Rezension

Lotus Plaza

Spooky Action At A Distance


Highlights: Strangers // Monoliths // Remember Our Days
Genre: Neo Psychedelia // Shoegaze // Indie-Pop
Sounds Like: Deerhunter // Pure X // Young Prisms // Sunny Day In Glasgow // Radio Dpt.

VÖ: 20.04.2012

Auch wenn es den meisten eher als unwichtige Randnotiz zu den letzten Deerhunter-Alben erschien: Einen Eindruck seines Könnens lieferte diese unscheinbare Person, Locket Pundt, bereits dadurch, dass sie sich verantwortlich zeigte für herausragende Stücke wie "Neither Of Us, Uncertainly" oder „Desire Lines“, sowohl gesanglich als auch mit einem allmächtigen Gitarren-Outro bei zweitgenanntem.

Schüchtern und gemächlich getraut sich Lockett Pundt a.k.a. Lotus Plaza aus dem – das mag jetzt sehr, sehr zynisch klingen – großen Schatten der Neo-Ikone Bradford Cox, diesem omnipräsenten Anti-Helden, diesem Paradox der Hässlichkeit. Die Charaktereigenschaft des Schüchternen durchzieht das zweite Album des Deerhunter-Gitarristen Pundt konsequent und „Spooky Action At A Distance“ ist ein so unaufdringliches wie kontroversloses Album geworden. Mit melodischen, fein geschliffenen Edelsteinen hebt Pundt die Hand zu einem Peace-Zeichen, eine Offerte, die beinahe nicht ausgeschlagen werden kann.

Es bedarf keiner überaus ambitionierten Stimme und gar keiner anderen Zutaten, die man von Deerhunter ohnehin schon kennt: Hall, Feedback, Reverb und ein ordentlich sättigendes, vielschichtiges Gitarren-Sandwich. Insgesamt ist "Spooky Action At A Distance" ein mit weniger Ballaststoffen in Form von verschachtelten Ambient-Zutaten ausgestattetes Werk, was dieses Abum allerdings nicht minder vollwertig macht. Vielmehr zeichnet ein fundiertes, klares Songwriting die Stücke aus. Gleichzeitig geben Motorik und Drum-Computer der Musik etwas Artifizielles, Statisches, wohingegen Gitarren und Melodien Wärme vermitteln. Wärme in einer kalten Umgebung. Auch Lotus Plaza klingt in keinster Weise nach Frühstücks-Crerealien-Gesundheit. Mit Zeilen wie "If I don't see you again; I'm glad that you were my friend; I'll remember our days" zeigt sich Pundt auf der Durchreise, ein wenig teilnahmslos und abwesend. Vielfach gewinnt man den Eindruck, die Songs treiben den Künstler an und nicht umgekehrt. Wunderschön sind dagegen die Träume, die Lotus Plaza aus den Bäumen schüttelt.

Das Label Kranky Records schreibt: “'Spooky Action At A Distance' is a wide angle view of what should be the zeitgeist of contemporary guitar pop.” Dem kann man kaum etwas hinzufügen, denn es trifft vermutlich zu. Auch wenn die Absicht so vielleicht nicht bestand, bündelt sich hier das, was in den letzten Jahren als Neo-Psychedelica state of the art wurde. Ein von Shoegaze, Dream-Pop beeinflusster Slacker verkörpert mit der gewissen Portion Dope und seinem intuitiven Verständnis für und von Musik ein „Lebensgefühl“. Hörbar wird eine Tonspur einer angestaubten C-86 Kassette, quasi als Pendant zu den Pastels im Jetzt. Alles andere als unverständliche Phrasen eines halbbegabten Sängers, alles andere als ein beschränkter Fundus an musikalischen Möglichkeiten wollen wir nicht erwarten, solange Pundt so verdammt gut darin ist, einen Song zu schreiben, den man beinahe zwanghaft gut finden muss. Beispiel gefällig? Das zweite Werk dieses schüchternen Wesens bietet einige.

Achim Schlachter

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