Rezension

Molly Nilsson

History


Highlights: I Hope You Die // Hotel Home // City Of Atlantis
Genre: Downtempo Synth-Pop
Sounds Like: Nico // Terrorbird // Chinawoman

VÖ: 27.04.2012

"History" nennt Molly Nilsson ihr viertes Album. Wie viel Geschichte kann in einem Album stecken? Möglicherweise die eines ganzen Lebens. Als ich Molly Nilsson vor einiger Zeit traf, erzählte sie mir, dass sie herausgefunden habe, dass man die Asche toter Menschen zu Vinyl pressen kann. Mit den Lieblingssongs des Verstorbenen darauf hätte man noch lange Zeit eine lebendige Erinnerung. Wenn ich ihre Songs höre, muss ich immer wieder daran denken, denn diese makabere und morbide Vorstellung, dass man einen ehemals geliebten Menschen auf den Plattenspieler auflegt und Musik von diesem abspielt, passt perfekt zu der Wirkung, die Molly Nilssons eigene Musik ausstrahlt: etwas Morbides, Melancholisches und auch Magisches.

So passiert es immer wieder, dass die traurigsten Momente auf "History" etwas zerbrechlich Schönes in sich bergen – wie der Refrain im Song "I Hope You Die", der einen tanzbaren Beat mit tragischer Romantik in den Lyrics verbindet. "I hope you die, by my side, the two of us at the exact same time." Sogar – oder eben gerade – in solchen dunklen Momenten lädt Mollys Musik zum Tanzen und Träumen ein und zum Lächeln mit Tränen in den Augen.

Den Track "City Of Atlantis" eröffnet ein treibender Techno-Beat, der sich durch das gesamte Stück zieht. Darüber legt Molly wie gewohnt ihren düsteren, lethargisch wirkenden, fast gesprochenen Gesang. Zeilen wie "We made it there too late // We hope you didn't wait" oder "The men who walk on waves // Walk on Your Graves" klingen gespenstisch, aber zugleich auch beinahe beschwingend.

80er Jahre Synth-Pop, wie z.B. der karibische Hintergrundbeat in "You Always Hurt The One You Love", einfache Keyboard-Melodien und der prägnante, oftmals mit Nico in Vergleich gesetzte Gesang bestimmen die elf Songs auf "History". Darin enthalten sind eine Menge Schönheit, Eleganz, Dekadenz, nordische Kühle und Sehnsucht. Schon jetzt hat Molly Nilsson ihr eigenes Wesen auf Platte gebannt.

Marlena Julia Dorniak

Sehen


Sympathisches Self-Made Video zu "Hotel Home"

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!