Konzertbericht
Agnes Obel
Alle paar Monate gelingt es dem Freiburger Jazzhaus, an alte Zeiten anzuknüpfen und interessante Künstler mit Format in den alten Gewölbekeller zu holen. Agnes Obel war zwar schon einmal dort, hat inzwischen aber deutlich an Bekanntheit und Ansehen hinzugewonnen. Dies bestätigte schon im Vorfeld der dicke "Ausverkauft"-Stempel, der bereits Wochen vor dem Konzert auf den Werbe-Plakaten angebracht werden musste. Auch aus der Schweiz und Frankreich sind viele Zuschauer gekommen. Besonders auffällig ist aber die Breite des Publikums. Von heranwachsenden Mädchen bis zum rüstigen Ehepaar in den End-60ern sind alle Altersschichten vertreten. Kein Zweifel, Agnes Obel hat einen Status erreicht, der über den bloßen Geheimtipp hinausgeht.
Bevor die Dänin aber loslegen darf, ist zuerst einmal Erin Lang aka Feral & Stray als Support-Act an der Reihe. Die Wahl-Berlinerin besticht mit fragiler Stimme und experimentellen Songs, der Funke mag aber nicht so recht überspringen. Vielleicht hätte es doch der Unterstützung ihrer restlichen Bandmitglieder bedurft, die bei dieser Tour nicht mit dabei sind? Viele Songs wirken jedenfalls nicht ganz ausgereift. Dennoch wird die Sängerin schließlich mit reichlich Beifall verabschiedet.
Dann betritt Agnes Obel die Bühne und sofort wird allen im Saal klar: sie ist krank, augenscheinlich sehr krank sogar. Mit dickem Schal und einer Tasse Tee nimmt die Songwriterin Platz hinter dem Flügel. Die ersten Töne erklingen und alle warten gespannt auf die Gesangs-Passagen. Als diese erklingen, kommt die große Erleichterung – nur wer ganz genau hinhört, kann ausmachen, dass der Stimme ein paar Prozent fehlen. Stattdessen erschafft Obel zusammen mit Anne Müller am Cello und Mika Posen an der Violine unglaublich schöne Klangwelten, bei denen vor allen Dingen der perfekte Dreigesang hervorsticht. Selten haben sich Stimmen so gut ergänzt.
Auch der Sound lässt keine Wünsche offen. Alles erklingt glasklar, es gibt keinerlei Störgeräusche aus dem Publikum. Dieses ist einzig und allein auf diese fantastischen Künstlerinnen auf der Bühne fokussiert, die eine perfekte Mischung aus den besten Songs beider erschienenen Alben abliefern. Nach einer guten Stunde beginnt Obels Stimme dann doch abzubauen, die Sängerin kämpft sich dennoch tapfer durch das restliche Set und schafft es am Ende sogar, sichtlich erschöpft, noch eine Zugabe zu spielen. Danach ist allerdings Schluss, trotz tosendem Beifall der Zuschauer, die noch mehr fordern. Kein Wunder, denn heute Abend hätte man noch ewig zuhören können.