Rezension

Beach House

Bloom


Highlights: Myth // Troublemaker // On The Sea // Irene
Genre: Dream-Pop
Sounds Like: Teen Dream

VÖ: 11.05.2012

Das Jahr 2010 war für jeden Musikliebhaber geprägt von Lobeshymnen auf "Teen Dream". Der allgemeine Tenor über das dritte Werk des Dreampop-Duos Beach House war sowohl in Fan- als auch in Kritikerkreisen derart überwältigend positiv, dass man förmlich an sich selbst zu zweifeln begann, wenn sich einem nicht so recht erschließen wollte, wovon hier alle so überschwänglich schwärmten. Was hörten die anderen, was ich nicht hörte? Ist nostalgischer Dreampop, wie ihn alle nannten, womöglich nur so schön wie die individuellen Bilder und Erinnerungen, die er in einem wachruft, und in meinem eigenen Kopfkino gerade der Filmprojektor defekt? Oder ist mein Unterbewusstsein vielleicht einfach ein miserabler Regisseur, der es nicht schafft, aus den "Stars" des Albums das Beste herauszuholen?

So sehr ich jedenfalls auch versuchte, auf emotionaler Ebene mit "Teen Dream" warm zu werden, blieben der Stich ins Herz, der Schlag in die Magengrube, der wohlige Schauer über den Rücken oder auch der Tritt n den Hintern – eben all jene Regungen, die normalerweise dafür sorgten, dass mich Musik im Kern nachhaltig berührte – bedauerlicherweise aus. Ich nahm die betörende Anmut von Victoria Legrands Stimme durchaus wahr und summte die markanten Melodien beim Hören auch immer wieder mit, hatte dabei aber weder Schmetterlinge im Bauch noch einen Kloß im Hals. Das Konsens-Album, das in der Welt da draußen so viele Herzen erwärmte, ließ mich schlicht und ergreifend kalt.

Aber man gibt die Hoffnung ja bekanntlich nicht auf und so nahm ich mir bei "Bloom" fest vor, dem vermeintlichen Charme der Band schon beim ersten Ansatz einer Gänsehaut bereitwillig zu erliegen. Und vielleicht wäre dieser Vorsatz ja erfolgreich gewesen, wenn Beach House nicht schon im Opener "Myth" so unverkennbar den Sound ihres gefeierten Vorgängeralbums heraufbeschwören würden. Denn da sind sie wieder: die flirrenden Gitarrenriffs, die dichten Synthie-Arrangements, der beim Wechsel zwischen Kopf- und Bruststimme ganz besonders hinreißende Gesang. "Bloom" knüpft also genau dort an, wo "Teen Dream" aufhörte, und macht auch keine Sekunde einen Hehl daraus. Ganz im Gegenteil tritt das Album erstaunlich selbstbewusst auf der Stelle und wickelt einen in selig trunkenen Songs mit ansteckenden Melodien und erhabenen Seufzern abermals in perwollweiche, dämmrig schimmernde Soundteppiche.

Erst gegen Ende der Platte wagt man, aus den bewährten Klangmustern etwas herauszubrechen und einen anderen Gang einzulegen. Das verhältnismäßig minimalistische und schlicht bezaubernde "On The Sea" schleicht sich heimlich, still und leise mit reduzierten Klavier- und Gitarren-Klängen an, bevor sich ein kaum vernehmbarer, pulsierender Herzschlag-Beat hinzugesellt und nach der zweiten Strophe schließlich ein herzzerreißendes Gitarren-Solo ertönt, das in all seiner zittrigen Zerbrechlichkeit tief unter die Haut geht. Wenn der Song dann auch noch ganz behutsam zu einem berauschenden Crescendo anschwillt, das ausgerechnet in der so bezeichnenden Zeile "and swallows me in" seinen Höhepunkt erreicht und das hymnische "Irine" kurz darauf mit unablässigen "It's a strange paradise"-Bekundungen einen ähnlich dynamisch-stimmungsvollen Schlusspunkt setzt, ist selbst meine "Teen Dream"-averse Wenigkeit für einen Augenblick bekehrt. Ein Jammer bloß, dass dieser Moment das Drücken der Album-Repeat-Taste nicht zu überdauern weiß.

Paulina Banaszek

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