Konzertbericht

Japandroids


7.769 Kilometer sind es von Vancouver nach Hamburg – da können wohl schon einmal interkulturelle und kommunikative Probleme auftreten. Die Japandroids durften das bei ihrem Konzert im Uebel & Gefährlich erfahren.

Gemeint ist dabei gar nicht einmal die Situation, in der Gitarrist Brian King auffällt, dass man sich als Deutscher wohl gar nicht in einen Roadtrip-Song wie "North East South West" hineinversetzen könne, weil man in Deutschland gar nicht von Küste zu Küste, sondern höchstens von Grenze zu Grenze fahren kann. Aber wer weiß denn, was der stets hineinrufende (und von King deswegen auch als Komödiant bezeichnete) junge Herr in der ersten Reihe genau meint, wenn er sich "Younger Us" wünscht?

Okay – wahrscheinlich den Song "Younger Us", den die beiden Kanadier dann auch wirklich prompt spielen. Zum Konzert hätte aber auch gepasst, hätte der Zwischenruf einem allgemeinen Sehnen nach den jüngeren, also den früheren Japandroids Ausdruck verliehen, die ihren Sound noch mehr auf kleine Clubs als große Bühnen auslegten. Wirkliche Stimmung kommt bei den überraschend zurückhaltenden Besuchern des bei weitem nicht ausverkauften Uebel & Gefährlich nämlich vorrangig auf, wenn Songs des schrammeligen Debüts "Post-Nothing" oder der Hitschleuder "Celebration Rock" gespielt werden. Ähnliches scheinen die beiden Kanadier fast vermutet zu haben – fällt ja schon auf, wenn das eher umstrittene "Near To The Wild Heart Of Life" im letzten Konzertdrittel fast komplett ignoriert wird.

Erfreulich ist immerhin, dass die Reaktionen auf ihr Drittwerk den Japandroids in keiner Form die Motivation ausgesaugt zu haben scheinen: Bereits vor dem ersten Song wirken Brian King und Dave Prowse verschwitzt, nach dem ersten sind sie es dann auch, und wäre nach dem finalen "The House That Heaven Built" noch eine Zugabe gekommen, hätte man die Überreste der beiden wahrscheinlich von der Bühne fegen können. Bei soviel Rock-Attitüde glaubt man es Brian King dann auch, wenn er das Publikum bittet, ihn mit Bier zu bewerfen, falls er jemals mit einer kabellosen Gitarre auftreten sollte. Hamburg bejubelt diese Ansage. Manche Dinge versteht dann eben doch jeder.

Jan Martens