Konzertbericht
Gisbert zu Knyphausen & Kid Kopphausen Band
Überraschend zunächst die Wahl der Vorband: Ein etwas zu junges Mädchen, die Lilly aus Würzburg, betritt mit ihren Musikern die Bühne, redet ein bisschen zu viel und zu unsicher, verzaubert jedoch mit ihrer Stimme und ihren Songs. Unerwartete Gänsehaut hier, wegpustender Indie-Pop da.
Kurze Wartezeit, Umbau und dann geht's los: Sichtlich motiviert und entspannt steht Knyphausen vor seinem Publikum und scheint sich ehrlich zu freuen, wenn nach jedem Song der Applaus losgeht. Mit der Kid Kopphausen Band interpretiert er mit unnachahmlichem Charisma seine eigenen Stücke.
Gute zwei Stunden lang kreieren Felix Weigt, Marcus Schneider und Alex Jedzinsky mit dem Musiker ganz neue Möglichkeiten, sich Knyphausens Musik zu nähern. Ob "Dreh Dich Nicht Um" oder "Verschwende Deine Zeit" – man kennt sie alle, ist aber jedes Mal gespannt wie ein Flitzebogen, was Knyphausen und seine Mitstreiter aus den Stücken machen und vor allem, wie sie dies tun. Damit sind sie immer wieder für große Überraschungen gut und amüsieren sich wie kleine Kinder, wenn die Gesichter des Publikums voller Staunen zu ihnen hochschauen. Apropos "Kinder": Der selbsternannte Höhepunkt des Abends markiert ein Hip-Hop-Stück mit Lyrics, die ein Vierjähriger nicht authentischer hätte reimen können. Kleinkindgedanken zum Thema "früh ins Bett gehen" oder "Zimmer aufräumen" und die trotzige Antwort "Ich will einfach mal soviel Erdbeereis essen, bis mir schlecht ist" rappt Knyphausen souverän ins Mikro und begeistert!
Worüber nicht gestritten werden kann: Die Jungs auf der Bühne wissen, was sie tun, haben Spaß, machen Spaß und bieten einen rundum gelungenen Abend voller Musik und mit Lyrics, die man sich in jedes verdammte Tagebuch, an die Zimmerwände oder am besten gleich auf Arme, Beine und die Stirn malen möchte.
Und so geht man nach diesem Konzert hinaus ins verregnete Berlin mit dem Kopf und den Ohren voll von pointierten Weisheiten, über die man den gesamten Heimweg noch nachdenken muss "(...) und mein Herz, es poltert auch."