Rezension

Vampire Weekend

Father Of The Bride


Highlights: Sunflower // Sympathy // Jerusalem, New York, Berlin
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Animal Collective // The Shins // Grizzly Bear

VÖ: 03.05.2019

Sechs Jahre nach „Vampires Of The Night“ veröffentlichen Vampire Weekend ihre lang ersehnte vierte Platte. Die Tracklist mit achtzehn Titeln zeigt sofort, dass es eigentlich an Material nicht mangelte. Auch an Kreativität fehlt es dem Album nicht: Es werden viele unterschiedliche Stile, wie Afrobeat, Gospel und elektronische Musik kombiniert. Ezra Koenigs Band kann man nicht den Vorwurf machen, dass sie nicht versucht hat, den eigenen Sound zu schärfen und mit vielen Instrumenten weiterzuentwickeln. Im Ergebnis wollte die Band vielleicht manchmal zu viel. Insgesamt kommt daher das Album über weite Strecken zwar abwechslungsreich, aber leider auch glatt und überproduziert rüber.

Der Start mit „Hold You Now“ überrascht ziemlich, da hier untypischerweise ausschließlich mit klassischen Folkelementen gespielt wird. Darauf folgt jedoch mit der Single „Harmony Hall“ ein Song, der absolut nach Vampire Weekend klingt. Gute Laune, Afrobeat-Elemente und Gitarren – Ziel war es wohl, einen leichten Sommerhit zu machen. Er ist zwar gefällig, aber auch etwas beliebig und man vergisst ihn nach dem Hören schnell wieder.

Ein kleines kantiges Element findet sich dann doch. Man kann sich nämlich sehr gut am oft eingesetzten Stimmverzerrer, wie in „Bambina“, stören. Ansonsten wird einem klaren Schema gefolgt: Wechselgesang, Tempo raus, Tempo rein, Soundabbrüche etc. werden in fast jedem Song mehrfach eingesetzt und sind in der Fülle doch etwas zu viel und kein schöner Überraschungsmoment, sondern werden gewohnt und offensichtlich.

Zum Glück hat das Album so viele Songs und unterschiedliche Elemente, dass auch schöne Dinge zu finden sind. Vor allem gegen Ende der Platte finden sich einige Perlen. Mit „Sympathy“ gibt es auch einen richtigen Indie-Rock-Song, der weniger in eine elektronische Richtung geht und ein gutes Ende des Albums mit tollen Songs, wie „Jerusalem, New York, Berlin“, einleitet.

Manchmal, wie bei „Sunflower“ hört man dann doch wieder die psychedelischen Elemente, die stark an Bands wie Grizzly Bear erinnern und dabei trotzdem ein unverkennbares Vampire-Weekend-Werk sind. Das macht einfach Spaß und man wünscht sich mehr hiervon. Anderes erinnert stark an The Shins, aber leider nicht die tollen Sachen der ersten Alben, sondern The Shins der letzten Jahre und deren ganz netten, aber doch beliebigen letzten beiden Pop-Alben.

Insgesamt fällt „Father Of The Bride“ im Vergleich zur Diskographie von Vampire Weekend leider ab. Ohne die großen Erwartungen, die viele an das Album hatten, bleibt es doch ein nettes Sommeralbum und oft schöne Popmusik. Ein paar Songs weniger und insgesamt mehr Kante und das Album hätte sich nahtlos in das Gesamtwerk eingefunden. Immerhin kein Stillstand und die Band hat wirklich viel probiert und experimentiert. Überraschend ist, dass das Ergebnis dennoch langweilig ist.

Marian Krüger

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