Rezension

Ron Sexsmith

Hermitage


Highlights: Is It Or Isn´t It // Morning Town // Glow In The Dark Stars
Genre: Singer-Songwriter
Sounds Like: Robert Forster // Paul McCartney // Elvis Costello

VÖ: 17.04.2020

Ron Sexsmith hätte es fast geschafft. 2004 war sein großes Jahr in Deutschland als Songs von seinem damaligen Album „Retriever“ im Radio gespielt wurden und er beim mittlerweile eingestampften Musiksender VIVA mit dem Song „Wishing Wells“ einen traumhaften Auftritt hinlegte. Man hatte das Gefühl, dass die Zeit des kanadischen Songwriters hierzulande jetzt so richtig angebrochen sei. Die dynamischer produzierten Songs, die mehr im Pop als im Songwritertum verwurzelt waren, standen ihm ungemein gut und machten das Album zu einem Genre-Highlight der Dekade. Ein bisschen schade eigentlich, dass er sich dann im weiteren Verlauf seiner Karriere wieder zu seinen früheren, introvertierteren Songs aus den neunziger Jahren hin bewegte, wenn man mal das formidable „Long Player Late Bloomer“ von 2011 außen vor lässt. Somit kam er hierzulande über den Status des Kritikerlieblings leider nie wirklich hinaus. In Kanada sieht das aber ganz anders aus, denn dort zählt er zu den großen Songwritern des Landes.

Nun darf man also gespannt sein wie sein neuestes Werk „Spring Of The Following Year“ ausfällt. Zurückhaltender oder mit Drang nach vorne? Dem Cover nach zu urteilen, scheint man es hier mit einem extrovertierten Künstler zu tun zu haben, doch inhaltlich bleibt der 56-jährige zumeist seinem musikalischen Schema treu: In der Ruhe liegt die Kraft. Einen großen Anteil der Stücke bilden getragene Balladen wie das traurige „When Love Pans Out“ oder das dahingleitende „Morning Town“ mit seinen schönen Melodiebögen. Was das Schreiben von Melodien angeht, ist er ja seit jeher ein Meister seines Fachs und wurde von vielen Musikern mehrfach dafür geadelt. Ein Highlight des Albums ist dann das beschwingte, mit Backgroundgesang versehene „Is It Or Isn´t It“, welches mit einem stampfenden Schlagzeugbeat vorangetrieben wird und auch aus Wilcos „Summerteeth“-Phase stammen könnte. Großartige Nummer. Leider findet man solche peppigeren Lieder nur sehr spärlich und ein paar mehr hätten dem Album sicher noch besser getan. Auch die großen Popnummern, die er wie schon erwähnt zuletzt auf „Long Player Late Bloomer“ aus dem Ärmel geschüttelt hat, fehlen und zudem wurde die Produktion der Songs etwas zurückhaltender gewählt. So ein paar wunderschön einlullende Nummern wie „Believe It When I See It“ oder „Late Bloomer“ hätte man sich dann doch irgendwie gewünscht.

Inhaltlich sind die Texte von der Wohnortveränderung des Kanadiers und den damit verbundenen vielen neuen positiven und negativen Eindrücken geprägt. Nach 30 Jahren Toronto zog er mit seiner Frau in den kleinen Ort Stratford und durchlebte anfangs eine Art Kleinstadtisolation, genießt aber auch gleichzeitig sein Leben in seinem, mit eigenem Studio eingerichteten Haus. Sicher auch eine mittlerweile gewisse Altersweisheit lässt ihn Zeilen wie „The joy and sadness have become one“ aus „Think Of You Fondly“ schreiben. Die Freude über sein neuestes Werk überwiegt auf jeden Fall und es ist zu hoffen, dass er in Stratford noch viele Ideen für neue Songs und Alben sammeln kann.

Marcus Schmanteck

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Video zu "When Love Pans Out"
Video zu "You Don´t Wanna Hear It"

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