Die Orsons sind ein Phänomen, das schon seit Jahren in den Deutschrapzirkeln kursiert, ohne aber je den großen Durchbruch geschafft zu haben. Mit dem Wechsel zum Majorlabel kamen der Auftritt beim Bundesvision Songcontest und der gemeinsam mit Cro performte, auf den ersten Blick für die Orsons untypische Song "Horst und Monika". Hier war den meisten Fans alter Tage klar: das ist nicht mehr die Band, die damals noch in vier Tagen ihr Debütalbum aufgenommen hatte und für musikalische Anarchie stand. Die Band selbst mahnte zur Geduld. Hinter allem stecke ein Plan und enttäuschen werden die Vier ihre Fans eh nicht. XOXO und so.

Aber ja, sie haben Recht behalten. "Das Chaos Und Die Ordnung" ist nicht nur keine Enttäuschung, sondern das erste richtige Album als Band, das auch einem gewissen Konzept folgt. Chaos und Ordnung halten nämlich nicht nur das Universum, sondern auch die Orsons zusammen. Hier prallen die chaotischen Kaas und Plan B auf die strukturierter denkenden TUA und Maeckes. Außerdem haben die Orsons hier eine Not zur Tugend gemacht. Die vier galten seither maßgeblich als Solokünstler, was nicht zuletzt an den großartigen letzten Solo-Veröffentlichungen von TUA und Maeckes lag. Dieses vermeintliche Defizit wurde auf "Das Chaos Und Die Ordnung" zur Stärke umgemünzt. Das Mantra war: jeder Song, der auch nur im entferntesten im Orsons-Universum entsteht, ist ein Orsons-Song.

Die daraus resultierende Vielfalt scheint schier grenzenlos. Durch alle Songs zieht sich die Handschrift von TUA, der den größten Teil der 15 Tracks neben Maeckes produzierte und für eine beachtliche, aber wohl gestreute Prise Dubstep sorgt. Die Songs selbst reichen von typischen TUA-Songs wie "Lagerhalle" oder "Wodka Apfel Z" über als Popsongs getarnte Rapbretter wie "Zambo Kristall Merkaba" oder "Rosa, Blau Oder Grün". Mit "Unperfekt", das sich in einer früheren Version bereits auf der Maeckes-Platte "Manx" befand, "Nachmittag Im Park" und "Für Immer Berlin" haben die Orsons auch ein paar nachdenklich-melancholische Songs im Gepäck. Ansonsten haben wir es auch auf "Das Chaos Und Die Ordnung" wie gewohnt mit einer riesigen Portion postpubertärem Schwachsinn im Popmantel zu tun, der immer wieder Spaß macht und sich immer wieder neu entdecken lässt.

"Das Chaos Und Die Ordnung" ist eine Platte, die einen vermutlich ungewollt dazu zwingt, sich mit dem Erwachsenwerden auseinanderzusetzen und die es schafft, so klischeehaft und billig es klingen mag, für die gesamte Spieldauer den Ärger, den Wut und die triste Realität mal außen vor zu lassen und sich auf etwas zu besinnen, das man wohl viel zu selten macht: grundlos schmunzeln, laut loslachen, singen oder tanzen.

Was am Ende ganz untergeht: die Orsons bleiben eine Rapbande. Maeckes, Plan B, Kaas mit Abstrichen und vor allem TUA gehören zu den technisch besten Rappern des Landes, stellen ihre Skills aber häufig zu Gunsten des Songs zurück. Und das ist vermutlich das heimliche Erfolgsrezept von "Das Chaos Und Die Ordnung": der Song steht immer im Mittelpunkt.

Andreas Peters

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