Konzertbericht
Dave Hause & The Mermaid

Zum Beispiel, indem es einen alten Helden einlädt: Thomas Barnett, vielen noch als Frontmann der Agitations-Punker von Strike Anywhere bekannt, eröffnet mit seinem aktuellen Projekt The Great Collapse den Abend. Der Grund für dessen Existenz erschließt sich nicht sofort, ist ihr Sound doch von dem der immer noch operierenden Strike Anywhere kaum zu unterscheiden. Zudem wirkt er etwas aus der Zeit gefallen – dass Barnett mit Mitte 40 immer noch mit Shorts und Dreadlocks über die Bühne hüpft, tut da sein Übriges.
Erheblich frischer wirken da die Songs von Hause, der sich an den ganz Großen des amerikanischen Rock orientiert – Springsteen natürlich oder auch Tom Petty, dem im Zugabenblock mit einem frenetisch angenommenen Cover von "Won't Back Down" Tribut gezollt wird. Auf eine patriotische Art und Weise politisch war diese Musik schon immer, so passt es dann auch, dass das reguläre Set der Mermaid mit "Bury Me In Philly", der Liebeserklärung an die Heimatstadt, gestartet und mit dem Anti-Trump-Song "Dirty Fucker", beide vom aktuellen Album, beendet wird. Auch der Rest von "Bury Me In Philly" kommt nicht zu kurz, nur der fast schon unverschämt simple Lagerfeuerhit "Divine Lorraine" fehlt im Gegensatz zur letzten Tour. Schade, hätte dieser doch das etwas donnerstagsfaule Hamburger Publikum eventuell noch etwas aufwecken können.
Am Ende des Sets nimmt sich Hause dann allerdings, zunächst alleine mit der Akustikgitarre, noch Zeit für ältere Stücke, deren Entstehung sich zum zehnten Mal jährt – ein weiterer Geburtstag also. Und auch wenn das Konzert nach 90 Minuten dann doch noch eine knappe halbe Stunde endet, bevor The Mermaid offiziell das Säuglingsalter verlässt, wirkt die fast obligatorische Ansage, dass man nicht noch einmal viereinhalb Jahre auf den nächsten Hamburg-Auftritt warten wolle, authentisch. Für den zweiten Geburtstag würde sich das Knust ja schließlich auch wunderbar eignen.