Konzertbericht

The Staves


Anders als Tokio Hotel, die wahrscheinlich immer noch schmollend in der Ecke hocken, weil der Heimathafen Neukölln so furchtbar böse zu ihnen war, sind wir begeistert: Von der Location, von der Band des Abends, The Staves, und einem überzeugenden Einstiegsact, Rachel Sermanni – vier Frauen, vier glockenklare Stimmen, ein charmanter Abend!

"I moved to Berlin, I got a bike. It feels like flying!" schwärmt Sermanni. Sie scheint Expertin für Schwerelosigkeit zu sein: Ihre Stimme strömt sanft durch den Heimathafen, die Akkorde und Lyrics sind eindringlich und luftig zugleich.

Die schottische Musikerin lächelt, als sie merkt, dass das Publikum ihrer Aufforderung, mit ihr zu singen, nachkommt. Und so stehen die Besucher dieser wunderschönen Location mit verträumtem Blick und summen die kleinen Melodien Sermannis mit. Ihr Auftritt ist viel zu schnell vorbei.

Die hohen Decken und Verzierungen, der Stuck und der glänzende Parkettboden des Heimathafens versprühen Erhabenheit und lassen über große Ereignisse nachdenken, die in diesen Räumen schon stattgefunden haben müssen. Durch den Saal und Sermanni ist man also bestens eingestimmt auf The Staves.

Schnell und unprätentiös huschen die drei Schwestern auf die Bühne, winken kurz in die Menge und rütteln die Berliner mit ihrem Song "Black And White" auf. Im März erschien ihre von Bon Iver produzierte Platte "If I Was". Die Stücke dieses Langspielers stehen im Fokus ihres Konzerts, wenige alte Songs werden vorgetragen. Bemerkenswert ist das Zusammenspiel der Band: Ihre Stimmen greifen ineinander und sind perfekt aufeinander abgestimmt, der Sound ist rund und verwöhnt die Lauscher.

Emily, Jessica und Camilla Staveley-Taylor sind sichtlich gut gelaunt, erzählen kurze Geschichten zwischen den Stücken und outen sich als Berlin-Liebhaberinnen: "Every time we're here, we wonder, why we don't live here!"

Vielleicht sollten sie sich mit Sermanni zusammentun, sich auch Fahrräder besorgen und dann singend durch die Straßen der Großstadt fliegen. Es wäre ein bezaubernder Soundtrack für den anstehenden Großstadtsommer.

Silvia Silko