Rezension

Los Campesinos!

Sick Scenes


Highlights: I Broke Up In Amarante // 5 Flucloxacillin // Hung Empty
Genre: Indiepop
Sounds Like: Architecture In Helsinki // The Wombats

VÖ: 24.02.2017

Erinnert sich eigentlich noch jemand an Los Campesinos!? Na klar, das waren doch die Hyperaktiven mit dem Glockenspiel, wissen die Kenner. Und als das dann mit jedem Album weniger Einsätze bekam, waren dann auch Los Campesinos! nicht mehr so interessant. Auch wenn es stimmt, dass die Waliser in ihren Anfangstagen hauptsächlich für infantilen Krach mit allerlei Geklimper standen, greift man viel zu kurz, wenn man sie auch heute noch darauf reduzieren will. „Sick Scenes“ ist nämlich auch mit sehr spärlichem Glockenspieleinsatz ein sehr gutes Indiepop-Album geworden.

Das sechste Album von Los Campesinos! ist dabei weit mehr als das Erstlingswerk „Hold On Now, Youngster…“ mit Ritalin. Stattdessen gibt es abwechslungsreichen Pop, der zwar auch mal ernst daherkommt, aber dabei nie langweilig wird. „A Slow, Slow Death“ ist so ein Lied, oder auch „5 Flucloxacillin“. Hier geht es (wie überhaupt häufig auf der Platte) um mentale Gesundheit und den Umgang damit: „I still feel much the same, 31 / and depression is a young man’s game.“ Aber keine Angst, die Herren und Damen Campesinos! lassen sich von solchen Nichtigkeiten wie psychischen Problemen und Herzschmerz nicht davon abhalten, unterhaltsame und eingängige Popsongs zu schreiben.

„I Broke Up In Amarante“ geht gut nach vorne und würde auch rockigeren Bands gut zu Gesicht stehen und am Ende des Albums geht’s erst richtig los. „For Whom The Belly Tolls“ hat nicht nur einen cleveren Titel, sondern auch einen Refrain zum Abgehen. „Got Stendal’s“ ist zwar hauptsächlich mit Klavier und Drums instrumentiert, eignet sich aber hervorragend dazu, sich im Indieclub tanzend treiben zu lassen. Mit „Hung Empty“ beendet das interessanteste und eingängigste Lied die Platte, in dem es darum geht, wie sehr man vom Alltag ausgelaugt wird. Dafür animieren aber sowohl Bridge als auch Refrain zu Enthusiasmus beim Mitsingen und rhythmischer Bewegung. Und all denen, die jetzt trotzdem nach dem verdammten Glockenspiel rufen, sei noch eine Zeile aus „Hung Empty“ mit auf den Weg gegeben: „Not right to call this old age / but it certainly ain’t youth no more.“ Nach zehn Jahren und sechs Alben wird ein wenig Weiterentwicklung ja wohl erlaubt sein. Zumal wenn sie weiter in Richtung spannender, eingängiger Indiepop geht.

Lisa Dücker

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"5 Flucloxacillin"

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