Konzertbericht

Smoke Blow


War ja klar; dass man dem Thema „Stuttgart 21“ in der Röhre – in nächster Nähe zum Schlossgarten gelegen – nicht entgehen kann. Als Smoke Blow zum Gesang auf die Bühne bitten, ergreift ein langbärtiger Gesell im selbst bekrakelten Kampf-T-Shirt („So erst recht nicht“ prangt darauf) die Chance und intoniert – begleitet von der improvisierenden Band – den Slogan „Wir wollen oben bleiben“. In diesen Zeiten leicht missverständlich. Genauso gut könnte er ja angesichts der Tabellensituation in der Fußball-Bundesliga einen weinerlichen VfB-Fan darstellen. Es ist der schwächste Moment während des Auftritts der Jungs aus Kiel, der für den pogenden Mob die volle Dröhnung bietet.

Das Sextett prügelt sich von vorne bis hinten durch die Songs in der Bandgeschichte. MC Straßenköter und Jack Letten werfen sich auch mal gerne ins Publikum. Da wird auch das für SB-Verhältnisse etwas gediegenere „Dark Angel“ – live eine Spur schneller gespielt – zum absoluten Brecher. Und auch die Songs vom etwas schwächeren Machwerk „Colossus“ gewinnen deutlich durch die Live-Performance. Da gewinnt man das gediegene „Swamp Creature“ beispielsweise richtig lieb. Dass die neuen Songs knallen, war zu erwarten. „Summer of betrayal“, „Broken bonds of friendship“, „Ice wolf“ oder „I have lived in the monster“ sind aber auch einfach zu hart. Klar, einiges hätte man sich noch gewünscht. „Hate kill destroy“ oder „777 Bloodrock“ beispielsweise. Dafür gibt es aber die alten Hits „Sweetwater“ und „Mexico“. Oder auch die Cover-Versionen von Danzig („Mother“) und Billy Idol („Rebell Yell“).

Zwischendurch pflegen Bassist Greif Hellhammer und Front-Sau Jack Letten (im Mike-Muir-Look mit Bandana gekleidet) das Asi-Image der Band. Beim Rotzduell geht Hellhammer als Punktsieger hervor, der Letten mitten ins Gesicht trifft, sodass der kurz mit dem Gesang aussetzen muss. Es wird wirklich nichts ausgelassen. Mit Selbstverständlichkeit werden alle Erwartungen erfüllt. Ganz großes Kino, meine Herren. Und so wie Letten über die Bühne tobt, wird er die von ihm bejammerten überschüssigen Kilos („Meine Lieblingskonzerthose passt mir nicht mehr“) schnell wieder los, welche er sich durch die mittlerweile vierwöchige Abstinenz vom Glimmstengel angefuttert hat.

Mit „Junkie Killer“ endet eines von Smoke Blows letzten Konzerte in diesem Jahr und für längere Zeit. Nächstes Jahr wollen sie die Knochen schonen und mal sehen, wo sie die Reise hintreibt. Man darf gespannt sein.

Joachim Frommherz