Konzertbericht

Beach House


Für Bands wie diese wurde der Begriff "Shoegaze-Rock" erfunden. Das einzige, das beim Beach-House-Konzert im La Riviera in Madrid nach Bewegung schreit, ist die Diskokugel-Jacke von Sängerin Victoria Legrand. Man steht und staunt. Die Band steht und spielt. Wer Interaktion möchte, ist hier erwartungsgemäß falsch.

Das ausverkaufte La Riviera begrüßt Beach House, die mit "Wild" zu Beginn gleich gefallen wollen, mit tosendem Applaus. Für Atmosphäre sorgen die Beleuchtung, die die dreiköpfige Band stilvoll in Szene setzt, sowie der Fluss an Liedern, der nicht einmal durch Ansagen unterbrochen wird.

Legrands Stimme überzeugt – der teilweise einzige Unterschied zu denjenigen Beach House, die man von ihren Platten kennt. Sie verleiht der immensen Soundwand einen natürlichen, zerbrechlichen Anstrich. Alex Scallys Gitarre ist stets klar und präsent. In den Momenten, an denen man sie erwartet, holt sie einen ab und erzeugt so immer wieder Gänsehautmomente. Es wird brav geklatscht und an den ausufernden Stellen von "Wishes" lässt man sich in der zweiten Konzerthälfte gar zu Freudenschreien hinreißen. Vorher hatten Beach House mit "Zebra" das Publikum spürbar angetaut.

Überhaupt, die Band aus Baltimore hat in Madrid leichtes Spiel. Konzerte mittelgroßer Bands dieses Genres sind Mangelware in der Hauptstadt Spaniens – und das, obwohl dieses Konzert, sowie die an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in Barcelona stattfindenden Shows zu Zeiten der Wirtschaftskrise bereits im Vorfeld ausverkauft sind. Tage später liest man daher in lokalen Magazinen, man sei von Beach House "in den Himmel gehoben" worden.

"Das ist die größte Energie, die ich gesehen habe! Danke, dass ihr so lebendig wart. Good job!" Der abschließende Dank fällt etwas übertrieben aus. Denn trotz des guten Vortrags ihrer Lieder kam nicht viel Stimmung auf, was auch an der Größe des Clubs gelegen haben mag. Vielleicht waren sie einfach nur überrascht angesichts des großen Interesses dieses auf der europäischen Konzertlandkarte unterrepräsentierten Spaniens.

Jonatan Biskamp