Rezension

The Maccabees

Given To The Wild


Highlights: Pelican // Ayla // Grew Up At Midnight
Genre: Indie
Sounds Like: Foals // Bombay Bicycle Club // Coldplay

VÖ: 20.01.2012

Jetzt wird’s opulent: The Maccabees versuchen sich auf ihrem dritten Album „Given To The Wild“ an großen Melodiebögen und sphärisch anmutendem Psychedelicapop. Mit der Vorabsingle „Pelican“ haben die Briten die Fans zwar auf eine falsche Fährte gelockt, aber das tut der Qualität der Platte keinen Abbruch. Nur findet man eben statt Hits für die Indiedisco oftmals eher die Untermalung für die Afterparty, statt nervös treibendem Gitarrenspiel wabernde Klangteppiche und „Pelican“ bleibt auch der einzige Song, der gleich beim ersten Hören offensichtliche Ohrwurmqualitäten entwickelt. Bei den restlichen Titeln muss man öfter hinhören, damit sich das gesamte Potential entfaltet. Dafür muss man zwar bei über 50 Minuten Albumlänge etwas Zeit und Geduld mitbringen, doch es lohnt sich.

In monatelanger Kleinarbeit entwickelten die fünf Briten jeder für sich die einzelnen Fragmente der Lieder, die sie quer durchs Land schickten, um aus diesem Ideenpool im Laufe der Zeit zwölf Songs zusammenzusetzen. Diese demokratische Arbeitsweise hat sich bewährt: Noch nie haben die Maccabees komplexere, abwechslungsreichere oder mitreißendere Musik hervorgebracht. Umso wichtiger ist es deshalb zu betonen, dass „Given To The Wild“ trotz all der verschiedenen Einflüsse eine sehr homogene Platte geworden ist. Die Komplexität zeigt sich vor allem in den Details, die sich nach und nach bemerkbar machen, immer wieder gibt es Neues zu entdecken: Hier noch ein Break, da ein Tempowechsel, dann wieder ein verspieltes Klaviermotiv, ein dezenter Hintergrundchor oder Bläser und vor allem auch die gut eingesetzten Loops machen die Platte abwechslungsreich und bescheren ihr eine lange Halbwertszeit. Und wo man sich anfangs noch dabei erwischte, die Maccabees wegen Orando Weeks Falsett mit den weinerlicheren Stücken von Coldplay zu vergleichen, freundet man sich nun schnell mit seiner Stimme an, die auch gerade dann glänzt, wenn es mal eine halbe Oktave tiefer geht („Ayla“).

Ihr gesamtes Spektrum zeigt die Band im düsteren und äußerst passend betitelten „Slowly One“: Was als minimalistische Ballade mit eindringlichem Refrain beginnt, steigert sich ab Minute drei mit Geigenbegleitung und einer an singende Sägen erinnernden, verzerrten Gitarre zu einem hypnotisierenden Reigen, nur um am Schluss zu einem Häuflein einzelner Gitarrennoten zerfallen. Darauf kann man aufbauen. Neben der geschickten Instrumentierung fehlt zum großen Wurf nun nur noch ein prägnanteres Songwriting, damit künftig nicht nur die tollen Melodien im Ohr bleiben.

Lisa Dücker

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Stream zu "Pelican":

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