog der Dunkelheit zu erzeugen. Während des gesamten Konzertes ist das Licht gedimmt, mal bläulich, mal rötlich. Der Zuschauer kann sich dem Sog kaum entziehen, das düstere Ambiente der Kirche mit in marginaler Bestrahlung schimmernden Schatten von Marienstatuen und Ähnlichem tut seinen Beitrag dazu.
Kishi Bashi
29.10.2014 – Es passt ja auf den ersten Blick nicht zusammen: Da nennt sich ein mitten auf dem Kiez gelegener Laden "Rock Café", hat ein dem Namen durchaus angemessenes Intérieur und verkauft Shots, die "Porno" heißen – und dann tritt mit Kishi Bashi ein Sohn zweier Universitätsprofessoren mit klassischer Geigenausbildung dort auf. Könnte man meinen – würde Kishi Bashi nicht sowieso schon alles Mögliche machen, was man bei so einer Backstory nicht unbedingt erwarten würde. Das weiß man spätestens nach seinem Debüt "151a".
Kate Bush
06.09.2014 – "When you will be very big, and I know you will, you will appear in a big hall and you will say: Never forget my begin was in the Depot of Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn". Ihren allerersten TV-Auftritt vor 36 Jahren hat Kate Bush zwar nicht erwähnt, aber ansonsten lag Alfred Biolek mit seiner damaligen Einschätzung goldrichtig. Wie enorm populär und einflussreich die zurückhaltende Ausnahmekünstlerin selbst heute, in einer von extrovertierten Typen und glattgebügelten Popsternchen geprägten Musikwelt, noch immer ist, zeigt sich momentan auf allen Kanälen. Doch lassen sich die in mehreren Dekaden aufgebauten Erwartungen an ein Live-Konzert überhaupt erfüllen?
Cloud Nothings
29.05.2014 – 1991 – The Jesus Lizard. 2006 – Two Gallants. 2009 – Health. Jedes Jahr lässt der Groninger Club Vera seine Gäste die beste Liveband wählen, die in diesem Jahr seine Bühne beehrte, sammelt die Gewinner an den Wänden des Konzertsaals, und man kann wohl sagen: Die Stammkundschaft steht auf Lautstärke, und vor allem steht sie auf rohe Energie. In dem Fall könnte der nächste Eintrag in sieben Monaten so aussehen: 2014 – Cloud Nothings.
Sivert Høyem
27.05.2014 – Seit dem Ende von Madrugada ist Sänger Sivert Høyem Solo unterwegs, was allerdings nicht bedeutet. dass er nun allein die Bühnen der Welt bereist. Wie er kurz vor dem Konzert im Berliner "Heimathafen" einem lokalen Radiosender sagte, habe er eine Rockband dabei – und sollte Wort halten.
A Storm Of Light, Hark und Mustard Gas & Roses
16.04.2014 – Glücklich kann sich schätzen, wer Postrock und Postmetal verfallen ist – so auch auf der aktuellen Tour von A Storm Of Light, Hark und Mustard Gas & Roses. Und das nicht etwa, weil man sich so die Bandshirts mit den schönsten Jugendstilmotiven überstülpen und den Volume-Regler seiner Boxen auch aus vernünftigen Gründen bis zum Anschlag aufdrehen kann: Kaum ein anderes Genre bietet unter so gut wie jedem Radar so eine ungeheure Vielfalt an tollen, mit großen Livequalitäten versehenen Bands, die darüber hinaus mit Vorliebe in Zweier- bis Viererpaketen auf Reise gehen. Insbesondere das Hamburger Hafenklang ist bei diesen Events ein beliebter Gastgeber.
Brandt Brauer Frick
22.02.2014 – Grenzgänger war das Trio Brandt Brauer Frick schon immer. Mit einem klassischen Ensemble spielen sie elektronisch anmutende Klänge live ein. In Potsdam konnten sie die Brücke zur Klassik nun komplett schlagen – man trat im gediegenen Nikolaisaal auf. Wie sehr die ungewöhnliche Musik in diese ungewöhnliche Location passte, lest ihr in unserem Konzertbericht.
Washed Out
17.10.2013 – Als Einmann-Projekt von Earnest Greene mit seinem Laptop gestartet, hat sich Washed Out mittlerweile zu einer ausgewachsenen Band entwickelt. Und das ganz ohne Lehrgeld zahlen zu müssen, wie das neue Album "Paracosm" diesen Sommer bewies. Nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern auch im Konzertsaal.
Käptn Peng & Die Tentakel Von Delphi
30.09.2013 – Wir haben es mit eigenen Ohren gehört: Das Reimewunder des Jahres ist live sogar noch besser als auf Platte. Freestyle, selbstgebaute Instrumente, spontane Publikumseinlagen, ausflippendes Publikum, vorgetragene Gedichte – ein rundum inspirierender Abend im Ruhrpott.
Neil Young & Crazy Horse
17.07.2013 – Festival de Nimes – das bedeutet eine Reihe namhafter Konzerte in den Arénes de Nimes, einem 2000 Jahre alten römischen Amphitheater. Wir schauten mal rein, als Neil Young & Crazy Horse und Patti Smith zu Gast waren. Und, soviel sei schon einmal verraten: Was vorab groß klang, wurde es dann auch.
Muse
14.07.2013 – muse. Muse. MUSE. Ihren Bandnamen haben sie schon immer in Großbuchstaben geschrieben und auch bühnentechnisch sind die Briten um Frontmann Matthew Bellamy seit längerem in der Kategorie Stadionrock angelangt. "Dort, wo sie schon immer hingehört haben", könnte man meinen. Doch in gewisser Weise schließt sich erst mit dem nicht nur umjubelten Album "The 2nd Law", das letztes Jahr veröffentlicht wurde, ein Kreis. Denn es wirkt, als seien alle Tracks bereits mit den Ideen für die visuelle Umsetzung im Kopf von Mastermind Bellamy entstanden. So perfekt wirken zumindest die Performances, die das Trio auf der aktuellen Tour abliefert.
Neurosis
24.06.2013 – Alle paar Jahre kommen die Sludgelegenden Neurosis für einige Konzerte nach Deutschland. Wir haben die Band in Berlin erlebt. Warum man besser keinen Seismographen in die Nähe der Kalifornier stellen sollte, lest ihr hier.
Elektro Guzzi
19.05.2013 – Selten steckte so viel Mensch in der Maschine und selten so viel Rockkonzert im Minimal-Techno-Format. Niemand scheint dies zu erahnen, als die Band wortlos die Bühne betritt und es im noch ins sonntagabendliche Dämmerlicht getauchten Innenhof der Casa Encendida in Madrid sehr still ist.
Deutsch-Amerikanische Freundschaft
17.05.2013 – "Wir sind DAF, ihr seid Spießer!" Oder: Warum Stockhausen auch Punk war. Unsere Redakteurin Laura Aha war beim Acht Brücken Festival in Köln und berichtet von ihrer Begegnung mit DAF.
The Knife
26.04.2013 – Wann ist ein Konzert ein Konzert und wann ist es eine Playback-Show? Darüber wurde unter den Konzertbesuchern in Bremen viel gesprochen. Denn The Knife taten beim "Shaking The Habitual"-Tourauftakt das, was sie besonders gut können: Neues aufzeigen, überraschen und provozieren. Dass das bei einigen Fans für Diskussionsstoff sorgt, ist nachvollziehbar.
Beach House
15.03.2013 – Für Bands wie diese wurde der Begriff "Shoegaze-Rock" erfunden. Das einzige, das beim Beach-House-Konzert im La Riviera in Madrid nach Bewegung schreit, ist die Diskokugel-Jacke von Sängerin Victoria Legrand. Man steht und staunt. Die Band steht und spielt. Wer Interaktion möchte, ist hier erwartungsgemäß falsch.
Sigur Rós
22.02.2013 – Musik braucht keine Bilder. Sie genügt sich selbst, wenn sie gut gemacht ist. Dass die Musik von Sigur Rós gut gemacht ist, steht außer Frage. Ihre gleichsam opulenten wie existenziellen Klangwelten haben nicht nur Island auf dem Globus der populären Musik verortet, sondern ein eigenes Genre begründet.
Cold Specks
12.01.2013 – Al Spx betritt die Bühne – und im Auditorium ist Schweigen. Eigentlich auch selbsterklärend: In der Kirche faselt ja auch niemand mehr, sobald der Pfarrer auf die Kanzel tritt, und im Endeffekt sind Musik und Liveauftritte von Cold Specks auf ähnliche Art und Weise irgendwie spirituell – die eigene Genrezuschreibung "Doom Soul" hätte auch durchaus noch um den Begriff "Gospel" ergänzt werden können.
Alabama Shakes
06.11.2012 – Es sah fast schon nach dem nächsten Hype aus: Michael Kiwanuka und Konsorten lassen die Retro-Soul-Welle losschwappen, die Alabama Shakes und ihr von allen – insbesondere von uns – geliebtes Debütalbum "Boys & Girls" paddeln oben drauf mit. Bevor diese Welle die Küste des Radiomainstreams erreichen konnte, scheint sie jedoch beinahe wieder abgeebbt zu sein – den Alabama Shakes schadet's kaum.
OM
09.04.2012 – Rockmusik ohne Gitarre? Doch, das geht durchaus. OM reichen dafür Bass, Gesang und Schlagzeug. Ihr Sound ist hochintensiv und lässt's im Magen mächtig grummeln. Chef im Ring ist selbstredend der Rhythmus. In unserem Konzertbericht beschreiben wir euch, wie sich der Groove dieses Duos anfühlt. Und fragen uns, ob's für 'nen amtlichen Hit überhaupt noch 'ne Hookline braucht.
AaRON
28.03.2012 – Groupie-Alarm im frannz! Augenzeugenberichten zufolge soll es bei einem Konzert der französischen Band AaRON zu Tumulten in der vor allem weiblichen Zuschauerschaft gekommen sein. Was genau es damit auf sich hat – lesen sie hier die Details zum Eklat bei éclat.
Ben Howard
29.11.2011 – Ben Howard geht mit seinem Album "Every Kingdom" auf Europatour. Die Konzertsäle sind ausverkauft und die Fans lieben ihn. Mit einer ansteckenden Leidenschaft für Musik verzaubert der Brite sein Kölner Publikum, das ihn gar nicht mehr gehen lassen möchte. Leider nimmt der Abend für den Sänger ein unschönes Ende...
Crippled Black Phoenix
03.11.2011 – Hat Mutter Erde eines Tages keinen Bock mehr und tritt die Apokalypse los, sind inzwischen schon einige Soundtracks zum Spektakel in der Welt. Godspeed You! Black Emperor feiern das Ende der Zeit als prunkvolles Fest in völliger Dunkelheit, Wolves In The Throne Room holen die Unterwelt an die Oberfläche und lassen den totgeweihten Globus vom lodernden Flammenmeer verschlingen. Viel zu oft vergessen wird aber der Entwurf von Crippled Black Phoenix. Wieso eigentlich?
Mogwai
03.11.2011 – Was musste man da zu Beginn der aktuellen Mogwai-Tour Erstaunliches hören: Jedermanns liebste Instrumentalschotten wären routiniert geworden. Auf der einen Seite ja ein Attribut, das man von einer Band, die mittlerweile 16 Jahre und sieben Alben lang dabei ist und allein dieses Jahr schon zum dritten Mal über deutsche Bühnen tingelt, gerne erwarten könnte – auf der anderen aber eben auch eins, das man gerade Mogwai, die jeglichem Instrumentalbandklischee in eben diesen 16 Jahren auch immer mindestens einen Schritt voraus waren, eigentlich nicht zuschreiben würde.
Les Savy Fav
30.06.2011 – Les Savy Fav waren da. Und nicht nur das: Sie haben ein Geheimkonzert gegeben. In Freiburg. Im kleinen The Great Räng Teng Teng. Toll. Das große Kino war vorprogrammiert. Und man bekam es, in Form einer One-Man-Show von Tim Harrington. Durchaus unterhaltsam, wenn auch etwas am Gesamtpaket fehlte.
Does It Offend You, Yeah?
15.04.2011 – "Zu sperrig für Pop, zu bunt fürs Mittelmaß" schrieben wir über das vor kurzem erschienene "Don't Say We Didn't Warn You". Wie "Does It Offend You, Yeah?" das auf die Bühne bringen, schauten wir uns auf der Albumtour in Köln an.
Black Math Horseman
13.04.2011 – Sie findet viele Befürworter, etliche Zweifler und entfacht gerade deshalb immer wieder aufs Neue Diskussionen: Die Frauenquote. Im Dialog dazu geht's in der Regel natürlich nicht um Musik, sondern um Vorstandspositionen. Aber: Frauen sind auch in der Musik die klare Minderheit. Vor allem in Bands – schon daran abzulesen, dass die musikalischen Mädels in Konzertkritiken grundsätzlich der bunte Hund sind. Übertragen auf diesen Abend im Molotow kann sich da nur ein Schmunzeln aufs Gesicht schleichen.
Archive & Orchestra L'autunno from Poznan
13.04.2011 – Wären Archive ein Gemüse, dann wären sie eine Zwiebel. Schicht für Schicht um einen Kern zusammengesetzt und am Schluss stehen immer Tränen. Zusätzlich, als wären die üblichen, sich immer wiederholenden Keyboard-, Schlagzeug-, Gitarren- und Bassspuren nicht genug, reist die Band dieses Mal mit einem ganzen Orchester an. Zusammen präsentieren sie an diesem Abend im eher pragmatisch denn schön gestalteten Konzertsaal der UdK Berlin ausgewählte Stücke aus 15 Jahren Bandgeschichte.