Konzertbericht

Wolf Parade


Um 20 h ist Einlass, wer aber erst um 21.30 h kommt, hat immer noch genügend Zeit, konsequente Regungslosigkeit auf der Bühne zu beobachten. Im Vorfeld wurde für dieses Konzert auf übersehbaren Postern im Din-A4 Format kaum Werbung gemacht. Die Fans erscheinen trotzdem, wenn anfangs auch nur zaghaft.

Fünf Jahre waren Wolf Parade nicht mehr in Oslo und um die Vorfreude mal so richtig zu überspannen, lassen Spencer und seine Jungs weiterhin auf sich warten. Es gibt keine Vorband und unendlich teures Bier, aber eine interessante Location. Das Parkteatret ist ein an sich moderner, renovierter Laden, existierte aber schon als Kino im frühen 20. Jahrhundert, worauf die großen, schmucken Leuchter an den Wänden erinnern. Mitten in Grünerløkka, dem Trendviertel der Stunde, gelegen, macht das natürlich einiges her.

Gegen 22 h, als sich scheinbar die gesamte Indie-Szene Oslos im kleinen Konzertsaal versammelt hat, endlich: Wolf Parade betreten die Bühne. Der Einstieg rumpelt zunächst mit den Anfangsdrums von "You Are A Runner and I Am My Father's Son" heran, die Menge jubelt, der Drummer verhaspelt sich und Wolf Parade starten ein zweites Mal. Diesmal klappts und schon beim nächsten Song, "Language City", geht die Menge ab wie Schmidts Katze. Zu alten Stücken wie "I’ll believe In Anything" oder "This Heart’s on Fire" hüpfen hier die Norwegerpullis gleichermaßen wie zu "Palm Road" oder "Pobody’s Nerfect", zu finden auf dem aktuellen Album. Spencer verausgabt sich an den Keyboards, Boeckner an der Gitarre und beide schonen ihre Stimmen in keiner Sekunde. Nur DeCaro zeigt seinen Enthusiasmus subtiler. Fast schon gelangweilt spielt er seinen Bass, kaut Kaugummi, dreht an seinem Mikro und schaut müde über die Menge hinweg – finge er nebenher an, seine Steuererklärung zu machen, würde dies vermutlich auch keinen mehr wundern.

Nach einer Stunde hören die zackigen Tanzbewegungen Boeckners auf, Spencer stellt seinen Keyboardstuhl wieder ordentlich hin und die Band verschwindet von der Bühne, legt aber eine 20-minütige Zugabe nach. Natürlich könnte man nun über die kurze Spielzeit, das lange Warten vorher oder die technischen Ausfälle meckern. An der Qualität Wolf Parades als Live-Band ist aber einfach nichts auszusetzen. Souverän rocken sie die Bühne und spielen ihre Songs in einer Weise, die einem hin und wieder das Herz höher schlagen lässt. Die Stimmung an dem Abend ist durchweg gut, Boeckner entschuldigt sich zwischendurch sogar für die lange Wartezeit. Nur das Bier in Oslo, das ist einfach immer noch zu teuer!

Photo: Mego Sam Cecil

Silvia Silko