Konzertbericht

Nada Surf


Pünktlich zur ersten Vorband komme ich mit Nada Surf Sänger Matthew Caws von unserem gemeinsamen Stadtbummel plus Interview zurück. "Bis später dann, genieß die Show!" ruft er mir noch zu, bevor er sich bei seinem Manager zurückmeldet. Das Jazzhaus ist schon erstaunlich voll, was dem gemütlichen Ambiente aber keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil! Ein Hauch von etwas Besonderem liegt in der Luft. Das könnte heute Abend wirklich großartig werden!

Als erste Band gehen die Spanier Clovis auf die Bühne. Wobei der Begriff "Band" nicht wirklich passt, denn Clovis sind Fino an der Gitarre und Cristina am Mikro. Gespielt wird eine Mischung aus Folk und Pop, die ein paar gute Momente hat, aber letztendlich nicht ganz überzeugen kann. Ein Konzert in einem kleineren Rahmen wäre wohl angemessener gewesen. Die nachfolgenden Goldrush geben an diesem Abend ihren Einstand als Vorband für Nada Surf. Dementsprechend begeistert und konzentriert geht man zu Werke. Die fünf Briten aus Oxford erinnern häufig an The Shins und The Coral und haben einen wahren Multiinstrumenten an Bord, der von Trompete über Gitarre bis Keyboard einfach alles spielt. Dennoch, der letzte Funke will nicht so ganz überspringen. Der letzte Schuss Exklusivität fehlt dem sonnigen Indierock, um auch nach dem Konzert genau in Erinnerung zu bleiben.

Nada Surf beginnen im Anschluss, wie vorher bereits angekündigt, mit "Popular". Damit nehmen sie den "Spielen sie es, oder spielen sie es nicht?"- Diskussionen sogleich den Wind aus den Segeln. Ein flotter Beginn bleibt es auch weiterhin. "Hi-Speed Soul" kommt live wesentlich treibender und rockiger daher, als auf dem Album. Man merkt deutlich, die Band ist wahrhaftig in Spiellaune. Matthew sieht auf der Bühne nicht wie Ende 30, sondern wie ein Highschool Kid aus, das gerade seinen Abschluss gemacht hat. Der sonnengegerbte Daniel Lorca schwingt seine Dreads rhythmisch zu seinem wummernden Bass. Dabei macht er deutlich, dass niemand so saucool Zigarette rauchen und gleichzeitig singen kann, wie er.

Die Setlist besteht zu großen Teilen aus dem Material von "Let Go" und "The Weight Is A Gift". Also nur Hits, wenn man so will. Als ob das nicht schon genug wäre, gibt es eine gelungene Coverversion der Hymne "There Is A Light That Never Goes Out" von The Smiths. Der Jubel ist groß, ganz besonders bei den überdurchschnittlich vielen weiblichen Zuschauern. Ob das an Drummer Ira Elliot liegt, der immer wieder mit kecken Äußerungen das Publikum zum Schmunzeln bringt? Nach fast 90minütiger Spieldauer ist es dann Zeit für die Zugabe. Den Großteil der Balladen hat man sich für den Schluss aufgehoben und so wirken "Blizzard Of 77", "Your Legs Grow" und "Blonde On Blonde" umso nachdrücklicher. Bei "Stalemate" wird dann noch geschickt "Love Will Tear Us Apart" der seligen Joy Division eingebaut, bevor mit "Hyperspace" das große Finale folgt. Nada Surf haben alles gegeben und das sieht man ihnen auch an. "I fuckin´ love playing in this band!" schreit Ira als letztes ins Mikro. Wer will ihm das nach dem heutigen Abend nicht abnehmen?

Benjamin Köhler