Rezension

Fleet Foxes

Helplessness Blues


Highlights: Sim Sala Bim // Lorelai // Helplessness Blues // Bendouin Dress
Genre: Folk
Sounds Like: Band Of Horses // My Morning Jacket // Grizzly Bear // The Coral

VÖ: 29.04.2011

Zum Weinen schön und zum Glücklichsein noch schöner klingt der „Helplessness Blues“ der Fleet Foxes. Auf altbewährte Art und Weise wissen die Herren aus Seattle zu verzaubern. Mit lieblichster Folk-Musik, weicher Stimme (gerne wieder im Chor), zarten Melodien und so viel Gefühl, dass beim Anhören regelmäßig eine Gänsehaut garantiert werden kann, spielen die Fleet Foxes auch ihre neuen Lieder.

Einige Feinheiten haben sich allerdings verändert. So gibt es zum Beispiel neue Instrumente zu hören. Im Presse-Text des neuen Albums, den nicht irgendein Praktikant der Plattenfirma, sondern Sänger und Songschreiber Robin Pecknold persönlich geschrieben hat, zählt er eine ganze Reihe neuer Instrumente auf. Darunter befinden sich solche exotischen wie tibetische Klangschalen, ein Hackbrett, eine indische Tamboura, die Zither, oder auch eine Spieluhr. So kommt es, dass „The Plainsbitter Dancer“ zwischenzeitlich durch das Flötenspiel an Songs von Midlake erinnert. In „The Shrinean Argument“ probieren sich die Fleet Foxes über acht Minuten lang aus. So gibt es am Schluss Klarinetten-Gekrächze, das jazzartig in indisch angehauchte Zupfklänge mündet, und in stimmungsvollen Streichermelodien ausklingt, zu hören. Insgesamt gibt es mehr instrumentale Parts zu hören als auf dem Vorgängeralbum. Außerdem wurde ein sechster Mann mit ins Boot genommen. Morgan Henderson, der beim Album ausgeholfen hat, wird die Band auch auf der kommenden Tour begleiten.

Pecknold nennt viele Vertreter aus der Pop- und Folk-Musik der 60er- und frühen 70er-Jahre als seine Vorbilder für das neue Album. So hätten, unter vielen anderen, Bob Dylan, The Byrds, Peter Paul & Mary, Neil Young und Van Morrison die neuen Lieder stark beeinflusst. Es entstand eine Synthese aus Folk Rock, traditionellem Folk und psychedelischem Pop, natürlich mit einem Schwerpunkt auf den vokalen Harmonien, die sich im wunderbaren mehrstimmigen Gesang immer noch hervorheben. Dadurch, dass er einige der Lieder auf dem Album ursprünglich für Solo-Shows im Vorprogramm von Joanna Newsom geschrieben hat, hat Pecknold bei vielen der Songs auf eine klare Melodie und noch stärker auf gewichtige Lyrics geachtet, als er es ohnehin vorher schon getan hat. Es entstanden viele Lieder, die von inneren Kämpfen handeln, von Selbstfindung, von einem Idealbild, das man von sich erwartet, und von einem Realbild, das am Ende dabei heraus kommt. Unter anderem handelt auch der Titelsong „Helplessness Blues“ von dieser Thematik.

“I was raised up believing I was somehow unique // Like a snowflake distinct among snowflakes // Unique in each way you can see // And now after some thinking // I'd say I'd rather be // A functioning cog in some great machinery serving something beyond me” singt Pecknold da so ergreifend, dass man beginnt, sich auch über die eigene Person Gedanken zu machen. So geht es ständig weiter auf “Helplessness Blues”. Ein ergreifender Moment folgt dem nächsten.

Um ehrlich zu sein: Es gibt nicht viel Neues auf dem neuen Album zu hören. Aber dennoch macht das neue Album glücklich. Nicht ganz so glücklich wie das Debüt es 2008 getan hat, denn da verlieh der zusätzliche Überraschungseffekt dem Ganzen noch ein Sahnehäubchen; aber dennoch glücklich genug, um es immer wieder zu hören und sich auf einen schönen Sommer mit neuer (und alter) Musik der Fleet Foxes zu freuen.

Marlena Julia Dorniak

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