Konzertbericht

Casper


Casper hat die letzten Jahre eine riesige Entwicklung durchgemacht: vom recht unbekannten Hip-Hopper hin zu einem der beliebtesten deutschen Künstler. Damit geht auch der Wechsel von kleinen Clubs zu den größten Bühnen des Landes einher. Und dann sogar noch seine eigenen kleinen Castivals, unter anderem in Dortmund, Berlin und Hamburg

In Hamburg wurde der Bielefelder unterstützt von Rapper Haftbefehl und Thees Uhlmann, welcher vor dem Konzert ankündigte, dass sein Auftritt beim Castival der vorerst letzte in dieser Formation sein würde. Aber der Reihe nach. Das etwas schlammige Konzertgelände an der Trabbrennbahn war mit 8000 bis 10000 überwiegend jungen, weiblichen Gästen sicherlich nicht ausverkauft, was aber auch daran lag, dass Casper im Einzugsbereich immerhin noch in Hannover, Berlin und Dortmund gespielt hat.

Eröffnet wurde das Castival von Haftbefehl, dessen Auftritt vom Publikum mit einigen Pfiffen quittiert wurde und ansonsten nicht wirklich erwähnenswert blieb. Anders als der von Thees Uhlmann, der sichtlich Spaß hatte. Die Setlist war dabei glücklicherweise eher auf das erste Solo-Album ausgelegt, was sogar das ansonsten eher gelangweilte Publikum hier und da zum Mitsingen und Tanzen animierte. Dazu als Intro das Theme von Game Of Thrones und einem wunderbaren "Das Hier Ist Fußball"-Cover, einfach stark.

Schlussendlich kam dann Casper. Wer ihn das letzte Mal vor 2011 gesehen hat, wird sich gehörig gewundert haben. Eine riesige Show mit mehr als zwei Stunden Spielzeit, bei der sowohl die Hip-Hopper als auch die Fans der letzten beiden Alben vollkommen auf ihre Kosten kommen. Lediglich Freunde des ersten Studioalbums werden ein wenig enttäuscht gewesen sein, dass es Lieder wie "Hin Zur Sonne" oder "Unzerbrechlich" nicht in die Setlist geschafft haben. Dass dafür Thees Uhlmann auf die Bühne kam und zusammen mit Casper das wunderschöne "Ich Sang die Ganze Zeit Von Dir" spielte – ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung einer Tomte-Reunion? – ist jedoch mehr als eine Entschädigung. Am Ende hat Casper bewiesen, warum er zur Zeit einer der größten deutschen Künstler ist, erst recht live. Eine tolle Show, ohne wirkliche Schwächen und sogar mit Feuerwerk.

Lewis Wellbrock