Rezension

Editors

Violence


Highlights: No Sound But The Wind // Belong
Genre: Postpop
Sounds Like: White Lies // Muse // Elbow

VÖ: 09.03.2018

Unerhört fröhlich beginnt "Violence", das sechste Studio-Album der Editors. Die ersten Sekunden des Openers “Cold” lassen zunächst noch alle Wege offen, Sänger Tom Smith wispert: “Be a ghost, tonight”. Dann geht es in die Vollen. Ein Blick über den Gipfel zeichnet eine Landschaft des Gute-Laune-Postpops im Lande Editors. “Violent” ist das kein bisschen. “Don’t you be so cold”, fordert Smith hingegen, unterstützt von Streichern, Bläsern und allen Registern, so dass es trieft.

Dieser Einstieg ist auch deshalb irritierend, weil Smith im Vorfeld von brutalen elektronischen Klängen sprach, die durch die Zusammenarbeit mit Produzent Blanck Mass eingeflossen seien. Klar, “Cold” ist nicht der alleinige Maßstab, “Hallelujah (So Low)” (das an Muse erinnert) und vor allem der titelgebenende Track “Violence” verschieben die Stimmung hin in den Frost-Bereich. Das Problem: Sie wirken schlussendlich wie Interludes – Zwischenspiele – gegenüber dem folgenden “Darkness At The Door”, das nur dem Titel nach düster ist. Stattdessen: ein flacher Feel-Good-Song mit ein paar Glöckchen am Rande. Von seinem Duktus her war “In This Light And On This Morning”, das dritte Album, deutlich treibender und düsterer.

Fairerweise sei gesagt, dass Smith auch die prominente Rolle der Gitarren erwähnt hat. Die finden sich in “Cold” und in “Darkness At The Door”, aber auch in “Counting Spooks” und in “Belong” – dienen allerdings eher als Beiwerk denn als Prominenz. Die beiden letztgenannten Songs beschließen den nur neun Stücke kurzen Langspieler. In “Counting Spooks” ist das Zusammenspiel von Ursprung (Gitarren) und Evolution (Elektro) am überzeugendsten gelungen. “Belong” ist schlichtweg der beste Song, langsam, episch, ein würdiges Erbe von “The Racing Rats”.

Obwohl “Violence” ohne echte Schwächen produziert ist, wirkt es unausgereift. Wieso gerade neun Stücke – eine für einen Musik-Longplayer sehr ungewöhnliche Zahl? Wieso mit dem – zugegebenermaßen grandiosen – “No Sound But The Wind” einen überarbeiteten Oldie aufnehmen, der erstmals 2008 (!) zu hören war. Wieso das beste Stück ganz ans Ende setzen? Die Fragen sind zu dringlich, als dass die Editors in schöner éclat-Tradition eine weitere 3.5/5 einheimsen könnten.

Mischa Karth

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