Konzertbericht
Gods of Blitz

Na gut, unantastbar in Sachen Musik ist hier in der Rhein-Neckar-Region definitiv der Heidelberger Karlstorbahnhof. Und daran wird sich so schnell mit Sicherheit auch nichts ändern. Doch unweit davon entfernt, knappe 25 Autominuten weiter nördlich, liegt der kleinere Ort Weinheim, mit seinem noch viel kleineren Club, dem Café Central. Er mag nicht zu den größten und bekanntesten Clubs zählen, doch immer wieder beschert er uns viele feine Bands, darunter viele bekannte Namen, und das nicht zu selten.
Diesmal, an einem Samstag Abend, hieß es Rock´n´Roll in unserem fast schon zweiten Wohnzimmer. Gefreut haben wir uns auf die Band nicht. Der Grund: wir wussten nichts davon. Dank falscher Notizen erwarteten wir an jenem Abend ein kleines Newcomerfestival, so wie alle paar Wochen. Umso größer die Überraschung und Freude, den Namen der Band zwei Stunden vor Beginn im Programm zu lesen. Da zahlt man auch gerne spontan dreimal mehr, als es für den Abend eigentlich geplant war. Was wir erwarteten? Um ehrlich zu sein, kannten wir von Gods of Blitz keinen einzigen Song. Wir waren gespannt, aber zuversichtlich, denn das Central enttäuscht nicht.
Zunächst gab es aber Musik aus Karlsruhe, mit den fünf Jungs von The Junny Bunk. Wie immer eine halbe Stunde nach offiziellem Beginn sah man einen Josh Hommeisch aussehenden Sänger mit weißem Muskelshirt und Pornobrille am Mikro stehen. Von dem, was er so von sich gab, konnte man akustisch leider nicht wirklich viel verstehen, doch der Titel des ersten Songs brachte die Nachricht des Abends wohl eindeutig rüber: Rock´n´Roll! Auch die weiteren Stücke wie The Telephone Song, einem lässigen, aber irgendwie auch dramatischen Song mit herrlichem Picking, kamen mehr als gut an und man wurde perfekt eingestimmt.
Und dann standen sie da, die Blitzgötter. Schon vom ersten Song waren wir mehr als positiv überrascht. The Rising und Greetings from Flashbackville gehen sofort ins Ohr, auch wenn man wie wir die Songs gar nicht kennt.
Die Topkriterien of Rock´n´Roll werden zudem auch noch erfüllt: Man nehme einen großen schlacksigen Sänger mit markantem Kiefer, dem Sex geradezu auf der Stirn geschrieben steht, drei weitere Bandmitglieder an den Standartinstrumenten, außerdem die leicht arrogante Diskretion zum Publikum. Das schwarze, enganliegende Shirt aufgerissen, sodass die Schweißperlen auf seiner Brust im Scheinwerferlicht glitzerten. Rrrr, äh, Rock´n´roll.
Gut drauf waren sie offensichtlich auch. Ständig wurde irgendwo ins Publikum gegrinst, während Gitarrenriffs einer uns nicht unbekannten Art aus den Boxen schallten. Etwas wirklich Neues wurde zwar nicht geboten, denn wohl jeder, der die Songs kennt weiß, welche Bands mit ihnen assoziiert werden. Doch jeder hatte sichtlich seinen Spaß, und darum geht´s doch schließlich.
Alles geht einmal vorbei, aber besser hätte man die Ansage des letzten Songs nicht machen können: "Jetzt kommt der letzte Song, also macht eure Hosen auf!" Hä? Die Vorstellung der tatsächlichen Umsetzung dieser Aufforderung löste nicht nur bei uns heiteres Grinsen aus, und spätestens jetzt stand wohl niemand mehr einfach nur da und man ging ab wie ein Zäpfchen.
Na gut, es war ein Abend mit ein paar erfüllten Klischees, aber wen stört´s? Uns jedenfalls nicht, die Bands machten Spaß, die Songs machten Spaß, das Publikum war toll, gut gelaunt und mehr als sympathisch. Und was will man mehr, wenn man ein Konzert "nur" auf gut Glück besucht? Einer der bisher wohl besten spontansten Musikabende ging zu Ende, während wir The Rising auf dem Heimweg summten.