Konzertbericht
Sivert Høyem

Stilsicher zum Motto des Senders – "Nur für Erwachsene" findet sich das Publikum – meist mittleren Alters – im Heimathafen Neukölln ein, einem wunderschönen Theater. Angesichts des eher ruhig ausgefallenen neuen Soloalbums des Sängers war dies nicht unbedingt zu erwarten. So überrascht Høyem das Publikum zu Beginn mit dem sehr krachigen und lärmenden "Shadows/High Meseta" – normalerweise ein Song, um das Set mit einem großen Paukenschlag enden zu lassen. Es folgte das düstere "Long Slow Distance": Høyem hält Wort. Zwar setzt er wenig später mit dem sehr reduzierten, nur von einer Akustikgitarre begleiteten "Blown Away", sowie "Ride On Sisters" und "Honey Bee" auch balladeske Höhepunkte, die meisten Stücke des Abends bestechen jedoch durch ihren durchweg rockigen Stil. An den Stellen, wo "Endless Love" aus der Konserve etwas zu brav wirkt, setzt die Band live Akzente – etwa in dem Berlin gewidmeten "Görlitzer Park", das an diesem Abend eine solche Schwere bekommt, dass man das Prädikat "Doomrock" verleihen kann.
Neben Høyems Soloveröffentlichungen darf natürlich auch die Vergangenheit des Sängers als Frontmann von Madrugada nicht fehlen – das genannte "Honey Bee", "Majesty", "Look Away Lucifer" oder "What's On Your Mind" finden sich ebenso in der Liste wie das grandiose "The Kids Are On High Street" zum Abschluss. Madrugadas, ebenso wie Høyems Songs holen die Mehrheit ihrer Intensität aus seinem Gesang. Solange er vorträgt, scheint egal, wer ihn dazu begleitet. Mit dieser Stimme könnte er auch Telefonbücher vorlesen und dazu Warteschleifenmusik abspielen – es würde immer noch großartig klingen. Das Publikum nimmt den Auftritt dankbar an, einerseits gilt er den Herren als geachteter Gentlemen, anderseits als Verführer der Damen der ersten Reihen. Kurz bevor sich der Vorhang schließt, kündigt Høyem noch ein Wiedersehen im Herbst an, auf dem es dann sicher erneut heißen wird: "Thank You Again. Endlose Liebe!", ein Statement, das so unwidersprochen zurückgegeben werden kann.