Rezension

Niels Frevert

Putzlicht


Highlights: Immer Noch Die Musik // Leguane // Putzlicht // Dieser Moment
Genre: Singer/Songwriter // Pop
Sounds Like: Gisbert zu Knyphausen // ClickClickDecker // Spaceman Spiff

VÖ: 06.09.2019

„Ich suchte nach Worten für etwas, das nicht an der Straße der Worte lag“, singt Niels Frevert im gleichnamigen Song seines inzwischen sechsten Albums. Welch eine schöne Begründung dafür, dass man wieder fünf Jahre bis zum neuen Output des Songwriters aus Hamburg warten musste. Für alle Orientierungslosen, Hoffnungslosen, Verunsicherten und Sehnsüchtigen war das trotzdem eine verdammt lange Zeit. Denn wer versteht sie eigentlich besser als Niels Frevert? Kaum jemand legt so schonungslos ihre Wunden offen und klebt gleichzeitig ein großes Pflaster drauf.

Doch das Warten hat sich mehr gelohnt denn je. Jeder Song auf „Putzlicht“ erstrahlt mit wunderbaren Melodien, tollen Gesangsharmonien und den abermals großen Lyrics, die zielsicher Herz und Bauch treffen. Während auf dem Vorgänger „Paradies Der Gefälschten Dinge“ die Arrangements ab und an noch über das Ziel hinausschossen, sind sie hier on point. An den richtigen Stellen werden die Streicher ausgepackt, Background-Vocals runden viele Stücke ab und wenn Zurückhaltung gefragt ist, wird trotzdem sofort auf Niels Frevert allein reduziert. Das Ganze wird dann auch noch veredelt mit einer perfekten Produktion. Mehr kann man nicht wollen.

Mit dem vielleicht besten Song des Songwriters geht es sogar direkt los. „Immer Noch Die Musik“ atmet einen Hauch Radiohead und die Message verkörpert im Prinzip alles, für das Niels Frevert steht: Wenn dir das Leben noch so sehr in die Fresse schlägt, dann ist da immer noch die (sprich: seine) Musik. Frevert ist kein Therapeut, aber eine Schulter zum Anlehnen. Und nach wie vor ein verdammt guter Beobachter. Im fantastischen Titelsong rekapituliert er beispielsweise das erschreckende und doch irgendwie schöne Ende einer Partynacht, nachdem im Club die Lichter angehen. Jede/r wird diesen Song nachfühlen können.

Und das ist ja sowieso die große Stärke von Niels Frevert: Den/die Hörer/in in scheinbar harmlosen Alltagsmomenten abholen und die dahinter verborgenen Gefühle offenlegen. Das schafft Verbundenheit. Seit nunmehr über 20 Jahren. Aber nie ist das Frevert besser und eindrücklicher gelungen als auf „Putzlicht“. Es scheint, als habe er die richtigen Worte abseits der Straße gefunden.

Benjamin Köhler

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