Rezension

The National

I Am Easy To Find


Highlights: Roman Holiday // The Pull Of You // Light Years
Genre: Melancholischer Rock
Sounds Like: Leonard Cohen // Nick Cave // El Vy // Radiohead // Elbow

VÖ: 17.05.2019

Eines ist klar: „I Am Easy To Find“ wird mindestens überraschen, wenn nicht sogar einen Teil der bisherigen Fans vor den Kopf stoßen. Wer dachte, auch der achte Longplayer der US-Amerikaner würde sich vornehmlich darum drehen, dass Matt Berninger zu melancholischem Indierock in nuschelndem Sprechgesang Sehnsuchtstexte vertont, wird hier schnell eines Besseren belehrt. Zwar knüpft der Opener „You Had Your Soul With You“ noch nahtlos an „Sleep Well Beast“ an, jedoch war es das dann schon mit frickelig aufgedrehten Gitarrenarrangements.

Mit dem dritten Stück, „Roman Holiday“, beginnt die überraschende Wandlung. Jener Berninger, die Verkörperung einer Figur, die dauerhaft „durch“ ist, die in ihrem Zustand aber noch irgendwie zwischen verpeilt und liebenswürdig schwankt, nimmt sich eine Auszeit und überlässt das Feld Gail Ann Dorsey. Was sich zunächst als kurzweilig schönes Duett anbietet, wird zum Dauermotto von „I Am Easy To Find“. Berninger agiert bisweilen nur noch als Stichwortgeber, überlässt das Gesangsfeld aber größtenteils Dorsey sowie einer Vielzahl anderer weiblicher Gesangsgäste, darunter Lisa Hannigan, Sharon van Etten, Kate Stables, oder gleich einem ganzen Chor. „Where Is Her Head“ wird unter der Regie von Eve Owen dabei gar so fröhlich, dass es von Arcade Fire stammen könnte.

So überraschend „I Am Easy To Find“ ist, so gut fügt sich nach einigen Durchgängen dieses neue Bild zu einem großartigen Gesamtkunstwerk zusammen. Die vielen Kollaborationen bringen genau das, was der Band zuletzt etwas abgegangen war: Frische. Die dazu passende Instrumentierung passt sich vorsichtig reduziert, man könnte auch sagen, vornehm zurückhaltend an, ohne jedoch ins Langatmige abzudriften. Der „typische“ Sound, den man im Laufe der Jahre entwickelt hat (sanfte Gitarren, Streichereinsatz), ist hier eindeutig vernehmbar, wenngleich ein gewisser Bruch zu „Sleep Well Beast“ da ist. Begleitet wird „I Am Easy To Find“ von einem Film des Regisseurs Mike Mills.

Klaus Porst

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