Jahrescharts

UNSERE ALBEN DES JAHRES 2012

1

ALT-J

An Awesome Wave

Als absolute Newcomer direkt von 0 auf Platz 1 unserer Jahrescharts – das sucht seinesgleichen. Lange klang keine neue Band mehr so eigenständig wie Alt-J, die sich im dicht gedrängten Indie/Pop-Schmelztiegel ihre persönliche Nische zimmern konnten. Eine wunderbare, würdevolle, und manchmal auch melancholische Umgebung, in der sich fast alle Redakteure zu Hause fühlten – und "An Awesome Wave" dementsprechend auf den Thron empor hoben. (Johannes Neuhauser)

2

GRIZZLY BEAR

Shields

Mit ihrem letzten Album "Veckatimest" noch auf der Nummer Eins unserer Jahrescharts 2009, reichte es für Grizzly Bear diesmal nicht ganz für die Spitzenposition. Etwas falsch gemacht hat die Band aus Brooklyn deswegen trotzdem nicht. Das Vize-Album des Jahres ist einmal mehr eine Lehrstunde darin, wie man es schafft, poppigste Ohrwurmmelodien und spannende Songverläufe auf einen Nenner zu bringen. Wir sind jetzt schon gespannt, ob das nächste Album wieder ganz nach oben klettern kann. (Benjamin Köhler)

3

KEATON HENSON

Dear

"Keaton Henson spends his time alone, writing songs and sometimes drawing, he doesn’t like to talk about himself” – so steht es auf der Homepage des Künstlers. Dass er es trotz dieser Umstände bis auf Platz 3 unserer Jahrescharts geschafft hat, liegt neben seinen unfassbar schönen Songs auch an seinen Freunden, die Hensons Musik damals veröffentlichten, und uns so die Möglichkeit eröffneten, Anteil an diesem wunderbaren Album zu nehmen. So bleibt am Ende nur zu sagen: Danke, Freunde von Keaton Henson, und danke Keaton Henson selbst für eines der großartigsten Alben dieses Jahres. (Benjamin Schneider)

4

JAPANDROIDS

Celebration Rock

Auch auf ihrem Nachfolgewerk zum schon fulminanten "Post-Nothing" lassen es die Japandroids ordentlich krachen und machen somit also das, was sie am besten können. Und da sie hier nicht nur im Albumtitel den Rock in seiner rohesten Form so schön zelebrieren, ist es mehr als angemessen, dass sie in unseren Jahrescharts so weit vorne landen! (Christoph Herzog)

5

BEN HOWARD

Every Kingdom

Mitte Dezember 2012 ist Ben Howard am Ende seiner Kräfte. Hinter ihm liegt nicht nur der diesjährige Release des vielleicht virtuosesten, auf jeden Fall aber unseres zweitliebsten Singer-Songwriter-Albums des Jahres, sondern auch eine Ochsentour, auf der der junge Brite seine zierlichen Folkperlen regelmäßig zu regelrechten Noise-Epen anwachsen ließ. Lieber Ben, wir wünschen dir gute Erholung – auf dass dir einst ein weiteres Meisterwerk wie "Every Kingdom" gelingen möge. (Jan Martens)

6

ALABAMA SHAKES

Boys & Girls

Soul, R'n'B, Funk – nicht gerade die Stichwörter, die in der Vergangenheit besonders oft in den höchsten Weihen unserer Jahrescharts zu finden waren. Mit einer Stimme wie der Ihrigen bringt Brittany Howard von den Alabama Shakes jedoch noch selbst die Ungläubigsten unter uns dazu, Halleluja zu schreien – und ein Sommerhit wie "Rise To The Sun" hallt auch noch spät im Dezember nach. (Jan Martens)

7

KENDRICK LAMAR

Good Kid M.a.a.d City

Unfassbar, was Kendrick Lamar da im letzten Quartal des Jahres noch für ein Rap-Meisterwerk raushaut. Sein Konzeptalbum erzählt von einem in die Kriminalität abgedrifteten jungen Mann, dessen Kumpel bei einer Schießerei ums Leben kommt. Auf der Suche nach Vergeltung findet er jedoch nur einen Sinneswandel – eingeleitet von seiner Mutter, die ihm sagt, er solle seine Wut und Emotionen in Kunst verwandeln und Rapper werden. Klingt auf den ersten Moment zwar sehr klischeehaft, hat es aber in sich. Denn Lamar schlägt hier mit ausgereiftem Storytelling die Brücke zwischen Hipsterrap und Hip-Hop-Puristen, und das Resultat ist vielleicht das beste Rap-Konzeptalbum seit jeher. (Andreas Peters)

8

BEACH HOUSE

Bloom

Was macht man, wenn man ein Meisterwerk vorgelegt hat und alle erwarten, dass der Nachfolger selbstverständlich genau so großartig zu sein hat? Wie auch immer Beach House es angestellt haben mögen, sie haben einfach noch einmal zehn perfekte Songs geschrieben und sie auf eine Platte gepackt. Natürlich wurde "Bloom" dafür kritisiert, dass es zu wenig Neues biete. Aber mal ehrlich: wer würde sie missen wollen, diese Songperlen, die auch 2012 wieder zu einem Beach-House-Jahr gemacht haben? Danke für dieses Album. (Kilian Braungart)

9

GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR

'Allelujah! Don't Bend! Ascend!

Völlig überrascht finden Fans am 1. Oktober beim Konzert von Godspeed You! Black Emperor in Boston am Merchandise kommentarlos diese dunkle Vinyl. Der Inhalt ist sensationell – der erste Release der Band seit zehn Jahren, gewohnt großartig. Godspeed You! Black Emperor eben. Eine Band, für die es nicht vieler Worte bedarf. (Daniel Waldhuber)

10

DRY THE RIVER

Shallow Bed

Manche mögen es Pathos nennen, was auf "Shallow Bed" passiert – wie Peter Liddle in "Shield Your Eyes" den Begriff "croonen" neu definiert, wie sich "No Rest" immer mehr zu einem nächtlichen Gewitterhimmel aufbäumt. Wir nennen das einfach: große Gefühle. Oder zumindest: groß. (Jan Martens)

11

TAME IMPALA

Lonerism

Natürlich bietet Australien auch Kängurus und Hautkrebs. Doch der wirkliche Grund, sich 2012 dem 5. Kontinent zuzuwenden, war das wundervolle "Lonerism" von Tame Impala. Außerdem kostet das Album weniger als ein Langstreckenflug und ist zudem mit 51 Minuten um einiges kürzer. Schöner und entspannter kann Psychedelic Rock nicht klingen. (Yves Weber)

12

COLD SPECKS

I Predict A Graceful Expulsion

Kleine Gesten, große Wirkung. Kein Album schlich sich 2012 derart heimlich, still und leise in unsere Herzen wie das bezaubernde Debüt der kanadischen Singer/Songwriterin Al Spx. Denn auch wenn die in London lebende Künstlerin mit einer wahrlich betörenden Stimme gesegnet ist, die einen sofort in ihren Bann zieht, sind ihre verletzlichen Songs allesamt so unheimlich subtil und feinsinnig arrangiert, dass sich die volle Pracht dieser Platte erst bei genauerem Hinhören offenbart. Wenn einen die unvermeidliche Gänsehaut aber erst so richtig übermannt hat, wird man sie nicht mehr so einfach wieder los. (Paulina Banaszek)

13

EFTERKLANG

Piramida

Zur toten Stadt Piramida haben sich die Jungs von Efterklang aufgemacht, um diese mit ihrem Gerumpel wieder lebendig zu machen. Aus all den Soundschnipseln, die sie dort sammelten, haben sie ein ganzes Album aufgenommen: durchdachte Kompositionen und schöne Musik, die zu ganz genauem Hinhören einlädt. (Marlena Julia Dorniak)

14

LOTUS PLAZA

Spooky Action At A Distance

Nachdem Bandkollege Bradford Cox die letzten Jahre gefühlt alle drei Monate irgendwas releaset hat, war es für Deerhunter-Gitarrist Lockett Pundt jetzt offenbar auch mal wieder Zeit, mit seinem Solo-Projekt nachzuziehen. Und wie ihm das gelungen ist! Das zweite Album von Lotus Plaza ist eine ganz relaxte Angelegenheit irgendwo zwischen Dream Pop, Shoegaze und Indie-Rock. Wir warten zwar immer noch sehnsüchtig auf die nächste Deerhunter-Platte, aber "Spooky Action At A Distance" hat es uns deutlich leichter gemacht. (Benjamin Köhler)

15

FLYING LOTUS

Until The Quiet Comes

Flying Lotus konnte ja schon in der Vergangenheit mit seinen experimentellen Elektro-Alben begeistern und galt nicht zu unrecht als der Messias einer schon totgeglaubten Musikrichtung. Auf "Until The Quiet Comes" zeigt er sich nun etwas entspannter und eingängiger als noch auf dem Vorgänger "Cosmogramma", so dass es sich geradezu anbietet, mit diesem Album in die Erkundung dieses seltsam schönen Paralleluniversums einzusteigen! (Christoph Herzog)

16

KING TUFF

King Tuff

Kyle Thomas ist King Tuff. King Tuff ist Rock. Garagenrock, um genau zu sein. Großartige Gitarrenriffs gepaart mit nasalem Gesang sind vielleicht Geschmackssache, wer aber daran Gefallen findet, wird mit dem selbstbetitelten Album der vier Musiker aus Vermont viel Freude haben. Die Songs haben eine ordentliche Note Pop in sich und klingen stark nach Sommer, was man in diesen grauen Wintertagen doch wirklich gut gebrauchen kann. (Marcel Eike)

17

GRIMES

Visions

Montreal hat ein neues Wunderkind: Die 24-jährige Claire Boucher versteckt ihren verschrobenen und doch so unverschämt eingängigen Elektropop zwar gerne hinter Plattencovern, die vielmehr Goth- und Metal-Assoziationen hervorrufen, das hinderte ihr bereits drittes Album "Visions" dieses Jahr aber nicht daran, in nahezu allen namhaften Musikmagazinen der Welt hohe Wellen zu schlagen – und das völlig zu Recht. Denn Übersongs wie "Oblivion" und "Be A Body" sind einfach viel zu gut, um unentdeckt zu bleiben. (Paulina Banaszek)

18

ARCHIVE

With Us Until You're Dead

Ein Konzeptalbum über Liebe so düster daherkommen zu lassen – in diesem Bezug reichen Archive wohl nur äußerst wenige das Wasser. Um die HipHop-Elemente erleichtert, geht es gespenstisch und sperrig, teils auch vehement in einem Mix aus Elektro-, Pop- und Prog-Elementen zur Sache – so als müssten die Stilrichtungen einen Kampf miteinander ausfechten. In den Lyrics heißt es an einer Stelle "Conflict is a part of us // with us until we're dead" – wie wahr, wie wahr. Und nach Hören des Albums auch genau richtig so. (Johannes Neuhauser)

19

EINAR STRAY

Chiaroscuro

Der Titel von Einar Strays Debütalbum kommt aus der Malerei und bezeichnet ein Gestaltungsmittel, das sich auf Kontraste von hell und dunkel bezieht. Warum der erst 21-jährige Norweger genau diesen Titel für sein Album wählte, wird beim Hören der gerade einmal sieben Songs schnell klar: tiefste und verschachteltste Songs treffen auf melodische, eingängige Stücke, Tragik und Melancholie auf Hoffnung und Harmonie. In der Summe ergibt sich daraus ein wunderbar vielschichtiges Album, das es vollkommen zu Recht in unsere Jahrescharts geschafft hat. (Benjamin Schneider)

20

WHY?

Mumps, Etc.

Wenn Krankheiten Why?-Sänger Yoni Wolf zu solch kreativen Ergüssen, wie es sie auf "Mumps, Etc." zu hören gibt, verleiten, dann könnte man ihm böserweise fast noch weitere an den Hals wünschen. Aber wir wollen mal nicht so sein und geben uns mit dem zufrieden, was bisher schon raus gekommen ist – nämlich unser Platz 20. Dieser wartet auf mit "Indie-Rap", geschickten Soundtüfteleien und intelligenten Lyrics. (Marlena Julia Dorniak)

21

EVENING HYMNS

Spectral Dusk

Melancholischer Folk ist wohl neben Ahornsirup und unglaublich fettigen Pommes-Käse-Mixturen einer der Exportschlager Kanadas. Ein ganz besonderes Folk-Album haben uns in diesem Jahr die Evening Hymns geschenkt, denn so intensiv, innovativ und hoffnungsvoll war wohl schon lange kein Werk mehr, in dem eigentlich der Tod eines nahen Familienmitglieds verarbeitet wird. (Christoph Herzog)

22

DIRTY PROJECTORS

Swing Lo Magellan

Mitten im Hochsommer schenkten uns die Dirty Projectors aus Brooklyn mit "Swing Lo Magellan" ihr bislang zugänglichstes Werk, welches nicht an großartigen Rhythmen oder Harmonien spart. Auch im tiefen Winter wirkt die Platte noch nach, und schafft es auf einen beachtlichen 22. Platz. (Daniel Waldhuber)

23

DAN DEACON

America

Der sympathische Elektro-Nerd Dan Deacon meldete sich in diesem Jahr mit dem größenwahnsinnigen Album "America" zurück. Darauf wimmelte es wie gewohnt von Superlativen. Überwältigend tanzbare Beats und über alle Maßen gute Laune vermengen sich mit überaus tiefsinnigen Lyrics. Am Ende bereitet Dan Deacon dann doch die perfekte Mischung daraus zu. Für seine Live-Auftritte ließ er sogar eine App programmieren, die die Zuschauer in die Light-Show integrierte. Hut ab! (Marlena Julia Dorniak)

24

DAPHNI

Jiaolong

Dan Snaith überzeugt nicht nur als Caribou. Auch mit seinem Deephouse-Projekt Daphni liefert er gewohnt hohe Qualität ab, wobei man insbesondere dem Überhit "Yes, I Know" auf zahlreichen Tanzflächen begegnet. Doch im Prinzip gehört das ganze Album in den Club – genauso wie auf den Plattenspieler zuhause. (Johannes Neuhauser)

25

DJANGO DJANGO

Django Django

"Straight out of nowhere, the greatest thing / Seen nothing like it, just like a dream” – So manch einem, der von Django Django vor dem Release ihres gleichnamigen Debütalbums heuer noch nie etwas gehört hat, wird diese Zeile aus dem sonst so einsilbigen Song "Zumm Zumm" wohl aus der Seele sprechen. Denn was die vier Schotten hier abliefern, ist spitzfindiger Artpop der allerfeinsten Sorte, der vor nichts und niemandem Halt macht, höllisch groovt und einem unweigerlich ein bleibendes Grinsen ins Gesicht meißelt. (Paulina Banaszek)

26

MOLLY NILSSON

History

Auf dem Cover von Molly Nilssons viertem Langspieler "History" prangt eine einfache schwarze Vierfachschlaufe. Der Mac-Community ist diese bekannt als Befehlstaste, Schwedenliebhabern unter Umständen auch als Hinweisschild auf Wanderpfaden. Das Symbol zeigt ziemlich gut Molly Nilssons eigenes Hin- und Hergerissensein zwischen Heimat und Reise und dem Leben im Cyberspace. Alles Dinge, über die sie auf "History" wunderbar melancholisch und lethargisch zu Downtempo Synthie-Melodien singen kann. (Marlena Julia Dorniak)

27

PATRICK WATSON

Adventures In Your Own Backyard

Wer Patrick Watson schonmal live erlebt hat, der weiß, wie ansteckend sein schelmischer Charme, sein vergnügtes Kichern und seine kindliche Begeisterung sind. "Adventures In Your Own Backyard" spiegelt das ganz wunderbar wider, strahlt das Album doch trotz weitläufig melancholisch-nostalgischer Arrangements eine derart einnehmende Unbekümmertheit und Experimentierfreude aus, dass man sich beim Hören schon bald nach der eigenen Kindheit zurücksehnt, in der man seine Zeit noch damit verbrachte, im Hinterhof Streiche auszuhecken und allerhand Abenteuer zu erleben. (Paulina Banaszek)

28

TEAM ME

To The Treetops!

Neben Einar Stray sind Team Me die zweite norwegische Band, die es in unsere Jahrescharts geschafft hat – und das hat seinen guten Grund. Kaum einer anderen Band ist es in diesem Jahr gelungen, ein derart euphorisches und mitreißendes Indiepop-Album aufzunehmen, dem in keinem Moment die eigene musikalische Handschrift verloren geht. Wer sich erst einmal an die etwas verschrobene Art der Band gewöhnt hatte, kam nicht mehr los von "To The Treetops!", diesem verspielten, aber überraschend reifen Debüt. (Kilian Braungart)

29

NEIL HALSTEAD

Palindrome Hunches

Jeder kleine Junge mit Gitarre schimpft sich heutzutage Singer-Songwriter. Umso schöner, dass es noch Künstler gibt, die dieser Bezeichnung tatsächlich gerecht werden. Der ehemalige Slowdive-Frontman wird als "one of Britain's most respected songwriters" bezeichnet und veröffentlichte mit "Palindrome Hunches” dieses Jahr ein Album, dessen schöner und warmherziger Folksound so voller Liebe und Herzlichkeit steckt, um uns auch im kommenden Jahr vor Winterkälte, Frühjahrsmüdigkeit, Sommerloch und Herbstdepression zu bewahren. (Benjamin Schneider)

30

DAMIEN JURADO

Maraqopa

Damien Jurado gehört zu den produktivsten und gleichzeitig unprätentiösesten Singer/Songwritern unserer Zeit. Dass er dabei, wie der sprichwörtliche Wein, mit dem Alter immer besser zu werden scheint, ist das eigentlich Bemerkenswerte. Denn viel Luft nach oben blieb nach "Saint Bartlett" (2010) im Grunde nicht mehr – und doch setzte er heuer mit dem Konzeptalbum "Maraqopa" wieder einen drauf. Inspiriert von einem lebhaften Traum, schuf er zehn urige und wirklich traumhaft schöne Songperlen, die einen immer wieder angenehm zu überraschen wissen – durch psychedelische Gitarrenjams, einen Call-and-Response-Kinderchor oder auch unwiderstehlich schunkelnde "Ooohs" und "Dododos". (Paulina Banaszek)

31

JOHN TALABOT

Fin

Es war nicht so wirklich das Jahr elektronischer Acts. Dafür gab es immerhin einen verdammt vielversprechenden Newcomer aus Barcelona zu entdecken, der mit seinem Debütalbum auch gleich von Null auf Hundert durchstartete. John Talabot vereint auf "Fin" so ziemlich alle Spielarten des Elektro zu einem frischen und innovativen Mix, der auch noch den letzten Tanzmuffel auf den Dancefloor treibt. Macht er so weiter, geht es mit den nächsten Releases sicherlich noch weiter nach oben. (Benjamin Köhler)

32

PERFUME GENIUS

Put Your Back N 2 It

Ein Veröffentlichungstermin, der relativ früh im Jahr liegt, kann für Musiker eine große Benachteiligung darstellen, wenn es darum geht, dass kurzgedächtige Kritiker am Jahresende ihre Listen erstellen – es sei denn, die Musik prägt sich so tief und unaufdringlich ein, dass man sie sich immer wieder gerne ins Gedächtnis ruft. Mike Hadreas aka Perfume Genius schaffte es, sich mit "Put Your Back N 2 It" tief in unserem musikalischen Bewusstsein zu verankern, so sehr begeistert seine Reduktion auf das Wesentliche: eine zerbrechlich-starke Stimme, tiefe Lyrics und eine angemessene Instrumentierung. (Christoph Herzog)

33

ARKELLS

Jackson Square

Ohne jetzt mit allen Vertretern unserer diesjährigen Jahrescharts Bruderschaft getrunken zu haben, behaupten wir einfach mal: Grundsympathischere Burschen als Arkells wird man weder über noch unter Platz 33 finden. Mindestens ebenso sympathisch: "Jackson Square", das, in Kanada bereits seit vier Jahren erschienen, die Frage aufwirft, seit wann Bruce Springsteen eigentlich aus Ontario kommt. Auch der Nachfolger "Michigan Left" schafft 2013 endlich den Sprung zu uns – wir freuen uns! (Jan Martens)

34

TY SEGALL

Twins

Manche veröffentlichen Doppelalben und nennen sich fleißig. Ty Segall dürfte das nur ein müdes Gähnen entlocken. "Twins" ist gleich seine dritte Veröffentlichung 2012 und unser Redaktionsfavorit. Die Fleißpunkte sind damit gesichert und – dank der konstant hohen Qualität – die Vorfreude auf ein weiteres arbeitswütiges Jahr 2013 auch. (Yves Weber)

35

KID KOPPHAUSEN

I

Die Flagge der Deutschsprachigkeit halten dieses Jahr Kid Kopphausen hoch. Ihr Album steht im Schatten vom Tode Nils Koppruchs, der am 10.10.2012 im Alter von 46 Jahren viel zu früh verstarb. Sein letztes musikalisches Vermächtnis ist "I", das seinen Americana-Pop auf das Gekonnteste mit Gisbert zu Knyphausens zartbitterem Songwritertum vereint. Die deutsche Musikwelt ist ärmer ohne ihn. (Jan Martens)

36

SHARON VAN ETTEN

Tramp

Wenn Kyp Malone (TV On The Radio), Bon Iver und The National von einer jungen Dame schwärmen, als wäre sie ihre eigene Tochter, dann muss da schon was dran sein. Und Sharon Van Etten enttäuschte nicht. Mit der Unterstützung ihrer Bewunderer schaffte sie mit ihrem dritten Album den großen Durchbruch und den Sprung in unsere Jahrescharts. Angesichts dieser Ausnahmestimme aber auch keine große Überraschung. (Benjamin Köhler)

37

DINOSAUR JR.

I Bet On Sky

J Mascis, Lou Barlow und Murph alias Dinosaur Jr. können einfach nicht anders. "I Bet On Sky" ist schon wieder ein fantastisches Album, vollgepackt mit feinfühliger Gitarrenkunst, die emotionaler nicht sein könnte und die immer wieder beweist, dass Melancholie und gute Laune durchaus Hand in Hand gehen können. Auf drei so starke Alben hätte man es nicht zu hoffen gewagt, als 2005 die Reunion verkündet wurde. (Marcel Eike)

38

THE GASLIGHT ANTHEM

Handwritten

Gänzlich werden The Gaslight Anthem wohl niemals aus einer Jahresbestenliste zu verbannen sein – aber wer würde das auch schon wollen? Wahrscheinlich haben wir uns mittlerweile einfach zu sehr daran gewöhnt, von der Band aus New Jersey die hit-trächtigste Männerromantik unserer Zeit geliefert zu bekommen – so auch auf "Handwritten", mit dem The Gaslight Anthem beweisen, dass "Stagnation" auch positiv konnotiert sein kann. (Jan Martens)

39

AESOP ROCK

Skelethon

Zu dunkel und zu abstrakt, um genießbar zu sein? Glücklicherweise sind wir da anderer Meinung. "Skelethon" ist ein wilder Ritt in die Abgründe der menschlichen Psyche und Aesop Rock bleibt damit weiterhin der Alptraum aller Schönwetterrapper und Strandcruiser. (Yves Weber)

40

GOTH-TRAD

New Epoch

2012 war auch das Jahr des Dubstep. Der Hype um dieses Genre hat Skrillex, Noisia und Co bis in die Charts und großen Hallen katapultiert. Weniger opulent als genannte geht der Japaner Takeaki Maruyama zugange. Unter seinem Künstlernamen Goth-Trad entwickelt er dunkle, kalte Beats. Lagerhausatmosphäre statt instrumentalem Maximaleinsatz. Mit seinem kühlen New Epoch konnte er auch uns begeistern und wer dem Genrehelden Burial etwas abgewinnen kann, sollte auch hier einmal reinhören. (Klaus Porst)

41

LAFARO

Easy Meat

So einen Dauerbrenner schreibt man nicht mal eben so: "Easy Meat" erschien schon im Januar. Und doch ließ man sich auch am Jahresende noch mit Freude von LaFaro wegfegen. Dieser asoziale Brocken bockte eben viel zu herrlich, als dass er im Wandregal versauern könnte. Noch roher, noch druckvoller, ja, noch selbstbewusster war dieses zweite Album – und machte damit selbst seinen mächtigen Vorgänger platt. Wieder mal ein Grund, warum Nordirland auf der Weltkarte des Rock ein dickes rotes Ausrufezeichen verdient. (Gordon Barnard)

42

THE MACCABEES

Given To The Wild

Aus Gründen der Innovation dürfte dieses Album in einer Jahresbestenliste gar nicht auftauchen. Denn The Maccabees machen uns einen auf Dr. Strg-C-V und bedienen sich dreist im Genre-Repertoire des Indiepop. Warum sie trotzdem drin stehen, hat einen Grund: Sie sind einfach ziemlich gut bei der Sache. Einen tanzbaren Hit nach dem anderen und mit "Go" und "Forever I’ve Ever Known" sogar zwei Kandidaten für die Jahressongauswahl. Lassen wir also das Meckern sein und freuen uns über das Festivalgefühl des vergangenen Jahres, den diese fröhliche Zusammenstellung noch einmal hervorruft. (Klaus Porst)

43

DIE ORSONS

Das Chaos Und Die Ordnung

"Wir sind 'ne Band namens die Orsons – das Chaos und die Ordnung." So schallte es Ende September durch die Lautsprecher. Die U18 Casper-, Marteria- und Cro-Fraktion mit ihren Carhartt-Mützen war schnell im Boot, klar. Doch auch die große Befürchtung gestandenerer Orsons-Fans, dass sich die Orsons dem Mainstream anschmiegten und nicht mehr sie selbst wären, war unbegründet. Denn Maeckes, Plan B, Kaas und TUA sind auf dieser Platte so sehr sie selbst, dass es fast weh tut. Das ist keine Rapmusik, das ist Orsons-Musik. Zwischen postpubertärer, aberwitziger Albernheiten und tightester Doublepart-Action entstehen Popsongs für die Ewigkeit. Für uns jedenfalls die Deutsch-Rap-Platte des Jahres! (Andreas Peters)

44

ANDY STOTT

Luxury Problems

Wie Sharon Van Etten hatte auch Andy Stott Unterstützung für sein neues Album erhalten. Allerdings nicht von großen Namen, sondern in Form seiner ehemaligen Klavierlehrerin (!), welche die tonnenschweren Elektro-Tracks mit ihren Vocals ein wenig auflockert. Das Ergebnis ist ein atmosphärisch unglaublich dichtes Album – düster, bedrohlich und kühl wie in einer verlassenen Industriehalle. Teile der Redaktion befinden sich immer noch in den schwarzen Untiefen von "Luxury Problems". (Benjamin Köhler)

45

LAMBCHOP

Mr. M

Kurt Wagner wird sich einfach immer treu bleiben, und unter dem Namen Lambchop die wohl gemütlichste Sonntagsmusik veröffentlichen. "Mr. M" ist sicher nicht das großartigste seiner Alben, aber es ist immer noch gewohnt wunderbar anzuhören. Somit taucht es völlig zurecht in unseren Jahrescharts auf. Und das mit dem bereits elften Langspieler. (Daniel Waldhuber)

46

SPIRITUALIZED

Sweet Heart Sweet Light

Gleich einen Platz nach Lambchop der nächste Kauz, wenn auch diesmal ein Brite. Jason Pierces als Spiritualized veröffentlichte Musik ist weird, großartig, jazzig, visionär, meisterhaft, und größtenteils einfach nur gut. Ein Album nah am Höhepunkt des persönlichen künstlerischen Schaffens. (Daniel Waldhuber)

47

JACK WHITE

Blunderbuss

Auf seinem Soloalbum "Blunderbuss" verarbeitet Jack White Trennungen und Schicksalsschläge seines letzten Jahres; uns beschert er damit eine Platte voller typischem White-Sound: staubtrockener Rock mit Anleihen im Blues und Folk, bei dem weder Drive noch Harmonien je auf der Strecke bleiben. Ob nun mit den White Stripes, den Raconteurs, mit The Dead Weather oder eben solo: Jack White weiß, was er tut und kann musikalisch offensichtlich einfach nichts falsch machen! (Silvia Silko)

48

ME AND MY DRUMMER

The Hawk, The Beak, The Prey

Charlotte Brandi und Matze Pröllochs bilden das Duo "Me & My Drummer", das in diesem Jahr mit dem Debüt "The Hawk, The Beak, The Prey" die Kritiker überzeugte. Großartiger Gesang mit wahlweise sakraler bis epischer Instrumentierung, mal mit bloßem Klaviereinsatz, mal mit treibendem Beat, aber immer mitreißend und mit hundertprozentiger Hingabe an die Musik. (Marlena Julia Dorniak)

49

ELECTRIC GUEST

Mondo

Völlig aus dem Nichts waren sie auf einmal da: Electric Guest. Vor diesem Jahr höchstens bei den eigenen Familienmitgliedern bekannt, konnte die Band mit "Mondo" einen echten Volltreffer landen. Wie viel Hitpotential in den Songs steckt, zeigt die Tatsache, dass "This Head I Hold" oder "Awake" auch nach Monaten der Dauerrotation nicht für müde Beine sorgen. Trotz oftmals schwermütiger Texte versprüht das Quartett in jedem Song eine positive Energie, für die man wohl im sonnigen Los Angeles aufgewachsen sein muss. (Klaus Porst)

50

THE HIRSCH EFFEKT

Holon: Anamnesis

Wahnwitziger geht nicht. Gerade noch in unsere Top 50 rettet sich das übergeschnappteste Werk des Jahres. The Hirsch Effekt, das sind drei Musikhochschüler. Nur: Die wollen nicht mit Eliten-Musik angeben. Die schocken mit einem extremen Konzeptalbum. Die Hannoveraner schleudern Metal, Hardcore, Jazz, Post-Rock und Electro in den Fleischwolf. Heraus kommt keine ungenießbare Pampe, sondern eine hochambitionierte Expedition über den Tellerrand der Pop-Musik. Alles andere als einfach. Aber enorm entlohnend. (Gordon Barnard)

Unsere Top 50 im Überblick:

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Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!