Rezension

Alabama Shakes

Boys & Girls


Highlights: Hold On // Rise To The Sun // Heartbreaker // Be Mine
Genre: Soul // Folk // sehr früher R & B // Funk
Sounds Like: Janis Joplin // Otis Redding // CCR // Michael Kiwanuka

VÖ: 06.04.2012

Wenn The Black Keys und Macy Gray jemals mit Billy Preston 'nen flotten Dreier aufs Parkett legen würden, könnte sich das etwa so anhören wie das, was die Alabama Shakes mit "Boys & Girls" raushauen: Musik, die abgeht wie ein 400 Gramm Steak in der heißen Pfanne.

Der Vergleiche kann man hier noch mehr anstellen: Die punkigen Zeiten der Stones lassen sich bei den Drums erkennen, gitarrig wird es irgendwo zwischen CCR und David Bowie, und Songtexturen und -aufbau haben ihre durchaus auch folkige Inspiration bei Otis Redding, aber auch dem Funk, Soul und R&B der 50er Jahre gefunden.

Herzstück der Alabama Shakes aber ist eindeutig Frontfrau Brittany Howard. Ihre Stimme zeichnet sich durch unvergleichliche Leidenschaft aus, ist fordernd, feminin und agressiv zugleich. Sie röhrt, raunt, rockt und brüllt sich joplinesk durch die elf Songs des Debüts, dass jede anständige Kratzbürste vor Neid erblassen muss. Wenn Howard auf „Be Mine“ im wüsten Klanggetümmel anfängt „so be my baby“ zu schreien, oder auf „You Ain't Alone“ sexy „come on, cry with me, you ain't alone, just let me be your ticket home“ fleht, geht das mit solch einer authentischen Intensität unter die Haut, dass es direkt das eigene, geschundene Herz zu berühren vermag.

In all dem mischt nun noch kein geringerer als Jack White als Produzent mit, was dem Sound der Band den nötigen rotzigen Anstrich verleiht. "Boys & Girls" ist ein unverkennbar vielschichtiges Debüt, das etwa mit „Hang Loose“ oder „Hold On“ wolkig-leichte Sommermelodien präsentiert, mit „Heartbreaker“ nicht vor großen, dramatischen Songs zurückschreckt, aber auch bittersüßen Herzschmerz, wie etwa in „Boys & Girls“ vertonen kann.

Spätestens nach dem dritten Durchlauf der Platte muss man einsehen, dass es sich hier nicht nur um einen bloßen Hype handelt, der auf der dieser Tage durch Künstler wie Michael Kiwanuka losgetretenen Retro-Soul-Welle fußt, sondern um wahrlich große Musik. Zwar erscheint das Songwriting an manchen Ecken und Enden weniger innovativ, als es der Band vermutlich möglich wäre, aber das tut der Qualität dieses Albums nicht wirklich einen Abbruch.

Silvia Silko

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"Hold On" live from the Shoals

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"Hevy Chevy" (Bonustrack) und "Hold On"

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