Rezension

The Black Keys

El Camino


Highlights: Dead And Gone // Lonely Boy // Little Black Submarines // Hell Of A Season // Mind Eraser
Genre: Bluesrock
Sounds Like: Blues Explosion // Two Gallants // Led Zeppelin

VÖ: 02.12.2011

Seit der Veröffentlichung von "Brother" hat sich einiges bei den Black Keys getan. Wer hätte sich damals träumen lassen, dass zwei verschrobene Kerle aus dem Hinterland von Ohio mit ihrer ganz eigenen frischen und doch anscheinend zeitlosen Interpretation von Blues die Welt erobern können? Ein Jahr, drei Grammys und unzählige ausverkaufte Konzerthallen später sind Dan Auerbach und Pat Carney in aller Munde. Ihre Lieder werden in Filmen und Fernsehserien gespielt, die Band absolviert Auftritt um Auftritt und lässt sich einen Trailer zum neuen Album mal eben von und mit der Crew der Erfolgsserie "Breaking Bad" drehen. Doch wie kann man diesem neuen Druck standhalten, all diese neuen Erwartungen erfüllen?

"El Camino" ist die mittlerweile dritte Platte, die von Brian Burton aka DJ Danger Mouse produziert wurde und wieder einmal beweist sich hier sein glückliches Händchen. Man hört dem neuen Werk die Mitarbeit des Star-DJs und die deutlich verbesserten Aufnahmebedingungen an. Der Auerbach'sche Keller wurde gegen ein neues Hightechstudio eingetauscht, damit nichts mehr rumpelt und knistert. Das bedeutet, dass der Sound jetzt schön sauber ist, aber gleichzeitig ging eine Menge des den früheren Alben eigenen Charmes verloren. Doch aus irgendeinem Grund ist das gar nicht so schlimm. Man hätte sich zwar noch vor ein paar Jahren nicht träumen lassen, dass es eine Black-Keys-Platte mit Backgroundsängerinnen und Glockenspiel geben könnte, aber es funktioniert – ziemlich gut sogar. Obwohl der Sound komplett umgekrempelt wurde, kommen nur selten Gedanken an Sellout auf. Die zusätzlichen weiblichen Stimmen bringen eine Spur von 70er-Jahre-Soul, von der man nicht gedacht hätte, dass sie sich so nahtlos in das Konzept The Black Keys integrieren lässt. Die leisen Momente machen sich rar, der letzte verbliebene Akustiksong "Little Black Submarines" wächst sich nach zwei Minuten zu einem Monster von einem Song aus, das an Led Zeppelin erinnert. Alles ist lauter, elektronischer, nur Dan Auerbachs Gesang, der bleibt, wie er schon immer war: intensiv, sehnsuchtsvoll, ein bisschen entrückt, mitreißend. Auch wenn er nicht ganz so laut abgemischt ist wie die Instrumente, schafft er es, sich niemals in den Hintergrund drängen zu lassen, sondern bleibt stets präsent.

Beim Anhören von "El Camino" kann man es sich auf einmal vorstellen: Zum Bersten gefüllte Hallen, kreischende Mädchen, gröhlende Männer mit Bier in der Hand. Das hier sind Lieder für die große Bühne. Wo ältere Stücke von Alben wie "Rubber Factory" oder gar "Thickfreakness" verloren und beihnahe ein bisschen lächerlich erscheinen können, hat man das Gefühl, dass die Black Keys mit Liedern wie "Dead And Gone" oder der ersten Singleauskopplung "Lonely Boy" eine Halle im Griff haben. Das mag neu und ungewohnt sein, aber deshalb ist es ja noch lange nicht schlecht. Ein Hoch auf den Fortschritt!

Lisa Dücker

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Video zu "Lonely Boy":

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