Rezension
King Tuff
King Tuff
Highlights: Keep On Movin' // Bad Thing // Baby Just Break // Swamp Of Love
Genre: PowerPop // Glam-Rock // Garage
Sounds Like: Happy Birthday // T.Rex // Bare Wires
VÖ: 01.06.2012
Jeden Sommer kehren sie wieder. Angefeuert durch promillefeste Mitmachtänzchen, fräsen sich brasilianisches Getrommel, simpelstes Gedüdel über möglichst wenige Töne und endlose Wiederholungen mediterraner Schlachtrufe auch wieder in dein Gehör, sobald die ersten Nacken erröten. Ganz egal, ob die Verstöße gegen die Genfer Konvention nun „Ketchup Song“ oder „Lambada“ heißen: Widerstand ist leider zwecklos. Dabei gäbe es doch so schöne Alternativen für einen wirklich gelungenen Sommer.
Eine davon wäre das zweite Album von Kyle Thomas aka King Tuff. Nach dem sich zum Überraschungshit gemauserten Debütalbum „Was Dead“ und dem als Happy Birthday veröffentlichten, zu Unrecht ignorierten inoffiziellen Nachfolger kehrt Thomas zu seinem ursprünglichen Namen zurück. Das Schöne daran: Thomas weiß, wie man einen sommerlichen Hit verfasst, ohne dabei aus der miesen Trickkiste eines Dieter Bohlen schöpfen zu müssen. Einen? Nein, ein ganzes Album voll.
Bereits der Titel des Openers „Anthem“ ist programmatisch und beschreibt die stilistische Neuorientierung der Band. Weniger verspielt und vertrackt als auf den Vorgängern, reihen King Tuff hier Hit an Hit. Dies ist besonders beeindruckend angesichts der stilistischen Bandbreite, die Thomas und Co. hier auffahren. „Keep on Movin'“ ist der wohl eingängigste Song auf dem ganzen Album: Als Hommage an vergessene und schräge Tanzstile – „Macarena“ fehlt übrigens – übernehmen King Tuff hier den Boogie von T.Rex. „Baby just break“ vereint Country-Jangle mit einer verdammt einfachen und doch wahren Botschaft: Mach das, worauf du Bock hast. „Bad Thing“ ist ein kratziger Punkrocker, der gute Laune macht und von dem das Album vielleicht doch noch einen weiteren gebrauchen könnte. Doch egal: King Tuff sind pop, pop, pop!
Dieses Album wurde nicht für Schlaumeier oder ironische Szenegänger geschrieben. Es besitzt die großäugige Begeisterungsfähigkeit von jemandem, der die ganze Welt von der Großartigkeit seiner eigenen Musik überzeugen möchte und gerade diese Ehrlichkeit macht das Album so erfrischend. Hier gibt es kein ironisches Augenzwinkern und kein „Alles-nur-Show“. Spätestens bei der melancholischen Ballade „Swamp Of Love“, bei der sich in einer gerechten Welt Fußballstadien in ein Meer aus Feuerzeugen verwandeln und selbst die gestandensten Rocker weiche Knie bekommen würden, steht fest: Die meinen das alles verdammt ernst. Und kommen gerade deshalb damit durch.
Natürlich werden auch dieses Jahr wieder andere die Radiowellen überfluten. King Tuff werden wohl weiterhin den DNA-Code des perfekten Popsongs entschlüsseln und sich bis dahin mit den Herzen der Glam-Rock- und PowerPop-Fans begnügen müssen. Soll sich der Rest doch mit „Dragostea din tei“ abspeisen lassen.
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