Jahrescharts

UNSERE ALBEN DES JAHRES 2020

Dieses verrückte Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu und das heißt: "Album des Jahres"-Zeit. Hier sind unsere Top 30 des aktuellen Musikjahres!

Sorgt Musik wirklich dafür, dass die Welt sich (weiter)dreht? Wir hoffen, Ihr habt die letzten zwölf Monate gut überstanden. Vor genau einem Jahr – zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unserer Jahrescharts 2019 – schien es kaum vorstellbar, dass es größere Probleme geben könnte, als Klimawandel und Destabilisierung großer Demokratien. Und dann kam alles ganz anders: Zunächst kam ein ganz kleines Virus, das sich entschied, mal zu schauen, ob es nicht auch im Menschen Erfolg haben könnte, und nachfolgend entschieden viele Gesellschaften, dass sie Wirtschaft und Gesundheit gegeneinander abwägen wollten. Verletzlichkeit und Einsamkeit wurden präsenter und spiegeln sich auch in einigen Veröffentlichungen und noch mehr Rezensionen wider. Stand heute hatte das unter anderem zur Folge, dass in Deutschland aufgrund des Virus derzeit täglich so viel oder mehr Menschen versterben als würden täglich ein bis zwei vollbesetzte Flugzeuge abstürzen. Kulturschaffende, Künstler:innen, Veranstalter:innen, Musiker:innen und andere standen und stehen ohne klare Einkommensperspektive da.

Für viele Konsument:innen von Musik mag mit einem Sommer ohne Festivals und einem Jahr ohne Konzerte auch ein Mittel zur Stresskompensation und zum Ausgleich von Belastungen weggebrochen sein. Andere wiederum mögen plötzlich genau zu diesem Zweck viel mehr Vinyls, Streams, CDs oder Downloads konsumiert haben und vielleicht den/die ein oder andere neue Lieblingskünstler:in entdeckt haben.

Uns zumindest hat Musik bis jetzt geholfen die aktuellen Einschränkungen zu überstehen. Hin und wieder wurde durchs Zimmer getanzt und öfter als sonst die Nachbarn beschallt. Hier ist unsere Liste der 30 besten Alben des ersten Jahres der Pandemie, 2020. Um eine 25 Jahre alte Single der Bucketheads aufzugreifen: "These sound fall into [our] mind[s]!"

Erstmalig spricht diesem Jahre die Redaktion den Titel "Album des Jahres" einer Solokünstlerin zu – und dann wurde es auch gleich ein Kantersieg. Der Indie-Folk auf Phoebe Bridgers "Punisher" gewinnt mit Leichtigkeit.

Dahinter wird es aber direkt knapper. Der Post-Punk der Idles setzt sich hauchdünn gegen den Indierock von Porridge Radio durch. Und der Pop von Perfume Genius verpasst das Treppchen nur knapp.

Selbst wenn mit Run The Jewels "RTJ4" HipHop die Top 5 vervollständigt, war das Jahr 2020 für uns offenbar geprägt von allem was sich irgendwie als Indie und Alternative beschreiben lässt. Andere Genres hatten es noch schwerer als sonst. Ausnahmen sind neben RTJ noch Oneohtrix Point Never und Roísín Murphy im Bereich Electronica und Zugezogen Maskulin für den Deutschrap.

Überhaupt die deutsche Sprache hatte es dieses Jahr auch mal wieder schwer. Neben Zugezogen Maskulin finden sich nur noch Erregung Öffentlicher Erregung und unsere neuen österreichischen Lieblinge von Culk. Die wiederum aber kratzen fast an den Top 10.

Was bleibt von 2020? Éclat besteht aus unverbesserlichen Indieheads? Das mag eine kleine Frage sein, angesichts der wirklich großen Themen dieser Zeit: sind Kapitalismus, Demokratie, gesellschaftliche Solidarität alles verletzliche Konzepte? Die Wissenschaft kann gut kommunizieren und Leistung in kurzer Zeit erbringen, wenn sie denn will? Die Gesellschaft ist nicht wirklich auf große Krisen vorbereitet? Und, wir müssen uns entscheiden, was uns als Gesellschaft am meisten wert ist?

Einen Schritt dahin können wir nächstes Jahr bei der Bundestagswahl machen. Ansonsten erscheint ein Ausblick auf das nächste Jahr noch nebliger als in vergangenen Jahren. Insofern, passt auf Euch auf, lasst Euch impfen, wenn ihr es könnt, beachtet AHA+L, und versucht die Vorfreude auf die nächsten Reisen, Konzerte, Festivals und Umarmungen aufrecht zu erhalten. Man sieht sich. Oder wie einige unter uns früher mal sagten: H E L G A A A! Vielleicht hört ihr uns ja immerhin aus der Ferne rufen...

Eure éclat-Redaktion.

PS: Wer es ganz genau wissen möchte, kann sich hier die Top 15 jedes einzelnen Redakteurs ansehen.

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