Konzertbericht

Green Day


Kindergeburtstag

Direkt schon mal zur Überschrift. Diese bezieht sich auf das Publikum und nicht auf die Band. Das Publikum, welches sich am 20. Januar in der Philipshalle versammelte musste wohl zu gut und gerne 75%, aus noch nicht erwachsenen Mode-Punks bestanden haben. Wie ich darauf komme?

Nun, zum einen sei gesagt, dass der Großteil des Publikums ausser "American Idiot" wohl kein Album der Band kannte. Dies merkte man sehr deutlich nach den ersten sechs Stücken der Setlist. Diese sechs Songs waren die ersten sechs Songs des aktuellen Albums, doch schon mit dem ersten älteren Song ebbte das Geschehen in der Halle ab. Der Gesang wurde weniger, das Geschiebe und Gedrücke ebenso. Aber mithüpfen konnten die Kleinen dann doch noch. Es ist erschreckend zu erleben, dass ein Großteil des Publikums nicht mal mehr alte Gossenhauer wie Hitchin' A Ride, Good Riddance (Time Of Your Life) oder When I Come Around kennt. Und das war noch nicht alles - selbst mit Basket Case konnte offensichtlich knapp die Hälfte des Publikums nichts mehr anfangen. Aber zum Queen Cover "We Are The Champions" waren alle wieder auf einer Welle.

Zum anderen sollte einem spätestens am Merchandisestand klar werden, dass man schon mit einem hauptsächlich jüngeren Publikum gerechnet hat. Denn es stellte sich heraus, dass alle Bandshirts nur in Kindergrößen bis maximal 172 erhältlich waren. Einzig das Tourshirt gab es in den regulären Größen (zzgl. S).

Aber nun gut, kommen wir lieber zu den wesentlicheren Dingen. Das Vorprogramm bestritten New Found Glory. Bleibt nicht groß zu erwähnen, dass auch mit dieser Band der Großteil des Publikums nichts anfangen konnte, aber sie schlugen sich tapfer und spielten was das Zeug hielt. Und dafür sollten sie belohnt werden, denn nach der ersten Eingewöhnungsphase schafften sie es das junge Publikum in Bewegung und Jubel zu versetzen.

Zunächst kam einer der drei Jungs -vermutlich Billy Joel- als biertrinkender Hase verkleidet auf die Bühne um das Publikum anzustacheln. Und als dann endlich die Mannen um Frontmann Billy Joe die Bühne betraten hätte man meinen können die Hölle bricht aus. Oder man sei auf einem Konzert einer x-beliebigen Boygroup. Was dann wohl auch auf das gleiche hinaus käme. Green Day spielten was das Zeug hielt und lieferten dabei eine grandiose Rockshow ab die sich gewaschen hat! Man merkt, dass Green Day sich nicht mit einer normalen Rockshow zufrieden geben wollten, nein, da musste schon das gewisse etwas an Bombast her! Und allein das eindrucksvolle Bühnenbild - ganz im Stil des aktuellen Albums gehalten tat da schon einiges zu. Der Showhöhepunkt war wohl unbestreitbar der Moment als sie 3 junge Männer auf die Bühne holten um sie spielen zu lassen. Klar, das taten sie bei allen Auftritten, aber hey - das gehört zur Show. Und der wohl glückseeligste Kerl des abends war derjenige der Billy's Gitarre mit nach Hause nehmen durfte. Ansonsten bewiesen Green Day ihre Klasse allein dadurch, dass sie das Publikum die restliche Stunde nach den aktuellen Songs mitreißen konnten. Auch wenn die Stimmung abnahm, so war sie dennoch das ganze Konzert hindurch durchaus als gut einzustufen.

Alles in Allem ein schönes Konzert, dass in einer kleinen Pyroshow und Konfettiregen endete.

Kaan Karaismail