Konzertbericht

Coldplay


Den Fühlinger See in Köln hatte man sich als Veranstaltungsort für das Open-Air ausgesucht. Der Wetterbericht versprach tolles Wetter und so machte man sich in voller Vorfreude auf Coldplay in traumhafter Kulisse auf den Weg. Doch dort angekommen erstmal: Enttäuschung. Von See weit und breit nichts zu sehen und der Veranstaltungsort: asphaltiert. Zu allem Überdruss wollte die Sonne auch nicht so recht und versteckte sich lieber hinter einer Wolkendecke.

Aber egal, immerhin standen drei klasse Acts auf dem Plan. Den Anfang machten die derzeitigen Helden der Liebhaber tiefgreifender Lyrik und verträumten Songs. Den Anfang machten Kettcar, angekündigt von Chris Martin's Vater - na immerhin. Sie bemühten sich wirklich, aber gegen ein Einslive Publikum kommen sie leider nicht an. Nur vereinzelt haben sich wohl Kettcar-Kenner eingefunden; doch als Markus "Nacht" bzw. "48 Stunden" anstimmte ging ein Raunen durch die Menge - man kennt sie ja doch, die Jungs von Kettcar. Immerhin etwas.

Wen wundert es also, dass gerade mal schätzungsweise zwei handvoll mehr der Besucher mit Richard Ashcroft etwas anfangen konnten. Nur bei "The Drugs Don't Work" und insbesondere bei "The Bittersweet Symphony" waren sie alle wieder voll dabei. Auf der Bühne gab es Minimalprogramm zu betrachten, denn ausser einem Keyboarder kam Richard allein. Und so verwundert es nicht, dass gelegentliche Drum- und Gitarrenspuren vom Computer abgespielt wurden. Ebenso Brian Wilson's Gesangspuren wurden eingespielt um das Duett der beiden zumindest halbwegs live zum Besten geben zu können.

Bald darauf war es soweit, die Band für die sie alle gekommen waren betrat die Bühne und ein Jubelsturm brach zeitgleich zu den ersten Klängen von "Square One" los. Die Setlist wurde bestimt durch Songs des neuen Albums, von "Parachutes" war kaum ein Song vertreten, aber immerhin schafften es die Hits von "A Rush Of Blood To The Head" in die Setlist. Und eines kann man definitiv festhalten: Songs wie "Clocks" oder "Politik" rocken live und fahren sofort in die Beine! Aber nicht nur diese Songs, sondern auch Chris Martin rockte. Seine gute Laune war ihm spürbar anzusehen, und so grinste er was das Zeug hielt, münzte Texte auf Köln um und tobte und wirbelte über die Bühne wie ein kleiner des Lebens froher Junge. Natürlich steckte diese Laune an und so freute man sich mit ihm oder lauschte andächtig seiner Stimme und den Klängen der Musik sobald eine der Balladen angestimmt wurde. Es steht ausser Frage, dass niemand Chris in seinem hoch intensiven Klavierspiel übertreffen könnte. Und parallel dazu liefen die Tränen über glücklich ergriffene Wangen.

Doch nicht alles war positiv. Coldplay hatten eine wahrlich schöne Lichtshow im Gepäck gehabt, aber sie konnte ihre Wirkung leider nicht entfalten da es noch hell war als das Konzert begann. Erst gegen Ende wurde es dunkel und so konnte wenigstens der kleine Gag mit der Lampe Wirkung zeigen. Über Chris Martin wurde eine Lampe herabgelassen, welche er noch einmal durch die Gegend schwang um sie mit den letzten Tönen auszuschalten.

Apropos Ende: es kam viel zu früh! Knappe 80 Minuten kurz war der Auftritt und dementsprechend enttäuscht waren Großteile des Publikums. Drei oder vier Lieder mehr von "Parachutes", zwei oder drei mehr von "A Rush Of Blood To The Head" und alle die kamen wären glückseelig gewesen. Der Auftritt, die Show - es war wahrlich oberste klasse. Es hätte aber absolut grandios werden können. Man verdrückt sich also seine Träne der Enttäuschung und erfreut sich am Erlebten.

Kaan Karaismail