Rezension

The Black Keys

Turn Blue


Highlights: Fever // It's Up To You Now // Gotta Get Away
Genre: Bluesrock
Sounds Like: Blues Explosion // Led Zeppelin

VÖ: 09.05.2014

Ein Hoch auf den Fortschritt? The Black Keys haben sich mit den Aufnahmen zu „Turn Blue“ verdächtig viel Zeit genommen. Drei Jahre ist es her, dass „El Camino“ erschien und das Duo endgültig zu Superstars machte. Jetzt legen Dan Auerbach und Patrick Carney ihr achtes Studioalbum vor und haben mit allerlei Vorurteilen zu kämpfen. Schon bevor überhaupt der erste Ton zu hören war, ging das Rumgemecker los. Dass Mike Tyson „Turn Blue“ in einem Tweet ankündigte, war zwar schräg, aber irgendwie auch ziemlich cool. Für popkulturelle Crossovers sind die Black Keys ja gerne zu haben. Aber dann diese komischen Videos mit dem Therapeuten und der Hypnosescheibe! Was soll das denn? Und dann wurde es noch schlimmer: Die Vorabsingle „Fever“ wurde veröffentlicht. „Verrat!“, rief es da aus allen Ecken. Das ist ja ein Lied für den Dancefloor! Mit Synthesizer! Und Falsettgesang! Unter solchen Vorzeichen kann das Album ja nur furchtbar werden, oder?

Mit einer Sache hatten die Schwarzmaler Recht: Die ganz großen Hits, auf die alle gewartet haben, fehlen – mal ganz abgesehen von „Fever“. Was die Massen davon halten, wissen wir ja schon. Wer sich aber darauf einlässt, wird schnell merken, dass „Fever“ ein wirklich guter Song ist, der sich fies im Gehörgang festsetzt. Und ob nun Synthesizer dabei sind oder nicht – das Lied ist toll, und das ist, was zählt. Noch dazu funktioniert es hervorragend im Kontext eines Albums, das dem großspurigen Stadionrock über weite Strecken den Rücken zukehrt und sich stattdessen wieder mehr den bluesigen und auch souligen Seiten der Black Keys widmet. Nur „Gotta Get Away“ ist eine äußerst klassische Rocknummer, der man den Spaß bei den Aufnahmen förmlich anhört.

Es ist aber nicht so, dass die Black Keys mit „Turn Blue“ eine 180°-Drehung in Richtung Disco gemacht hätten. Die Grundbausteine sind nach wie vor die gleichen. Einsame, traurige Gitarren, Dan Auerbachs rauchige Stimme, ungeduldige Drums – alle sind sie da. Nur eben mit der dezenten Unterstützung von ein paar Synthies und Oldschool-Soulvibes. Mehr Blues als Rock. Bestes Beispiel dafür ist „It's Up To You Now“, das eigentlich alle Meckerer in die Schranken weisen müsste. Das große Problem von „Turn Blue“ scheint zu sein, dass die meisten Lieder in die gleiche Kerbe schlagen. Man würde sich ein paar mehr Ausreißer mit veränderter Geschwindigkeit wünschen. Davon abgesehen ist „Turn Blue“ aber ein gutes Album mit viel Potential. Lieder wie „10 Lovers“ oder „Year In Review“ brauchen einfach noch ein wenig Zeit zum Atmen. Wahrscheinlich kann es auch nicht schaden, beim Hören der Musik auf die sich drehende blau-pinke Platte zu starren. Dann wird man sich nicht mehr so schnell von „Turn Blue“ losreißen können.

Lisa Dücker

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