Rezension
Team Me
To The Treetops!
Highlights: Weathervanes And Chemicals // Dear Sister // Favourite Ghost // With My Hands Covering Both Of My Eyes I Am Too Scared To Have A Look At You Now
Genre: Indiepop
Sounds Like: Fanfarlo // Jónsi // The Polyphonic Spree // Sufjan Stevens
VÖ: 24.02.2012
Nordeuropäer scheinen ja irgendwie Meister des selbstironischen Understatements zu sein. Bestes Beispiel Island: Wenn aufgrund der Wirtschaftskrise sowieso alles in die Plünnen geht, wählt man sich einfach einen Clown zum Bürgermeister. Auch Norweger scheinen in dieser Beziehung nicht hinten anstehen zu wollen – oder wie würde man sich sonst erklären, dass sich Team Me mit Worten wie We're not as boring as you think we are, not at all! selbst loben?
Okay, Argument: Besagter Song „Come Down“ von der selbstbetitelten EP hat es nun auch nicht mehr auf's Debütalbum „To The Treetops!“ geschafft, und in der Zwischenzeit haben Team Me immerhin den norwegischen Grammy als beste Popband 2011 gewonnen. Mag in einem Land, das so sehr für seinen Bölkmetal bekannt ist, vielleicht nicht besonders schwierig wirken, ist aber so gerechtfertigt wie hinsichtlich der Kategorie passend – denn viel poppiger als Team Me kann eine norwegische Band wahrscheinlich wirklich nicht werden.
Was in diesem Fall allerdings durchaus gemeint ist, denn so sehr, wie jeder Song auf „To The Treetops!“ (allein schon dieser Albumtitel – muss da noch jemand an frohlockende Äffchen denken?) Euphorie und unschuldige Lebensfreude transportiert, wäre jegliche andere Genrebezeichnung wohl vollkommen fehl am Platz. Man mag hier an Bands wie Fanfarlo oder Sufjan Stevens denken und das Ganze noch mit zwei Tonnen Teddies multiplizieren – konkret manifestiert sich dies in süß quietschigen Vocals, einem „Ooooh“-Chor nach dem anderen und dem Einsatz des kompletten Instrumentensatzes der Musikerklasse.
Leicht wäre natürlich, sich mit einer Überdosis solcher Gummibärenmusik einen Zuckerschock zu holen – doch sind die Strukturen der Lieder immer noch abwechlungsreich genug, um sich von all der Süße nicht unangenehm berühren lassen zu müssen, sondern sich über einfach gute Songs zu freuen. So kann der Opener „Riding My Bicycle (From Ragnvalsbekken To Sorkedalen)“ auch mal eine Minute für den Aufbau brauchen und danach sieben Minuten lang um mehrere Kurven tänzeln, „Dear Sister“ wie eine wild gewordene Einhornherde nach vorne wüten und „Favourite Ghost“ gar das klassische Laut-Leise-Spiel für sich klauen. Understatement my ass – auf Team Me darf Nordeuropa durchaus stolz sein.
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