Rezension

Fiona Apple

Fetch The Bolt Cutters


Highlights: Heavy Balloon // Cosmonauts // Shameika // Fetch The Bolt Cutters // I Won’t Shut Up
Genre: Art-Pop // Barock Pop // Jazz // Songwriter
Sounds Like: Tom Waits // Tori Amos // Kate Bush

VÖ: 27.04.2020

Fiona Apples fünftes Studioalbum hat sie weitgehend bei sich zuhause selbst produziert. „Fetch The Bolt Cutters” kann als eine logische Weiterführung ihres Songwritingstils gesehen werden, wie sie ihn nicht zuletzt auf ihrem letzten Album „The Idler Wheel Is Wiser Than The Driver Of The Screw And Whipping Cords Will Serve You More Than Ropes Will Ever Do” im Jahr 2012 etabliert hat. Im Kern handelt es sich um Musik, die in etablierten Stilrichtungen fußt und sich in diesen heimisch fühlt – seien es Blues, Jazz, klassischer Rock oder Barock Pop. Eigen wird Apples Musik durch die selbstbewusste Souveränität, mit der sie diese klassischen Genres und ihre Eigenheiten bedient, aber gleichzeitig auch die entsprechenden Schubladen erweitert.

Im Vergleich zum Vorgänger zeichnet sich „Fetch The Bolt Cutters” einerseits durch eine noch größere Vielfalt in den Arrangements aus. Vor allem aber nimmt sich Apple in den hier präsentierten Stücken noch mehr die Freiheit, klassische Songstrukturen zwar nicht zu zerlegen, aber doch zu dehnen. Wenn hier von klassischem Rock oder Barock Pop geschrieben wird, so bestätigt Apples Gesang und Vokalakrobatik, wie auch die Instrumentierung durch z.B. Piano und Percussion, diese Genrebeschreibungen im Grunde und all dies mag im Sinne eines experimentellen Pop gar vordergründig konventionell klingen, aber die Stücke selbst entwickeln sich in einer scheinbar nichtdeterministischen und für den Hörer kaum oder gar nicht erahnbaren Freiheit.

Nicht nur die Art, in der sich die Stücke auf „Fetch The Bolt Cutters” entfalten, ist durch eine ungemeine Freiheit gekennzeichnet, auch Apples Stimmeinsatz beeindruckt durch die genommenen Freiheiten. Er mag vordergründig immer irgendwie in angenommenen Genregrenzen bleiben, aber gleichzeitig ermöglicht er de:r Hörer:in unerhörte Freiheiten im Hörerlebnis.

Es wäre einfach, Fiona Apple zu unterstellen, diese Freiheit der Stücke, wie sie sich ausdehnen, in und um sich herum zirkulieren wie ein Gekritzel auf einem Blatt Papier, sei ein Ausdruck ihres eigenen Versuchs, Freiheit zu erlangen von Themen, die sie belasten. Vielleicht ist dies so, ihre Erklärungen der Stücke deuten darauf hin. Vielleicht ist dies aber auch reine Überinterpretation.

Wie dem auch sei, unzweifelhaft erzeugt Fiona Apple mit den Stücke auf „Fetch The Bolt Cutters” eine ungemeine Faszination. Die Art, wie die Tracks, die Lieder sich ausdehnen, wieder kontrahieren, wie sie in Schleifen um sich selbst zirkulieren, um dann doch wieder zu einem klaren Ende zu gelangen, ist erstaunlich – so wie das ganze Album.

Oliver Bothe

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