Rezension

Toro Y Moi

Boo Boo


Highlights: Windows // Girl Like You // You And I
Genre: Dream-Pop
Sounds Like: Frank Ocean // Washed Out // Twin Shadows

VÖ: 07.07.2017

Pop als Ausweg aus der Identitätskrise. Etwa so lässt sich die Entstehung von Chaz Bears fünftem Werk „Boo Boo“ zusammenfassen. Ein Zuviel – an Touren, an Nebenprojekten, an Bekanntheitsgrad und Rummel um seine Person – führten dazu, dass Bear sich nach rockigen Ausflügen (zuletzt auf dem Album „What For?“) und seinem vormals funkigen bis experimentellen Disko-Sound nun dem üblicherweise eingängigsten aller Genres zuwendet.

„Boo Boo“ gibt sich entspannt und zurückgelehnt. Bear baut bei der klanglichen Untermalung seines Gesangs hauptsächlich auf samtige, wabernde Synthesizer, die nur selten Aufregung erzeugen. Etwa wenn sie gepaart mit Autotune-Vocals die R’n’B-Nummer „Windows“ unterschwellig zum Brodeln bringen. Sonst sind die Arrangements zwar sommerlich-luftig, aber auch angepasst und teilweise wenig greifbar. Vielleicht als erstes Album Toro Y Mois bildet dieses eine absolut konsistente Einheit. So homogen, dass man beim ersten Durchgang gar die Übergänge der einzelnen Songs überhört.

Nun ist Toro Y Moi nicht der erste Künstler, der einen solchen Synthie-gefärbten Weg einschlägt und die Songs auf „Boo Boo“ reichen leider nicht aus, um ihn aus dieser mittlerweile unüberschaubaren Masse an Dream-Pop-Acts hervorzuheben. „Girl Like You“ und „You And I“ deuten an, dass ein begabter Musiker wie Chaz Bear auch anders könnte oder einmal konnte. Doch das aalglatte, weichgespülte Klangbild qualifiziert sein neuestes Album vielleicht höchstens noch als Soundtrack zu irgendeiner mittelmäßigen Instagram-Story, bei der zu viele Filter über den Bildern verzweifelt so etwas wie Atmosphäre vortäuschen sollen.

Jonatan Biskamp

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Video zu "Girl Like You"
Video zu "You And I"

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