Rezension

Ty Segall

Twins


Highlights: The Hill // Call The Doctor // Love Fuzz
Genre: Garage // Psych // Rock
Sounds Like: Thee Oh Sees // Black Sabbath // Beatles

VÖ: 12.10.2012

In der großartigen Doku „Better Than Something“ spricht Jay Reatard von seiner Überzeugung, dass Künstler nur eine begrenzte Zeit hätten, in der sie wirklich kreativ sein können. Entsprechend produktiv war die Garage-Punk-Legende aus Memphis in seinem kurzen Leben und Ty Segall scheint eine ähnliche Philosophie anzutreiben. „Twins“ ist das dritte Album, das er dieses Jahr veröffentlicht. Im Frühling erschien eine Kollaboration mit White Fence aka Timothy Presley von den Strange Boys. Im Juni folgte dann „Slaughterhouse“, mit seiner Liveband eingespielt und folglich auch als Ty Segall Band bei In The Red veröffentlicht.

Während bei „Hair“ der Folk und Psych im Vordergrund standen und bei „Slaughterhouse“ Ozzy und lärmender, übersteuerter Hard Rock, werden diese unterschiedlichen Elemente auf „Twins“ verbunden. Damit steht dieses Album viel mehr in einer direkten Reihe mit „Goodbye Bread“ von 2011. Insgesamt weiß man dann mittlerweile aber doch, woran man bei Ty ist und so weicht auch „Twins“ nicht bedeutend vom Gewohnten ab.

Bei einem derartigen Output mag man sich um die Balance zwischen Quantität und Qualität Sorgen machen, doch diese ist unbegründet: Im Mittelweg zwischen dem ruhigeren „Hair“ und dem lärmenden „Slaughterhouse“ ist „Twins“ gleichzeitig das beste der drei Alben. Die Anzahl der gemäßigteren Stücke ist im Vergleich zu „Goodbye Bread“ etwas geringer und Songs wie das rasende „Call The Doctor“ haben mehr Platz. Der „Fuzz War“, der im letzten Song von „Slaughterhouse“ ausgerufen wurde, geht auch hier weiter, aber „Twins“ klingt deutlich besser. Der Sound ist im Gegensatz zu dem Band-Album von Ty Segall weniger kühl und blechern und wieder näher an der Wärme von Segalls Heimatstaat Kalifornien. Die für Segall typischen psychedelischen Einschläge sind auch wieder mit dabei, etwa im großartigen „The Hill“, wo Brigid Dawson von Thee Oh Sees einen schönen Gastauftritt hat und dabei hilft, den Song zum Highlight von „Twins“ zu machen. Der grungige Opener „Thank God For Sinners“ und der straighte Rocker „Love Fuzz“ sind ebenfalls Kandidaten für jedes „Best Of Ty Segall“-Mixtape. Dazwischen gibt es, und auch das ist man mittlerweile gewöhnt, den einen oder anderen Song, der schnell wieder vergessen ist.

Wenn er nicht gerade an neuer Musik arbeitet, ist Ty Segall meist irgendwo auf Tour. Die Beharrlichkeit zahlt sich langsam aber sicher aus, so hat er es mittlerweile schon bis ins Programm von Conan O'Brien geschafft. Und wenn man sich nach drei neuen Alben in einem Jahr immer noch auf das nächste freut, ist klar: Er hat den Erfolg verdient.

Christoph Diepes

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