Cold Specks ist die Band der afro-kanadischen Songwriterin und Wahl-Londonerin AI Spx. Wobei, seien wir mal ehrlich: die Stimme der Frau, die sich hinter dem Pseudonym verbirgt, ist derart gewaltig, dass ihr das volle Scheinwerferlicht gebührt. Ob Cello, Saxofon oder Schlagzeug, die Instrumentierung der Songs kann getrost als reduziert bezeichnet werden und dient in erster Linie der Inszenierung der Frau, die klingt, als könne sie es alleine mit einem ganzen Gospelchor aufnehmen. Daran dürfte der Anteil des Schlagzeug spielenden Produzenten Rob Ellis nicht unwesentlich sein, der mit Anna Calvi und PJ Harvey bereits nachgewiesen hat, große Künstlerinnen richtig in Szene setzen zu können.

Den Stil ihrer Band titulierte AI einmal leicht angeheitert als Doom Soul und muss nun damit leben, in so gut wie jedem Interview danach gefragt zu werden. Treffender beschreiben könnte man Cold Specks allerdings kaum. In den Lyrics wird hier schwere Kost aufgefahren, beispielsweise könnte der Abschlusstrack „Lay Me Down“ direkt aus dem Mund eines Menschen auf dem Sterbebett stammen. Dem steht der stets hoffnungsvolle Gesang von AI Spx entgegen, der das Licht am Ende des Tunnels dort setzt, wo der reine Text es nicht hätte erahnen lassen. Religiöse Einflüsse finden sich auf "I Predict A Graceful Expulsion" an mehreren Stellen, aber die Zitate „We are many, we are many, we are dust“ aus „Holland“ und „I am, I am a god damn believer“ aus „Black Maps“ sind hier die I-Tüpfelchen, welche sich für lange Zeit im Gedächtnis des Hörers verankern und sicher auch den einen oder anderen Atheisten zum Schmunzeln bringen.

Religion, Glaube und Tod sind nicht gerade die Themen, die man heutzutage auf vielen Alben antreffen könnte. Wenn diese Themen aber so behandelt werden wie von Cold Specks, ist das etwas ganz Besonderes. Zum Abschluss noch ein weiteres Wenn: Wenn Kirchenmusik so klingen würde wie „I Predict A Graceful Expulsion“, wäre ich wohl jeden Sonntag im Gotteshaus meiner Wahl.

Marcel Eike

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