Rezension

Fleet Foxes

Fleet Foxes


Highlights: White Winter Hymnal // He Doesn't Know Why // Oliver James
Genre: Folkrock // Sixties-Pop // Gospel
Sounds Like: My Morning Jacket // The Shins // Band Of Horses // Grizzly Bear // Beach Boys

VÖ: 08.08.2008

"Sun It Rises", oder: Hallo, wir sind Fleet Foxes, und wir wissen halt einfach, wie man gepflegt ein Debütalbum eröffnet: mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. A cappella heißt das Quintett aus Seattle seine Hörer willkommen, und mit diesen ersten Sekunden atemberaubender gesanglicher Schönheit geht die Band eigentlich schon ein Versprechen über eine musikalische Qualität ein, dass sie in den folgenden zehn Songs unter gar keinen Umständen halten kann. Ooooder?

Man stelle sich den Klang des folgenden Wortes ruhig recht, wenn nicht geradezu äußerst feierlich vor, selbstbewusst, überzeugt, ja ohne jegliche Zweifel ausgesprochen: doch! Doch, zumal "Sun It Rises" nach dem choralen Intro noch längst nicht vorbei ist - und kurzerhand selbst den Gegenbeweis antritt. Das Niveau wird nicht nur gehalten, es wird sogar alles noch ein bisschen schöner. Denn die Gesangsharmonien - immer wieder singen Fleet Foxes mehrstimmig - ergänzen sich hervorragend mit der Instrumentierung, die mit Schlagzeug, Bass, Gitarre und einigen Tasteninstrumenten zwar das Gegenteil von ausgefallen, aber in der Umsetzung auch das Gegenteil von nicht völlig großartig ist.

Und im Folgenden scheint es, als ginge es immer noch ein bisschen schöner. An dieser Stelle fühlt man sich zwangsläufig an die fünf Songs starke "Sun Giant EP" erinnert, in Deutschland Ende Mai veröffentlicht, auf der jeder Song eine neue Seite der Sixties-infizierten, aber doch jetzt schon zeitlosen Musik von Fleet Foxes aufzeigte, und die Kollege Köhler so begeisterte, dass er aus Sorge ums kommende Album die Bewertung wegließ, "weil Sun Giant die Messlatte für das Album nur in unerreichbare Höhen setzen würde".

Rückblickend ein fast niedlicher Gedankengang. Man könnte meinen, Fleet Foxes hätten genug Melodien und Harmonien im Kopf, um eine ganze Generation einfallsloser Retro-Rockbands damit zu versorgen, und falls diese Behauptung doch etwas zu hoch gegriffen sein sollte, so haben sie jedenfalls genug Ideen, um das beste Album seiner - modernen und gleichzeitig tief in den Sechzigern verwurzelten - Art seit dem Shins-Meisterwerk "Chutes Too Narrow" zu machen. Beiden Bands gelingt der Balanceakt zwischen damals, heute und morgen, und genau deshalb ist keine der beiden Bands wirklich "retro". Produziert hat übrigens jeweils Phil Ek, der auch schon mit Built To Spill und Band Of Horses zusammengearbeitet hat. Da fehlen für eine ungefähre Vorstellung von dieser Musik nur noch My Morning Jacket, mit deren Jim James der Fleet-Foxes-Hauptsänger Robin Pecknold um die schönste verhallte Stimme konkurriert.

Die sommerliche "White Winter Hymnal", der einstige Titelsong "Ragged Wood", der eigentlich zwei Songs ist, das traumhafte "Your Protector", der von der Akustikgitarre getragene "Tiger Mountain Peasant Song", das riesengroße "He Doesn't Know Why" - schon mit ihrem Debütalbum demonstrieren Fleet Foxes, dass sie in einer Liga mit den ganz großen Namen vergangener Tage spielen. Und wenn am Ende von "Oliver James" nur noch Pecknold zu hören ist, wie er sich die Zeile "Oliver James washed in the rain noooo longer" von der Seele und aus dem Leib singt, dann ist das der zur Vollendung noch fehlende Sonnenuntergang, von dem man nicht will, dass er aufhört.

Mario Kißler

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