Rezension

Kendrick Lamar

Good Kid M.a.a.d City


Highlights: Bitch, Don't Kill My Vibe // Money Trees // Sing About Me, I'm Dying Of Thirst
Genre: Hip Hop
Sounds Like: A$AP Rocky // ScHoolBoy Q // Jay Rock // Big K.R.I.T.

VÖ: 23.10.2012

Achtung, hier kommt der „New King Of The Westcoast“! Meint zumindest Dr. Dre und der muss es ja eigentlich wissen, schließlich hält er seit den seligen „Straight Outta Compton“-Tagen die Fäden an der Westküste fest in seiner Hand. Wer dort Erfolg haben will, sollte zumindest Dr. Dres Kopfhörermarke tragen. Kendrick Lamar ist nun der neueste Zögling aus dem Aftermath-Stall des Rap-Paten, kommt ebenfalls aus dem berühmt-berüchtigten Compton und hatte sich bereits mit seinen Mixtapes in der Szene einen mehr als großen Namen gemacht. Klar, dass da der gute alte Dre sofort zuschlagen musste, auch weil er wahrscheinlich erkannt hat, dass nach Jahren des Dicke-Muskeln-Wenig-Hirn-Raps eine neue Zeit für die wahren Poeten des Sprechgesangs angebrochen ist. In der Zukunft wird in diesem Kontext neben Frank Oceans „Channel Orange“ vor allen Dingen Kendrick Lamars Debüt als Referenzwerk genannt werden.

„Good Kid, M.a.a.d City” ist ein Konzeptalbum, welches, wie der Titel schon suggeriert, das Aufwachsen und Leben des Kendrick Lamar im sozialen Albtraum Comptons thematisiert. Es geht um den täglichen Kampf, sauber zu bleiben, in einem Umfeld, in dem Waffen, Drogen und vor allen Dingen kein gesunder Menschenverstand regieren. In unglaublich dichtem und glaubwürdigen Storytelling erzählt Kendrick Lamar seine Geschichte, ohne dabei in Klischees abzurutschen oder Eindruckshascherei zu betreiben. Immer wieder möchte man dabei angesichts solch lyrischer Ergüsse vor Begeisterung in die Hände klatschen: „It go Halle Berry or hallelujah / Pick your poison tell me what you doin' / Everybody gon' respect the shooter / But the one in front of the gun lives forever“ („Money Trees“).

Es sind aber nicht ausschließlich die intelligenten Texte, mit denen Kendrick LamarS „Good Kid, M.a.a.d City“ zu einem Meisterwerk macht. Neben seinem grandiosen Flow zeigt er darüber hinaus auch tolle Gesangsqualitäten. Beides weiß Lamar in unterschiedlichen Ausprägungen und Stilarten überzeugend einzusetzen, was die turbulente Lebensgeschichte noch einmal unterstreicht. Die Bandbreite reicht von wütenden Rap-Passagen bis zu butterweichen R’n’B-Refrains und all das gerne auch mal in einem einzigen Song vorgetragen. Eine beeindruckende Wandlungsfähigkeit, der Kendrick Lamar auch dadurch viel Spielraum verschafft, dass er die Tracks mit langen Spielzeiten versieht.

Um Songs von bis zu zwölf (!) Minuten Länge spannend zu halten, braucht es neben den lyrischen und raptechnischen Fähigkeiten natürlich auch das passende musikalische Grundgerüst und das ist auf „Good Kid, M.a.a.d City“ ebenfalls eine Klasse für sich. Produzenten wie Hit-Boy, Scoop DeVille, Pharrell und Homie Soundwave überbieten sich gegenseitig mit hochwertigen Beats und Samples. Der Echolot-Bass in „Backstreet Freestyle“, das Beach-House-Sample in „Money Trees“, der Oldschool-Flavour in “Sing About Me, I’m Dying Of Thirst”… Es klingt einfach alles geil. Und wäre dies alles noch nicht genug, gibt es Spitzen-Features von Drake, Jay Rock, MC Eiht und natürlich Dr. Dre himself obendrauf. Letzterer hat sich mit Kendrick Lamar jedenfalls DAS Hip-Hop-Talent überhaupt geangelt. Einen ersten Vorgeschmack liefert das Hip-Hop-Album des Jahres.

Benjamin Köhler

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