Konzertbericht

Interpol


Nein, wir haben keine Karten mehr übrig. Nicht so das wir den jungen Franzosen verstehen würden, der am Einlass ununterbrochen auf uns einredet. Aber wer hier mit verzweifelter Miene an der Schlange auf und ab rennt kann nichts anderes wollen. Fast alle Clubs der Europa-Tour waren Wochen im Voraus ausverkauft, inzwischen gibt es Hallentermine für April 2005. Und wem es da nicht ergehen will wie dem Franzosen an der Laiterie sollte sich jetzt schon aufmachen und Karten kaufen. Na gut, den Bericht dürfen Sie noch zu Ende lesen. Man will ja wissen für was man so investiert.

Hier unter anderem auch für Bloc Party. Noch nie gehört? Den Namen vielleicht nicht, aber man kennt irgendwie jeden zweiten Song. Nicht dass die vier Herren klauen oder covern würden. Aber Songs wie "Banquet" brodeln schon lange im Untergrund vor sich hin. Und da der Vierer wunderbar vetrakte Songs mit Ohrwurmmelodien schreibt und mit Breaks versetzt, die dir beim Headbangen den Hals brechen wird ihr Aufstieg kaum aufzuhalten sein. Gut so. Das wird der nächste Hype. Wetten wir? Wenn nicht machen wir einen draus. Versprochen!

Dann wird 50 Minuten aufgebaut, was zu lang ist und die Vorfreude leicht in ein Genervt sein umschlägt. Aber dann ist es soweit. Unter den Tönen von "Next Exit" betritt die Band die dunkle Bühne. In den nächsten Minuten wird den beiden Redakteuren klar warum fast alle Künstler ihre DVDs in Frankreich aufzeichnen lassen. Das Publikum ist total euphorisch. Hut ab. Nur auf Paul Banks sitzt er noch, die Kippe dazu im Mundwinkel und wie immer stilvoll im Anzug gekleidet. Genauso perfekt wie der Dress der vier New Yorker ist der Sound. Es klingt wie aus einem Guss, Banks ist stimmlich auf der Höhe. Die Songs werden dazu in Nebel und passendes Licht getaucht.

Irgendwann fangen Interpol an zu langweilen und das Publikum zu nerven. Wenn jede Gesangspause mit brandendem Applaus gefüllt wird ist das doch etwas störend. Und die Mannen oben kommen nicht vom Fleck. Natürlich sind alle Songs grandios, aber bis jetzt gab es fast ausschließlich die ruhigen Stücke. Aber dann bekommen sie doch noch die Kurve: "Slow Hands", "PDA" und "Say Hello To The Angles" folgen und man wird wieder wachgerüttelt und fängt an mit dem Arsch zu wackeln. Dann entlassen sie uns mit "NYC" in die Nacht.

Interpol erzeugen live eine Atmosphäre wie man es sonst eigentlich nur von The Cure kennt. Hier stimmt fast alles. Nur ein paar Uptempo-Songs mehr würden den Konzerten ganz gut stehen...

Carsten Roth