Konzertbericht
Die Ärzte
Die Zeit im Wartezimmer sollte den Ärztefans mit der Band "Union Youth" versüßt werden. Dies gelang auch zunächst doch irgendwie hörte sich nach 2-3 Liedern schon alles gleich an und die "Ärzte"-Rufe wurden lauter und lauter. Dass eine Band es als Vorband der Ärzte immer schwer hat, schwer hatte und immer schwer haben wird ist ja kein Geheimnis (es gibt wohl nur eine Band die als Ärzte Vorband akzeptiert und gefeiert wird: Beatsteaks). Dementsprechend fiel auch die Kommunikation des Frontmanns mit den Fans aus "Wir sind Union Youth und ihr wollt die Ärzte sehen" u.ä. Dieser Kommentar weckte zunächst Sympathien - hatte doch mal eine Ärzte Vorband erkannt welch schweren Stand sie vor Ärzte-Fans hat. Mit der Zeit wirkte die Band aber immer lustloser und entnervter. So warf der Sänger beim letzten Lied nur noch seine Gitarre hin und her statt weiterzuspielen oder zu singen und provozierte eine ziemlich starke Rückkopplung. Schade - die Sympathien die sie zunächst gewannen hätten sie ausbauen können. Aber so wurde es ein äußerst schwaches und vor allem langweiliges Konzert. Naja, in Wartezimmern ist es auch immer langweilig.
Mit einem von einem älteren Herren gesprochenen Intro wurden die wartenden Fans in das Behandlungszimmer der Ärzte gerufen. Bela, Farin und Rod begannen mit "Nicht Allein" hinter einem riesigen schwarzen Vorhang welcher mit einem lauten Knall viel und den Blick auf die behandelnden Ärzte freigab. Wie es sich für die Ärzte gehört wurde die Kommunikation mit den Fans sehr hoch gehalten und so alberten Bela, Farin und Rod von der ersten Sekunde an herum - egal ob sie nun spielten oder sich zwischen zwei Liedern befanden. So entstand auch die neue Stadthymne für Köln - "sie ist die Geburtsstadt des Rock and Rölln! Kölln! Kölln!" ; "hier hat unser Bus schon ganz viele Dölln! Kölln! Kölln!" usw. usf. Sie wollten schon garnicht mehr aufhören und fingen auch bei "Zu Spät" wieder damit an. Zitat Farin: "Wir schreiben euch eine neue Stadthymne - dann is endlich vorbei mit diesem ewigen 'mer losse de Dom in Kölle!' "
Auch die Bühnenbilder der Ärzte veränderten sich mehrfach. Mal wurden die Patienten mit penetrantem Stroboskoplicht geblendet und mal tauchten viele kleine Fackeln und rotes Licht das Behandlungszimmer in eine wohltuende und angenehm romantische Atmosphäre. Auch ein Flügel gehörte zu dem Equipment der Ärzte an welchen sich Rod mehrfach begab und seine Fingerfertigkeit an den weißen und schwarzen Tasten zur Schau stellte. Aber nicht nur dies - u.a. gab es Bela in schwarzem Dracula Umhang und Farin in Zwangsjacke zu bewundern. Aber einer der Höhepunkte waren die drei Ärzte in roten Sakkos. Ja, genau - sie spielten einige Lieder unplugged und zwar "Zitroneneis", "Frank'N'Stein" und "Monsterparty". Während dieser Unplugged-Einlage entstand auch das zuvor angesprochene Köln-Lied.
Nach 3 Stunden war die leider zu kurze Behandlung schon vorbei. Die Setlist der Ärzte war dabei überwiegend von Liedern des neuen Albums "Geräusch" bestückt, was der Stimmung allerdings absolut kein bisschen schadete. Natürlich vermisste man viele viele Lieder - aber es wird wohl niemals eine Setliste geben die wirklich alles enthält was man gerne live sehen würde. Da müssten die Ärzte schon einen Tag lang spielen.
Alles in allem war es ein äußerst gelungener abend! Der Sound war zwar zunächst nicht der Beste aber mit der Zeit bekamen die Techniker auch diesen super in Griff, so dass ab dem mit englischer Ansage und teilweise englisch gesungenen "Hurra" der Sound sehr gut war. Dass die Show spitze und höchst unterhaltsam war muss wohl nicht extra erwähnt werden, den ndavon kann man bei Ärzte Konzerten eigentlich schon ausgehen.
So wünscht man sich eine Behandlung - und man muss noch nicht einmal Privatpatient sein.