Konzertbericht
Logh
Ist es nicht schön, dass man heutzutage bei Konzerten noch Überraschungen erleben darf? Ein Eintrittspreis von 9€ für eine Band, die schon drei ausgesprochen gute Alben vorgelegt hat, ist zum Beispiel eine Überraschung. Und dass die angesprochene Band dann nicht etwa im 600 Leute fassenden Saal des K4 spielt, sondern im Zentralcafe vor 150 Leuten. Anscheinend ist diese Band, die Rede ist von Logh, dann doch nicht so bekannt, wie man es eigentlich erwartet hätte. Sehen wir es mal aus der Sicht des interessierten Konzertgängers oder auch des Fans: Kann es etwas besseres geben als ein Konzert in Wohnzimmeratmosphäre? Wer träumt eigentlich nicht davon eine seiner Lieblingsbands einmal in seiner Wohnung spielen zu lassen? Fans der Toten Hosen seien hier ausdrücklich ausgenommen.
Da im vorhin schon erwähnten Saal am selben Tag ein Musical aufgeführt wird, kann die Vorband Portfolio aus Lärmschutzgründen erst gegen 22.30 anfangen. Musical over Rock sozusagen. Da Portfolio nicht gerade die bekannteste Band nördlich des Äquators ist, hier erstmal das Line-Up. Ein Gitarrist, eine Gitarristin, die hier und da ans Schlagzeug wechselt, ein Bassist, der auch mal zum Cello greift und kein Gesang. Also durchaus außergewöhnlich. Nicht weniger experimentell ist der Sound. Das Cello wird an Stellen bespielt, die dafür eigentlich nicht gedacht sind, es wird mit dem Pullover über die Gitarrenseiten gestrichen und kleine Kettchen hüpfen während dem Spielen auf den Schlagzeugbecken hin und her. Am augenscheinlichsten ist jedoch das Spiel mit der Lautstärke. Man stelle sich eine reduzierte Version von „...Trail of Dead“s „Days Of Being Wild“ mit ausgeprägten langsamen Instrumentalteilen vor und man erhält eine Idee davon, was die Musik von Portfolio ausmacht.
Nach einer kurzen Umpaupause ist dann die schwedische Band Logh an der Reihe. Heißt es nicht, dass alle Skandinavier gutes Englisch sprechen? Etwas weniger Genuschel hätte da vielleicht helfen können. Aber vermutlich sind die Ansagen sowieso nicht wichtig, schließlich geht es um die Musik und die durch die Musik geschaffene Atmosphäre. Musik zum Zuhören, zum in sich Aufsaugen. Die Tanzschuhe braucht man dafür erst gar nicht aus dem Regal zu holen. Stattdessen geht es um das Zusammenspiel der Instrumente (Schlagzeug, Bass, Keyboard und bis zu drei Gitarren). Dazu die unaufgeregte und auf eine gewisse Art und Weise gleichzeitig melancholisch und schöne Stimme von Matthias Friberg, die einen einlullt und sich sehr schön in die Stimmung der Instrumente einfügt. Man höre sich „Yellow Lights Mean Slow Down, Not Speed Up“ oder „The Contractor And The Assassin“ mit Kopfhörer an und stelle sich vor, die Band steht zwei Meter vor einem und spielt. Dann weiß man wie sich das Konzert angefühlt hat. Schönheit, Melancholie und Gänsehaut.
Aber auch Fans, die eher auf die schnelleren Songs stehen, kommen auf ihre Kosten. Logh verstehen es sehr wohl die Ruhe hinter sich zu lassen und auch mal für ein Lied ordentlich Gas zu geben. Trotz drei Gitarren und einer spärlichen Anlage ist der Sound aber immer schön differenziert und keineswegs gematscht.
Bei der zweiten Zugabe sind dann dank der späten Stunde nur noch etwa 50 Leute im Raum und schließlich verstehen wir zumindest noch die Verabschiedung: „You're far too kind, you're far too german.“ Was auch immer das bedeuten soll, wir hoffen auf ein baldiges wiedersehen. Dann in meinem Wohnzimmer.