Konzertbericht

Courtney Barnett


Vor einem Jahr haben wir Courtney Barnett schon einmal gesehen und interviewt. "Zurückhaltend, bedacht und knapp, aber stets mit einem charmanten Lächeln (...)", eine Beschreibung, die auch nach ihrem äußerst erfolgreichen Jahr immer noch zu ihr passt, nur dass sie jetzt eindeutig größere Bühnen bespielt. Umso schöner, dass wir im Rahmen der "Berlin Live"-Reihe die Chance hatten, die Australierin in recht kleinem Rahmen zu bewundern.

Nachdem Barnett zwei Tage früher in München ihre Tournee eröffnete, folgte ein Konzert in Berlin und am Sonntag der recht kurzfristig angekündigte Gig im Berliner SchwuZ, begleitet von Kameras von Arte.

Drei Konzerte, allesamt sehr unterschiedlich. Wirkte sie in München gesprächig und ein wenig nervös, war der Auftritt am Folgetag eindeutig selbstsicherer und verspielter, aber mit weniger Interaktion mit dem Publikum. Das dritte Konzert war dann noch einmal etwas ganz Anderes. Knapp 70 Minuten pure Spielfreude mit großartigem Sound überzeugten auch den einen oder anderen Besucher, der noch nicht mit der Musik der 28-Jährigen vertraut war. Es ist ihr durchaus anzumerken, dass ihr jede Sekunde auf der Bühne Spaß macht. Lange, ausschweifende Gitarren-Soli gaben ihren Liedern noch einmal eine ganz andere Richtung als auf Platte, was in Verbindung mit der schönen, dezenten Lichtshow eine großartige Atmosphäre entstehen ließ.

Großes Highlight des Auftritts war "Kim's Caravan", das auf der Bühne unglaublich atmosphärisch wirkt und der Show einen Tick mehr Abwechslung verpasst. Wo das Gros des Konzerts wunderbar stimmungsvoll und tanzbar war, brachte der Song das passende Bisschen Melancholie mit und ließ beinahe Erinnerungen an Portishead aufkommen. Aber auch die Gänsehaut bei "Depreston" oder aber der Abriss bei "Pedestrian At Best" zeigten, dass der Auftritt eine perfekte Mischung aus älteren und neueren sowie ruhigeren und lauteren Liedern war.

Ein wirklich schönes Ende eines Wochenendes und ein starker Tourstart. Man darf gespannt sein, wo man die Australierin in einem Jahr zu sehen bekommt.

Lewis Wellbrock