Rezension

Nada Surf

The Stars Are Indifferent To Astronomy


Highlights: Looking Through // Waiting For Something // The Future // Jules And Jim
Genre: Indiepop
Sounds Like: Teenage Fanclub // Death Cab For Cutie

VÖ: 27.01.2012

Irgendjemand muss Nada Surf falsch beraten haben, als es um das Erscheinungsdatum ihres sechsten Albums „The Stars Are Indifferent To Astronomy“ ging. Eine so beschwingte, nette, warme Platte gehört doch in den Mai! Oder, wenn schon nicht in den Wonnemonat, dann wenigstens in den Frühling, wenn es denn unbedingt eher sein soll: wenn die Tage wieder merklich länger sind, die Blumen allerorts sprießen und man endlich wieder Energie aufbringen kann, um mehr zu tun, als träge auf der Couch zu liegen und sich über Regenwetter zu ärgern.

Vielleicht ist das aber auch alles nur Einbildung. Vielleicht ist es in Wahrheit ganz anders. Im Opener „Clear Eye Crowded Mind“ wird immerhin ganz ordentlich geschrammelt und gescheppert, das riecht nach Weiterentwicklung. Aber Halt – das gilt nur für die Instrumente. Matthew Caws präsentiert sich von seiner gewohnten Seite und wieder gelingt es ihm, mit seiner Stimme jedes Lied in Luftpolsterfolie einzuwickeln. So bleibt das Gefühl zurück, dass man es zwar wieder einmal versucht, aber es irgendwie immer noch nicht so richtig schafft mit der Rockmusik.

Ein repräsentatives Beispiel dafür, wofür diese Band steht und anscheinend schon immer stand, ist die ersten Singleauskopplung „Waiting For Something“: Indiepop mit ein bisschen Gitarrenpicking, hübscher Refrain mit Ohrwurmpotential, mit diesen verhaltenen Ausbrüchen, die sie in fast 20 Jahren Bandgeschichte beinahe perfektioniert haben. Ein Lied wie so viele von Nada Surf. Das reicht vielleicht für eine weitere Mobilfunkwerbung oder amerikanisches Collegeradio, aber für alle anderen ist das einfach nicht genug.

Ob man mit Mitte 40 noch darüber singen muss, wie schnell das doch mit dem Aufwachsen geht und wie es war, als man – ach, damals... – noch jung war, von der Zukunft träumte und sie gleichzeitig doch fürchtete, darüber lässt sich streiten, oder darüber, ob man nach so vielen Alben noch Textzeilen wie I cannot believe / the future is happening to me oder It's never too late for teenage dreams oschreiben und singen sollte – ob es nicht langsam an der Zeit wäre, sich weiterzuentwickeln und nicht die immerselben Lieder mit der immerselben Stimmung immer und immer wieder zu veröffentlichen. Aber Nada Surf scheinen zufrieden zu sein mit sich, der Welt und „The Stars Are Indifferent To Astronomy“. Und so lange ihr Sound weiterhin funktioniert, ist es vielleicht in Ordnung, dass sie sich für die kleineren Risiken entscheiden und, statt altbewährte Muster über den Haufen zu werfen, nur um sich und alle anderen unglücklich zu machen, eben eine Frühlingsplatte im Januar veröffentlichen. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Und immerhin können dank der rechtzeitigen Veröffentlichung die Songs wenigstens noch in alle Sommerliebeskomödien und romantischen Szenen der Frühlingsepisoden einschlägiger amerikanischer Fernsehserien eingebaut werden. Das ist doch auch schon mal was.

Lisa Dücker

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