Konzertbericht

Boy


Intim und zurückhaltend war gestern. Heute verstehen Boy es, ganze Hallen zu rocken. Valeska Steiner und Sonja Glass, alias Boy, sind auch auf ihrer "We Were Here"-Tour nicht alleine und akustisch unterwegs, sondern mit Band und wuchtigem Sound. Die zwei Damen werden auf der Tour gleich durch zwei Schlagzeuger, einen Gitarristen und einen Keyboarder begleitet. Der volle Sound steht den Songs gut und auch die Chemie auf der Bühne stimmt. Als Band haben die sechs Spaß, jeder Ton ist eingeübt, einige Songs sind für das Liveset durch Instrumentalparts verlängert und bekommen so nochmal einen besonderen Charme.

Während die Musik perfektioniert ist, sind die Ansagen sympathisch ungeprobt und enden auch mal in einem: "Eh, ja, was soll ich da noch sagen?! Spielen wir einfach den nächsten Song!". Valeska steht als Frontfrau nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes im Rampenlicht (während des Konzerts ist sie permanent angeleuchtet, während Sonja und die restlichen Musiker eher in den Hintergrund treten), sie versteht es auch, mit dem Publikum zu spielen. Sie heizt die Menschen an, animiert zum Mitsingen und Klatschen, und hat bei all dem immer ein Lächeln im Gesicht. Sie bewegt sich von der einen Seite der Bühne zur anderen, headbangt, während sie mit dem Schellenkranz spielt, und macht die Ansagen. Hin und wieder kommen auch ein paar Worte von Sonja: "Wir sind Boy und ihr seid super!" muss sie los werden und lacht gleichzeitig über ihre platte Aussage.

Das Publikum (Indie-Liebhaber*innen und einige Leute, die wahrscheinlich im Feuilleton von Boy gelesen haben) lässt sich mitreißen, klatscht zur richtigen Zeit, singt motiviert mit und ist ansonsten während der Songs mucksmäuschenstill. Die Hingabe der Zuhörer wird durch die Band belohnt, denn sie bekommen nicht nur eine Zugabe geboten, die passenderweise mit "This Is The Beginning" endet, sondern nach erneutem kurzem Verlassen der Bühne gleich noch eine zweite. Außerdem gibt es auch noch ein Geburtstagsständchen für "Magda vom Merch", die von der Stimmgewalt des Ringlokschuppens ein "Happy Birthday" zum Besten geboten bekommt.

Beeindruckend sind nicht nur die Spielfreude und der Perfektionismus der Musiker, sondern auch die Lichtshow während des Konzerts. Das Highlight bieten zwei Discokugeln, die auf dem Boden der Bühne installiert sind und zum richtigen Zeitpunkt mit gebündelten Strahlern angeleuchtet werden, sodass die ganze Halle in Sternenlicht erstrahlt.

Eigentlich wenig erwähnenswert und als Kontrastprogramm zur tollen Show von Boy sei da noch die Vorband zu nennen. Small Fires könnten Friendly Fires ohne Wumms und Abwechslungsreichtum sein, freuen sich, ihre Songs vor so einem großen Publikum darbieten zu können, und werden wahrscheinlich von den meisten schon am nächsten Tag wieder vergessen sein.

Boy sind noch bis September immer wieder live zu sehen. Wer die Möglichkeit haben sollte, hin zu gehen, sollte sich das nicht entgehen lassen!

Marlena Julia Dorniak