Rezension

Various

Soul Jazz Records Presents 100% Dynamite! Dancehall Reggae Meets Rap In NYC


Highlights: Hip Hop Mixes // Dem A Murderer // Ring The Alarm
Genre: Dancehall
Sounds Like: Sean Paul // Shaggy // King Jammy

VÖ: 20.02.2009

Einmal mehr präsentiert Soul Jazz Records eine musikalische Geschichtsstunde, einmal mehr aus dem Bereich der ursprünglich jamaikanischen Klangkulturen. Die Reise heißt diesmal „100% Dynamite! Dancehall Reggae Meets Rap In New York City“. Die erste Ausgabe der „100% Dynamite“-Reihe erschien 1998, erhielt vor zwei Jahren eine Wiederveröffentlichung und beschäftigte sich mit Ska, Soul, Rocksteady und Funk auf Jamaika. Die Neueste berichtet hörbar über die Rezeption, Weiter- und Parallelentwicklung des Dancehall im New York der 1980er Jahre. Dort im Big Apple trafen die beiden in den 1970er Jahren nebeneinander entstandenen Genres Dancehall und HipHop mit geballter Kraft aufeinander, als die karibischen Einwanderer die mitgebrachten heimischen Klänge, die sie immer noch von dort erreichenden aktuellen Sounds und die Musik ihrer neuen Heimat gleichberechtigt konsumierten.

Das Treffen der musikalischen Genres resultiert – in seiner hier präsentierten Form – zumeist in rohen, harten, sowohl sexuell als auch gewalttätig aufgeladenen Tracks. Betrachtungen über den Matratzen-Jockey, die Unmöglichkeit einer gewaltfreien Revolution sowie die gerappte Vernichtung aller Informanten spiegeln die Entstehungszeit. Musikalisch dominiert blechern Elektronisches sowohl die sexuell expliziten, ruhigeren Nummern, wie die offensiven, ekstatischen Tanzflächenkracher. Einzelne herausstechende Tracks wie Fu Schnickens „Ring The Alarm“ oder Shaggys „Mattress Jockes“ im Siren Remix bestimmen den Eindruck der gesamten Compilation.

Tatsächlich funktioniert „100% Dynamite NYC“ am besten als Dokumentation einer Kultur – dem Dancehall – zu einer Zeit (den 1980ern) an einem festen Ort: dem musikalischen Schmelztiegel New York. Natürlich haben die Tracks auch unabhängig vom historischen Kontext ihren Reiz, bieten zum Beispiel Jah Batta und Skitee in „Style and Fashion“ eine dubbig reggaefizierte Version des Dancehall und Red Fox mit „Dem A Murderer“ einen aggressiv treibenden Hit. Allerdings präsentiert die Compilation sich insgesamt wenig vielseitig, erklingt die Mehrzahl der Tracks nahezu gleich oder wirkt zumindest ähnlich gestrickt.

So nimmt der Hörer die historische Sammlung nur als eben solche wahr. Er nickt vielleicht zustimmend bis begeistert bei „Ring The Alarm“ oder „Rough And Rugged“, legt die Platte danach aber schnell zur Seite, zu den Nachschlagewerken.

Oliver Bothe

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