Rezension

Son Lux

Lanterns


Highlights: Alternate World // Easy // Lost It To Trying // No Crimes // Plan The Escape
Genre: Experimental Pop // Klassik // Elektro
Sounds Like: Sufjan Stevens // Sin Fang // Hjaltalín // James Blake

VÖ: 25.10.2013

Laternen! Könnte man einen passenderen Album-Titel wählen, einen schöneren, zuversichtlicheren, für die anstehende kalte, dunkle Jahreszeit? Ryan Lott, alias Son Lux, meldet sich mit einem neuen Album zurück und schenkt uns damit bunte Lichter, mit jedem Song gleich unendlich viele, die strahlen und glänzen, oder auch mal blenden.

Mit einem Flackern, einem Trillern beginnt "Lanterns". Es schleicht sich langsam an, um schon im ersten Song gewaltig aufzufahren. Mit einem plötzlichen Aufleuchten, mehrstimmigem Chorgesang. "Make What We Believe / Don&'t We / Make What We Can" wird da verkündet und tatsächlich gleich alles gegeben.

"Easy" zeigt sich einerseits mit einlullenden, monotonen Wiederholungen, anderseits mit den im Hintergrund immer wieder erscheinenden, geisterhaft jammernden Tönen und den tiefen Bass-Bläsern, die zum Ende hin auch noch ihren Ausbruch schaffen. "No Crimes" folgt gleich darauf und ändert die Stilrichtung brachial. Mit weiblichem Hintergrundgesang, einem treibenden Rhythmus und Lotts mitreißender Stimme wirbelt der Song dem Hörer um die Ohren, mit einer solchen Wucht und Freude, dass einem schwindelig werden kann. Die bunten Lichter fliegen geradezu am inneren Auge vorbei, immer schneller, wie auf einer Karussellfahrt. "Pyre" pendelt die Geschwindigkeit wieder ein, ist dabei aber nicht weniger überwältigend.

Da das Vorgängerwerk "We Are Rising" im Rahmen eines Wettbewerbs entstanden ist, hatte Lott gerade mal einen Monat Zeit, es fertig zu stellen, von der Ideenfindung bis hin zum aufgenommenen Endprodukt. Ein knapper, komprimierter Zeitraum für einen so gewaltigen Prozess, aus dem neun Songs von geballter Kreativität und Genialität hervor gegangen sind. Für "Lanterns", den Nachfolger, hat sich Lott nun zwei Jahre Zeit gelassen. Vielleicht musste er seinen Ideenvorrat auch erst einmal wieder aufladen. Aber auch "Lanterns" ist genial, vereint noch mehr Elemente aus der klassischen Musik mit elektronischer Musik zu vielschichtigen, pompösen Arrangements.

Chorale Gesänge, Streicher, die unterschiedlichsten Bläser, von Flöten über Saxophone, Hörner, dann Glockenspiele, Klavier, Synthies, Drums und tiefgehende Beats, all das verwebt Lott zu großartigen Kompositionen. Die sind immer kurz davor, überladen zu wirken, da sie sich bis ins Unendliche zu erweitern scheinen. Hier noch ein wummernder Beat, dort noch ein Querflötenflattern und als Höhepunkt und doch ganz nebenbei noch ein mehrstimmiger Chor. Dank Lotts Feingefühl, genau im richtigen Moment aufzuhören und mit einer Wiederholung oder einem einzigen leisen Klavieranschlag wieder einzusteigen, ist der Hörer ständig gefordert, aber nie überfordert. Es gibt unglaublich viel zu entdecken auf "Lanterns", aber man kann das Ganze ebenso gut einfach nur genießen.

Dass Ryan Lott seine unendlichen Ideen nicht alleine umsetzen konnte, liegt auf der Hand. Darum hat er sich wieder einmal viele Freunde zur Unterstützung eingeladen. Ein beeindruckendes Ensemble von Musikern und Sängern hat somit an "Lanterns" mitgewirkt, unter anderen Chris Thile (The Punch Brothers), Peter Silberman (The Antlers), DM Stith, Lily & Madeleine, Darren King (Mutemath), Ieva Berberian (Gem Club) und yMusic (Dirty Projectors, Bon Iver). Gemeinsam schaffen sie es, Lotts gedankliche Kompositionen zum Leben zu erwecken und zum Leuchten zu bringen, in allen erdenklichen Farben.

Marlena Julia Dorniak

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"Lost It To Trying" im Stream
"Easy"
"Easy" Remix feat. Busdriver

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