Konzertbericht

Stars


Klischee erfüllt. Kanadier sind offen und freundlich, so sagt man. Die Stars aus der französisch-kanadischen Kulturhochburg Montréal bilden hier mit Sicherheit keine Ausnahme.

Wenn ein Heidelberger sein Städtchen neben München, Stuttgart und Köln auf einem Tourplan stehen sieht, ist das für ihn wie Weihnachten und Geburtstag zusammen, da sehr ungewöhnlich. Dennoch hat wohl niemand damit gerechnet, dass der Karlstorbahnhof so gut – auch von internationalem Publikum – besucht werden würde.

Ohne Vorband und wie ihr aktuelles Album „Set Yourself On Fire“ beginnt die Show mit dem verträumten, aber sehr ausdrucksstarken Song „Your Ex-Lover Is Dead“. Ein kleiner Gänsehautmoment ereignet sich, als Sängerin Amy Millans Stimme einsetzt. Weich, klar, direkt und ohne Verschnörkelungen. Letztere brauchen die Stars sowieso nicht, denn der kreative Schwerpunkt liegt eindeutig auf instrumentaler Ebene. Mit der typischen E- und Bassgitarre, einem Schlagzeug, ein paar Mikros und starrer einseitiger Besetzung geben sie sich nicht zufrieden. Sänger Torquil Campbell schwingt gern mal die Trompete, Violinistin Jenny Walker, die nur bei dieser Tour dabei ist und deren Instrument bei den Stars eine große Rolle spielt, greift zu Percussion und der Bassist – der „nebenbei“ übrigens noch bei Broken Social Scene sein musikalisches Können zum Besten gibt - schnappt sich zwischendurch die E-Gitarre. Die - auf dieser Tour sieben - Stars fühlen sich auf der Bühne zweifellos pudelwohl, was man an den lächelnden, sogar strahlenden Gesichtern der Musiker, deren künstlerischer Gestik, und natürlich dem perfekten musikalischen Zusammenspiel merkt. Auf der Bühne herrscht durchgehend Harmonie, Leidenschaft, Party. Da fällt es dem Zuschauer auch deutlich schwer, sich nicht auf irgendeine Art zu bewegen oder zu tanzen. Auch in Kanada herrscht Patriotismus, allerdings auf ganz andere, sehr sympathische Art. Da darf ein Kommentar über die amerikanische Kriegspolitik nicht fehlen. Die kommen ja bekanntlich immer wieder gut an. Auch sonst hält Sänger Torquil ständig Kontakt zu seinem Publikum, auf ruhige, lockere Weise mit einem Hauch von Humor. Die Stars zeigen sich liebenswürdig und dankbar. Sogar ein Bröckchen deutsch haben sie hierfür gelernt, ständig bedanken sie sich mit einem „Dankeschön“ und wissen die Tanzeinlagen der Besucher sehr zu schätzen. So wie die Platte im heimischen Wohnzimmer endet, so tut sie das auch hier im Karlstorbahnhof. Bei dem wunderschönen „Calendar Girl“ wird noch mal gekuschelt, bevor die Stars die Bühne verlassen. Doch ohne eine Zugabe lässt das Publikum sie nicht nach Hause, und schließlich stillen sie auch den Hunger derer, die von guter Musik einfach nicht genug bekommen.

Ein schöner Abend geht zu Ende. Da liebt man es doch, Gastgeber zu sein. Auf ein nächstes Mal!

Stefanie Graze