Rezension

Toro Y Moi

Outer Peace


Highlights: Ordinary Pleasures // Laws Of The Universe // New House
Genre: Chillwave // Lo-Fi-Disco // Bedroom Pop
Sounds Like: Lindstrøm // Washed Out // Neon Indian // Blood Orange

VÖ: 18.01.2019

Kleiner Throwback. Brooklyn im Jahr 2009. Bärte, IPAs, Flat White und Cold Brew waren noch nicht im Mainstream verankert, sondern entwickelten sich gerade in ihrer eigenen kleinen Hipster-Blase. Es war so ungefähr jene Zeit, als die dieser Filterblase entsprungenen Millenials begannen, diesem Lebensgefühl – unpolitisch, umambitioniert, zurückgelehnt – ein musikalisches Zuhause zu geben: Chillwave war geboren. Einer der bedeutendsten Vertreter dieses Genres war Chaz Bundick a.k.a. Toro Y Moi.

Zehn Jahre und mindestens zwei herausragende Alben, eine Trennung und einen Präsidentenwechsel später sind Cold Brews im lokalen REWE einer mittelgroßen deutschen Stadt ebenso zu finden wie IPAs. Die Blase ist geplatzt. Mit seinem Debüt "Causers Of This" und dem Nachfolger "Underneath the Pine" legte Bundick ordentlich vor, konnte dies aber in den darauffolgenden neun Jahren nur gelegentlich wiederholen. Nach dem 2017er Trennungsalbum "Bio Boo" ist "Outer Peace" ein Einschnitt – das endgültige Heraustreten aus der längst implodierten Chill-Wave-Blase.

"Outer Peace" ist immer noch zurückgekehrt und unpolitisch. Doch Bundick erweitert den musikalischen Einfluss, den er in den letzten Jahren immer wieder angedeutet hat, wobei der Funk immer der gemeinsame Nenner ist. Hall & Oats finden da genauso statt wie kontemporärer US-Rap und skandinavische Lo-Fi-Disco à la Lindstrøm oder Todd Terje. Das klingt auf dem Papier nach einem grausamen Hipster-Referenz-Potpourri. Doch Bundick schafft es, nicht zuletzt dank seiner großartigen Fähigkeiten als Songwriter, diese Referenzen zu abstrahieren und zum Teil des eigenen Klangscapes werden zu lassen. Eine Tanzplatte für das eigene Schlafzimmer, die alle Genregrenzen sprengt. Vom Bedroom-Disco-Meisterstück "Ordinary Pleasure", dem Piano-Loop auf "New House", der von elektronischen Spielereien immer wieder flankiert und zerstückelt wird bis hin zum Bass-heavy "Laws Of The Universe": Man hört Bundick an, dass er sich im Punk- und Indie-Rock genauso zu Hause fühlt wie im Funk, Disco oder Rap. Und damit ist er vielleicht doch wieder der perfekte Repräsentant für eine Generation, die alles sein will, aber nichts so richtig. In Bundicks Fall ist das allerdings ein absoluter Segen.

Andreas Peters

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